Von Hamburg zum Horizont

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von Willi Grigor

In Hamburg war ich einst daheim,
in mir noch lebt von ihm ein Keim.
Erinnerungen zeigen sich,
manche überraschen mich:

In Hamburg, nah des Meeres Rand,
saß träumend ich am Elbestrand.
Ich sah den Schiffen hinterher
auf ihrem Weg zum weiten Meer.
Ich schloss die Augen, ging an Bord.
Wohins mich zog? Aufs Meer, weit fort.

Ich trieb durch unendliche Weiten,
mein Ziel, das war der Horizont.
Ich wollte ihn ein Stück begleiten,
das tun, was bisher niemand konnt.
Bei ihm sich Meer und Himmel küssen,
der Dämm'rung Licht, die dunkle Nacht.
Der Horizont wirds wissen müssen,
warum dies Menschen glücklich macht,
warum das Glück bei ihm sich sonnt.

Ich traf ihn, stellte meine Fragen,
er freundlich seine Meinung sagt':
"Der Mensch will unerbittlich jagen,
das Glück - dabei sich selber jagt.
Und sieht er dann, in weiter Ferne,
am Horizont ein Liebespaar,
- wie Tag und Nacht sich küssen -
dann wird er froh und frei und schwärmt,
sich wünscht, dass doch auch ihn er wärmt,
der Ort des Glücks, der Horizont."

Der Horizont hat mich gelehrt:
"Die leere Weite ist viel wert."
Ich war benommen, ganz entrückt...
und wachte auf, am Strand, beglückt.

Mein Hamburg, Hafen-, Hansestadt,
die wunderbare Gabe hat:
Es lässt der Meere Glanz mich schaun,
mich Träume, Fantasien baun,
so wie ich's mag - allein, im Traum.

© Willi Grigor, 2018
Aus dem Leben

Hamburger von 1963-64
Siehe auch zugehörige Texte:
literatpro.de/gedicht/150519/liebe-freunde-ich-bin-reich
literatpro.de/prosa/010217/de-2011-freundliches-wiedersehen-mit-hamburg
literatpro.de/gedicht/021017/spur-in-einem-wanderherz

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