Luisa - Page 2

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Drohung oder war er nur enttäuscht über den nicht zustande gekommenen Verkauf? Ich glaubte zu spüren, dass der Mann mehr wusste, als er sagen wollte.
Am nächsten Tag war Luisa verschwunden. Ich war erschrocken. Auch das Spinnennetz war nicht mehr da? Unter größter Vorsicht suchte ich den Fußboden ab, um den kleinen Kadaver zu finden. Sollte sie nur die wenigen Tage gelebt haben? Obwohl, ich wusste ja nicht, wie alt sie war, als ich sie das erste Mal sah. Doch wie dem auch war, ich fand Luisa nicht mehr und das, obwohl ich stundenlang suchte. Könnte ein Tier sie gefressen haben? Das würde erklären, warum das Netz nicht da war. Dann kam mir ein schrecklicher Verdacht, sollte dieser Insektensammler aus Bergen sie gestohlen haben? Wie war noch sein Name? Volker Puttmann ja genau. Doch ich konnte nichts am Fenster und Türen finden, das auf einen Einbruch schließen ließ.
Dann aber rief ich ihn an, nicht um ihn zu beschuldigten, doch meine Sorge und Unsicherheit verlangte, dass ich mit jemandem rede. Doch seine Antwort verunsicherte mich noch mehr:
"Seien sie doch froh! Aber das Glück werden sie nicht haben. Die Spinne kommt wieder."
Das brachte mir überhaupt keine Beruhigung und beschloss die Suche auszudehnen. Wenn möglich könnte ich vielleicht Luisas Mörder finden und sie rächen. Aber der Tag verging ergebnislos. Und mit dem erschreckenden Aussehen eines aus einer geschlossenen Anstalt entsprungen Irren fiel ich erschöpft und verschmutzt ins Bett.
In dieser Nacht träumte ich von Luisa. Es war nicht das erste Mal das dies geschah, aber diesmal waren es Albträume. Luisa schien mit mir kommunizieren zu wollen. Doch sie war sehr viel größer, erschreckend groß und begann sich zu verändern. Ihr schöner Leib, den ich zum Entsetzen derer die mich hörten, mit dem einer jungfräulichen Göttin verglich, verlor selbigen. Die Farbe wich einer dunklen Behaarung. Und mehr und mehr erschien sie einer Tarantel zu ähneln. Einer riesigen behaarten Spinne, wie jene die ich immer panisch fürchtete. Sie versuchte sich mit mir zu paaren ich wehrte mich dagegen und fühlte mich im Traum, wie sich wohl ein jedes Opfer einer Vergewaltigung fühlen würde. Sie, die Spinne, erzählte mir und zeigte eine alte Welt unter der Erde. In dunklen Stollen und Gängen ohne Licht, wo ihr Volk seit Urzeiten lebte und lauerte auf Nahrung, zu denen auch Menschen zählte oder seltsame humanoide Wesen, die ich nicht bestimmen konnte. Aber Luisas Volk war älter als die Menschheit. Und nachdem was ich verstand waren es einst andere Wesen gewesen, deren Urahn nur die Gestalt einer übergroßen Spinne annahm, um schrecken zu verbreiten. Doch nun schien dieses Spinnenvolk um seine Existenz besorgt.
Erleichtert erwachte ich, doch mein rechter Unterarm schmerzte. Ich musste mich während des Albtraumes herumgeworfen haben und irgendwo gegengestoßen seien. Es gab zwei winzige Blutstropfen und etwas wie Nadelstiche, zwei um genau zu sein, parallel verlaufend aber schon verkrustet. Nur ein dunkler Fleck umrahmt beide und sah nach einem Bluterguss aus. Mein nächtlicher Stoß, wo immer mein Arm letztlich auch gegen gestoßen war, musste hart gewesen sein, denn es schmerzte.
