Einst zog ich in die Welt hinaus

Bild von Johanna Ambrosius
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Einst zog ich in die schlimme Welt hinaus,
Ein Kind noch rein am Herzen und Gemüte,
Es ging kein Engel mit vom Vaterhaus,
Dass er mich vor dem Sündenfall behüte.
Umtost vom Schwarme der Versucher, glitt
Ich aus und fiel, vergebens war mein Beten,
Wie meine arme Seele Qualen litt .
Als mich die Sünde in den Staub getreten.

O böse Zeit, ich denke oft daran,
Wie ich verachtet wurde und gemieden,
Was man mit Spott und Hohn mit angetan,
Kein einzig Auge winkte Trost und Frieden.
Wie mir am Herzen fraß die bitt’re Reu‘
Und Freund und Feinde sich von mir gewendet,
Und jede Stunde man mir stets auf’s neu
Den Wermutsbecher höhnend hat gespendet.

Erbarmen fand ich bei den Menschen nicht,
Des Vaters Herz, es war zu Stein erkaltet,
Die Mutter selbst hielt über mich Gericht,
Mein ganzes Sein, es war in Nichts zerspaltet.
Da hat ein Wort mein Herz heiß entflammt:
Steh auf, noch ist es Zeit, wirf ab die Schlingen,
Wenn dich auch gleich die ganze Welt verdammt,
Dein Gott wird dich zum Sonnenlichte bringen.

Und wieder zog ich in die Welt hin fort,
Und stählt‘ da Herz und stählte meine Glieder,
Kein Händedruck, kein süßes Abschiedswort
Klang sanft mir nach, heiß brannten meine Lider.
Ich hab’ gesühnt, was ich dereinst gefehlt,
Kann frei das Aug‘ zu Gott und Menschen heben,
Und jene, die mich bitter einst gequält,
Sie kommen lächelnd, mir die Hand zu geben.

Frei ist mein Blick und frühlingsfroh das Herz,
Es lacht mein Mund und gibt von vielem Kunde,
Bin aufgelegt zu heit’rem Jugendscherz,
Und trage keine kranke Liebeswunde.
Nur eine Narbe tief in meiner Brust,
Die brennt bis hin zu meinen letzten Tagen, -
Wie einst die Menschen stolz und selbstbewusst
Das Kind gesteinigt und ans Kreuz geschlagen.

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