Morgens weck ich dich
abends deck ich dich
sorgsam zu.
Mittags koch ich dir.
Du fragst: Hilfst du mir,
eine Ritterburg zu baun?
Vorher lachten wir
und dann gingen wir:
du mit mir
ich mit dir
durch die Stadt.
Gibt so viel zu sehn
und wir bleiben stehn
wo du magst.
Schaun den Wolken nach,
spielen Fangen, ach,
war das schön.
Dann die Dunkelheit:
bringt viel Müdigkeit
bald zu dir.
Lieb', musst schlafen gehn,
lass die Ritter stehn,
du hast heute doch
schon genug gesehn
von der Welt.
Schau, dein Köpfchen
hängt schon herab.
Ja, ein Märchen noch
aus der alten Zeit,
das ich nur für dich
aufgeschrieben hab
und 'nen letzten Kuss
auf dein weiches Haar.
Morgen weck ich dich:
und jetzt deck ich dich
sorgsam zu.
Kommentare
Ein zauberhaftes Gedicht. Hier wird mit Geborgenheit und Liebe die Kindheit umarmt. Schön!
LG Monika
Danke, liebe Monika. Deshalb hatte ich auch ganz viele Jahre lang einen wirklich süßen Spatz bei mir zu Hause, den man nur loben konnte. Es wäre zu schön, würde mein mittlerweile "großer Spatz" (nicht mein ureigener Vogel; das ist eine andere Sache) das jetzt lesen.
Liebe Grüße,
Annelie