Als ich aus dem Fenster blickte, war es noch dunkel, es könnte gar nicht so viel Zeit vergangen sein. Doch ein Blick auf die Uhr belehrte mich etwas Besserem. Offenbar hatte ich einen ganzen Tag im Albtraum verschlafen. Ich konnte mir das nur mit starkem Fieber erklären, denn auch mein Bett war mit Schweiß getränkt.
Der Gedanke einen Arzt aufzusuchen wurde verdrängt, als ich merkte, dass Luisa wieder da war. Sie hatte ein komplettes Netz fertig und das am gleichen Ort wie früher. Ich nahm an das meine wahnhaften Handlungen, die mich ehrlich gesagt selbst erschrecken, sich nun erledigen würden und alles sein werde wie früher. Obwohl, wenn ich mich recht erinnere, bereits vor dem Verschwinden von Luisa hatte ich mich seltsam benommen.
Der Schmerz in meinem Arm verebbte zwar, nicht aber der Bluterguss. Zu meinem Schrecken wuchs er und schien anzuschwellen. Dies geschah nicht plötzlich, sondern über den Zeitraum einer Woche hinweg. In diesen träumte ich zwar immer noch von Spinnen, aber ich empfand sie nicht mehr beängstigend und Albtraumhaft. Und erklärte mir meinen einstigen Traum, der mir nun so fern und lächerlich erschien, mit dem Fieber. Zwar beunruhigte mich der Bluterguss, der auch schien seine Form beim wachsen zu verändern, doch da er nicht mehr schmerzte, legte ich keine große Aufmerksamkeit darauf.
Luisa schien die Alte wie eh und je, nur kam sie mir größer vor. Sie saß in ihrem Netz regungslos und als lausche sie den Worten, die ich an sie richtete.
An einem dieser Tage erhielt ich überraschend einen Anruf von Volker Puttmann und er erkundigte sich danach, ob die Spinne wieder zurückgekommen sei und ob ich ein Mal einer Spinne am Körper habe. Verwundert bejahte ich Ersteres und verneinte Zweiteres. Dies war alles, er beendete das Telefonat ohne ein weiteres Wort. Aber er hatte eine Unruhe in mir gelassen, insbesondere da anschließend ich zu meinem Schreck wahrnahm, dass der Bluterguss an meinem rechten Unterarm die Form einer Spinne anzunehmen schien. Ich versuchte mir das mit der Kraft der Suggestion zu erklären, ausgelöst durch den Anruf von Puttmann und einem debilen Geisteszustand, der vom Fieber verursacht worden war.
Nachdem eine weitere Woche vergangen war, gab es allerdings keinen Zweifel mehr daran, dass der Bluterguss nicht abnahm und nun einer Spinne glich. Ihr graziler, wohlgeformter Körper war braun und auf dem Rücken schwarz gestreift. Ich befürchtete wahnsinnig zu werden. Nervös und panisch und mangels Geldes um einen Psychologen um Rat zu bitten, suchte ich im Internet nach der Erklärung für Träume von Spinnen. Doch beruhigte mich all dies nicht!
Die Spinne wurde als dunkle weibliche Kraft assoziiert, die geduldig auf ihr Opfer wartet. Dieses Opfer konnte auch in sexueller Hinsicht verstanden werden. Wobei der sexuelle Akt sich als Bisse äußert. Im Traum steht sie für Verschlagenheit und für das Künstlerische im Träumenden. Für andere gilt die Spinne als ein Symbol für den Orgasmus. Der Träumende befürchtet, dass ihm Kraft und Energie ausgesaugt werden, nicht nur beim Sex. Vielleicht hat er sich auch in einer Sache verrannt, aus der er jetzt nicht

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Mit Absicht wird die Geschichte nicht komplett aufgelöst, ich will das Geheimnis nicht vernichten. Ich schreibe Kurzgeschichten, als Zyklus, sie greifen ineinander über und werden manchmal in anderen Geschichten weitergeführt.

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