Der Winter - unbeirrt - nimmt seinen Fortgang -
schneelos sind nicht allein die frostig klaren Nächte.
Vor Hausfassaden und in Eingängen: Geschwächte
lauschen vermummt der Kirchen schwerem Glockenklang.
Früh legt sich Raureif und die Dächer trinken Nebel.
Vor einem Garten sitzt ein alter Kater rum und klagt.
Im Dunst ist schwach der Mond zu sehn, ein Silbersäbel,
auf glatte Straßen hat sich eine alte Frau gewagt.
Der Bäcker hat geöffnet schon seit halb fünf Uhr,
die alte Frau tappt scheu verlegen in den warmen Laden.
Hier gibt es Brot, fast frisch, und für die Hälfte nur,
sie hätte auch noch Appetit auf Eierfladen.
Auf einmal stürmt ein Mann mit Maske in die Bäckerei,
verlangt mit vorgehalt'ner Waffe Knete aus der leeren Morgenkasse.
Der gute Meister sinkt dahin mit einem Schmerzensschrei.
Die alte Frau: im Hospital - trinkt Kaffee, aus der Schnabeltasse.
Kommentare
Welch Moritat!
Guter Ausgang jedoch für die arme, alte Frau: Sie hat es warm umd satt für ein paar Tage.
Der Täter wohl auch, aber an anderem Ort.
Traurig für den Bäcker - und die Anwohner, die nun weiter weg schliddern müssen in der frostigen Morgenkälte, um an warme Brötchen zu kommen.
Tolle Geschichte! Regt die Phantasie an.
Danke, noé, du hast mir dann ja auch gleich eine Fortsetzung geliefert, die sich so gut liest, dass man daran weiterschreiben möchte. Irgendeine Serie - über Geschehnisse in Metropolen?
LG Annelie
Warum nicht?
Meinen Segen hast du - nimm ruhig auch "meines" dazu!
Danke, noé. Irgendwann einmal geschieht' s.
Nur nicht heute, weil 's gesundheitlich heut' 'mau' aussieht.
LG Annelie