Von kleinen und großen Schweinen

Bild von noé
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Untertänigst beugen sie
ihre abgewetzten Knie
vor der Allmachts-Industrie.

Wieder mal hat „man“ getagt ...
weil der Schweinezüchter „klagt“,
hat man – wie gewohnt – versagt.

Schließich gab es die Erklärung
einer „Wettbewerbsverzerrung“
in der Schweinefleischvermehrung.

Auch diesmal sind’s die Dollarzeichen,
da sechs Jahre doch nicht reichen,
Ferkelquälerei zu streichen!

Wirtschaftswerte überwogen.
Unbetäubt wird so vollzogen
das Entfernen kleiner Hoden ...

Vielleicht in weiteren zwei Jahren
fände man wohl ein Verfahren
„leidenslos“ Geld einzusparen.

Kleine Schweine müssen leiden,
weil große sich am Reibach weiden.
Vielleicht wär ein Verzehr zu meiden ...?

© noé/2018
Ein persönlicher Kommentar:
Junge Eber werden durch den Bauern nach der Geburt ihres „Gemächtes“ beraubt – gängige Praxis, ohne Betäubung, mit einem schnellen „Schnitt“ und durch Herausreißen –, damit das „produzierte Schweine-fleisch“ keinen unangenehmen Ebergeschmack bekommt. In der Groß-Tier-Produktion ginge eine dem Tierschutzgesetz (nach welchem der Mensch verpflichtet ist, der ihm „anvertrauten Kreatur“ unnötiges Leiden zu ersparen) entsprechende, der Kastration vorausgehende Betäubung natürlich mächtig ins Geld. Trotzdem beschloss „man“ vor fünf Jahren, ab 2019 (!) diese krude Praxis zu verbieten.
Nun aber stehen „wichtige“ Wahlen in vorwiegend Agrarländern an und „Bauern“ sprechen dort mit mächtiger Stimme. Eine davon verkündete gestern im TV, man könne eine solche tiefgreifende Verordnung schließlich nicht „von heute auf morgen“ umsetzen („Vorbereitungszeit“ 6 Jahre!!), angesichts der herrschenden Praxis in nicht-deutschen Ländern würden die dadurch entstehenden Kosten die Wettbewerbsbedingungen deutlich verschlechtern und man wäre in der Folge auf den Import von billiger „hergestelltem“ Schweinefleisch angewiesen. Mir kommen die Tränen ...
Dank einer Politik „sin cojones“ (große Koalition oder nicht) wurde eine Umsetzung – in gewohnter Manier – wiederum in die Zukunft verlagert und weitere Ferkelgenerationen dürfen sich in den kommenden zwei Jahren auf weitere einschneidende Erlebnisse freuen.
Schmeckt’s?
(s. auch: https://www.zeit.de/2018/41/ferkelkastration-betaeubung-massentierhaltung-tierschutz-koalition)

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Interne Verweise

Kommentare

05. Okt 2018

Sie sind uns doch sehr ähnlich - schlau und sozial!
(Wahrscheinlich macht man ihnen darum das Leben zur Qual ...)

LG Axel

05. Okt 2018

eine einzige Sauerei.
Die letzte Zeile gilt.Tiere essen ? Man sollte es lassen.
LG
ulli

05. Okt 2018

Auch deine Überschrift ist zu würdigen, liebe noë.
LG U.