In angemessener Unvernunft

Bild von Alf Glocker
Bibliothek

Wenn ich mir, in angemessener Unvernunft, die allgemeine, sagen wir mal unpassender weise, „Sachlage“ betrachte, dann komme ich auf die seltsamsten Ideen. Welche davon kann ich, können wir brauchen und was brauchen wir überhaupt? Brauchen oder missbrauchen fällt mir dabei ein, denn ich selbst fühle mich ja auch missbraucht! Brauchen wir mich denn überhaupt? Und wenn ja, wozu?

Nun – was bin ich? Ich lüge nur wenn’s unbedingt sein muss, und wenn, dann nur in persönlichen Belangen. In geschäftlichen Angelegenheiten bin ich eine glatte 0! Ausgerechnet dort, wo es aufs Lügen besonders ankommt. Ich bin kreativ, natürlich und vor allen Dingen beruflich – ausgerechnet dort wo es leider überhaupt nicht drauf ankommt. Schließlich bin ich Künstler! Da käme es vielmehr drauf an sich selbst, möglichst kreativ zu verunglimpfen, damit man überhaupt wahrgenommen wird. Ich will aber gar nicht wahrgenommen werden. Folglich bin ich auch dort eine glatte 0!

Gebraucht werden zu allen Zeiten aber Leute, die sich groß aufblasen können. Die sind zwar völlig unbrauchbar für die Gesellschaft, aber gut fürs Geschäft! Gebraucht werden auch Leute, die Absurditäten von sich geben, Dogmen zum Beispiel! Leute, die anderen Leuten einreden können, sie seien nichts ohne den Glauben (egal welchen) Die sind zwar für die Gesellschaft absolut unbrauchbar, aber gut fürs Geschäft. Alleine ihre unangenehm schmarotzende Gegenwart schon sorgt für schwunghaften Handel. Dagegen bin ich eine Ober-0!

Ich missbrauche auch niemanden, von den wenigen Kreaturen – weiblichen Geschlechts einmal abgesehen, die ich dafür verwenden durfte, von mir geachtet und geliebt zu werden, wie sie es gar nicht wollten, da ich für ihre Zwecke so viel wie gar nicht verwendbar war. Getan habe ich trotzdem was mir Spaß macht, blauäugig wie ich nun mal bin. Aber es gibt ja auch Menschen, die nicht kreativ sind, nicht aufgeblasen, nicht falsch und nicht blauäugig. Sie scheinen dafür da zu sein, von anderen missbraucht zu werden, denn was sie wirklich können ist arbeiten! Sie sind absolut keine Nullen!

Was der Staat braucht ist klar – und wen er missbraucht ist auch klar. Denn er besteht schließlich nicht nur aus Nullen (aus Leuten wie mir), sondern aus aufgeblasenen Selbstdarstellern, die es dringend nötig haben vorhandene Kräfte effizient zu kanalisieren, so daß, am Ende, viel für wenige herauskommt. Die große Mehrheit der brauchbaren Missbrauchsfähigen folgt ihren Einschätzungen treu doof, wie auch berechnend nach, um nicht alleingelassen da zu stehen, obwohl sie damit genau das erreichen! Wissen wollen sie es aber nicht!

Wahr ist nur, daß sie eben meistens unkreativ sind, daß sie vorgekauten Dogmen folgen, sich von Verführern und Schmarotzern missbrauchen lassen, um, im Anschein der Brauchbarkeit vor sich hin zu vegetieren. Das ist notwendig! Es stärkt die Gesetze, es fördert die Mächtigen und es macht diejenigen völlig verrückt, die sich fragen, wo man sie brauchen könnte, wenn doch alles auf den Missbrauch ausgerichtet ist, weil ohne diesen, verordnet von oben, nichts funktionieren kann. So kommt vor allem der zu Ehren, der sich missbrauchen lässt und dadurch seinen schwunghaften Handel betreibt, damit er mehr ist als eine 0.

Er ist, auf der international vorgeeichten Brauchbarkeitsskala, eine Minus1-9! Das sind wenigstens anerkannte Größen! Alles zusammen ergibt ein schmutziges Lied: Brauchbarkeit ist Unbrauchbarkeit, weil sie sich nicht missbrauchen lässt, das Aufgeblasene ist leistungsstark, weil es ganz danach aussieht, zumindest für Missbrauchbare, und Blauäugige sind Nullen, weil sie vom Geschäftemachen nicht die leiseste Ahnung haben. Das ordnet die Welt und veranlasst mich in angemessener Unvernunft, eine, sagen wir mal unpassender weise „Sachlage“ zu betrachten, bei der mir die seltsamsten Ideen kommen!

Veröffentlicht / Quelle: 
Auf anderen Webseiten

Interne Verweise

Kommentare

18. Sep 2015

Als Autor keine Null, gewiss -
Der starke Text hat echten Biss!
LG Axel

18. Sep 2015

Phhhhu ...
Ja , brauchen schon
es trifft den Ton !
Entspannte Abendstunden wünschend
Eva

18. Sep 2015

Starke Zeilen,lieber Alf!!!!!!
Liebe Grüße,
Angélique

20. Sep 2015

Getroffen ... haargenau wie immer in deinen Werken! LG!

20. Sep 2015

Ich danke Euch!

LG Alf