kurze Weile

Bild von Dirk Tilsner
Bibliothek

Ich sitz‘ wie Krösus auf dem Throne 
in einem Kirschbaum. Überall 
um mich herum, bis hoch zur Krone 
lockt‘s rot und prall. 

Ich strecke gierig meine Zunge 
nach der Verheißung voller Saft. 
Die Lust presst sich in Herz und Lunge, 
mit wilder Kraft. 

Ich greife, wie um mich zu rächen, 
des Leibes letztes Elixier. 
Es spritzt und strömt in hundert Bächen. 
Jetzt bin ich Tier. 

Dann tönt die Stimme, fast vergessen, 
aus jenem Schatten unterm Baum. 
„Du sollst hier pflücken und nicht fressen!“ 
Und aus der Traum.

Mehr von Dirk Tilsner lesen

Interne Verweise

Kommentare

11. Mär 2020

Unser Onkel hatte uns aufgetragen, beim Kirschen pflücken ständig zu pfeifen!

12. Mär 2020

Hallo Peter, ja das war auch ein möglicher Trick, mit halb-vollem Mund zu pfeifen :)

LG
Dirk

11. Mär 2020

Obwohl wir auch Kirschen hatten, waren die, in Nachbars Garten, viiieeel leckerer natürlich. :)

Tolle Zeilen, lieber Dirk! Da werden Kindheitserinnerungen wach. :)

Herzliche Grüße
Ella

12. Mär 2020

So ist es, Ella, die Erinnerung an die Kindheit hat mich wohl auf die Idee gebracht
Dankend lieben Gruß
Dirk

11. Mär 2020

Sehr kurze Weile … in deinen Zeilen :-)

Liebe Grüße
Soléa

12. Mär 2020

Hallo Soléa
Je kürzer die Weile, um so weniger Bauchschmerzen am Abend. Alles hat auch irgendwo seine gute Seite :)

LG
Dirk

11. Mär 2020

Kurzweiligkeit verzichtet auf Eiligkeit !
Toller Text.
HG Olaf

12. Mär 2020

Danke Olaf
Wenn ich bei meiner Mutter daheim über die Straße schaue, sehe ich noch einen der 'alten Freunde', d.h. längst verkrüppelt und ohne Früchte. Das war mal Opa's Garten. Schluchz ...

LG
Dirk