Kosmische Wiege zwischen Lederwänden

Bild zeigt Anouk Ferez
von Anouk Ferez

Hattest dich einfach
tief in mein Leben gelehnt,
Junge mit dem Fuchsgesicht
und dem Polarstern in den Augen.
Du mit deinem baumdicken Zauberbuch,
der du die ersten aufreizend leeren Seiten
einfach sich selbst schreiben ließest.

Eine kosmische Wiege zwischen Lederwänden,
in der eine unklassifizierte Wesenheit
sich weise eine Wirklichkeit formte
– bevor wir beide, du und ich,
Junge mit dem find-mich-Blick,
lebensblind die Regie ergriffen:

Ungetaktet.
Ungeachtet.
Ungestüm.

Ich ein Stück und du ein Stück…
Und durch das Wechselspiel der Feder
in unseren schaffensdrängenden Händen
sind in deiner Welt stets aufs Neu
die Prinzen rosig wiederauferstanden,
die ich – vorm ersten Kusse mit der Liebsten –
Kraft meiner kienschwarzenTinte
beizeiten hab erblassen lassen.

Doch mit jedem hungrigen Herbst,
der die Blätter von den Bäumen
und unsere gemeinsamen Schuljahre
wie gezuckerte Zimtäpfel fraß,
verlor auch unser Buch an Blättern,
Junge mit dem großen Schweigen
mitten im Gesicht.

Welch‘ wunderbarer Geschichtenerzähler
übernahm auf höherer Ebene das Ruder,
als wir uns schon erwachsen wähnten…
Obschon wir noch das Zulebenlernen
erlernen mussten, ob unserer
schulinduzierten WISSEN- doch nicht WEIS-heit.
Obschon wir erst erwachsen wurden,
als wir wieder Kind in unsren Kindern wurden.
Und ich hoffe, er setzt noch lange kein Ende
unter unsere zauberhafte stille Mär.

-für den Jungen mit dem Polarstern in den Augen und dem Fuchsgesicht-

Gedichtform: