ANTIPSALM

Bild von Robert Staege
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In Oświęcim*, Bełżec und Treblinka zu singen.

Der „Herrenmensch“ ist mein Bewacher,
mir fehlt es an allem.
Auf der grünen Au habe ich keinen Zutritt,
und frisches Wasser ist mir versagt.
Er peinigt meinen Körper und meine Seele.
Er jagt mich von der Straße
um meines Namens willen.
Da ich im Tal der Todesschatten dahinvegetiere,
befürchte ich das Schlimmste,
denn er ist bei mir.
Sein Stock und seine Peitsche züchtigen mich.
Er baut für mich einen Galgen
und stellt mich vor Erschießungskommandos.
Er beströmt mich mit Gas
und flößt mir Gift ein.
Böses und Unbarmherzigkeit werden mich mein Leben lang bis zum Tode verfolgen,
und werde für immer kein Zuhause mehr haben.

* = Auschwitz

Geschrieben zum 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des KZs Auschwitz-Birkenau. Der 27. Januar ist Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust sowie Deutscher Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch wenn in der sog. „Vortragsanweisung“ nur die drei großen Vernichtungslager genannt sind, widme ich diesen Text (der an den 23. Psalm angelehnt ist) ALLEN Opfern des verbrecherischen Nazi-Regimes, wo immer sie auch gequält wurden, gelitten haben und den gewaltsamen Tod fanden.

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