Erschüttert schnürt der enge Kreis sich weiter
und immer weiter zu. Die lahmen Beine
sind kaum mehr Stütze für den trüben Geist.
Beschämt fast ziehen Wolkenstreifen heiter
an ihm vorbei. Ihn drosselt harsch die kurze Leine.
Die alten Augen blicken wissend in die Ferne,
ins Blau, ins Grün, ins endlos weite Feld
und sagen leise: „ICH seh mehr, als DU je weißt.“
- Und doch ist jener Pferch für ihn die ganze Welt…
Ich knie kurz nieder, mache Rast, berühre
sein stumm gebeugtes, raues Haupt.
Nicht sichtbar ist‘s, doch ich erspüre
ein Maß an Kraft, an Glut, die nie geglaubt
in jenem spröden, greisen Diensthund schwelt.
Sein vager Blick wird kurz ins Jetzt gezerrt.
Durch seinen Körper geht ein Tosen, Schäumen.
Im Strahlenkranz der stummen Aufbegehr
erblick ich, was sein Dasein ihm verwehrt.
Doch zählt nicht das, was ihm so fehlt.
Es misst, was ist. Was in ihm währt.
Und findet Platz in unbegrenzten Träumen.
Ich begegne jenem alten Diensthund oft gemeinsam mit Murphy, unserem kleinen flinken Racker. Der Blick des greisen Schäferhundes, der seinen Geist jenseits seines Pferches spazieren führt, lässt mich nicht los.
Kommentare
Ein wunderschönes Gedicht - erinnert mich in der Sprache und im Aufbau an Rilksche Gedichte. Die Psyche des alten Diensthundes hast Du so gut geschildert; ich sehe ihn vor mir - wie er sich freut, dass ihm Aufmerksamkeit zuteil wird, wie weise er geworden ist. Das sind Zeilen von Dir, die wieder einmal sehr zu Herzen gehen.
Liebe Grüße und danke für das wirklich sehr gute Gedicht,
Annelie
Liebe Annelie, das freut mich sehr! Der alte Hund ist zwar kein Panther , aber ich wollte ihm mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, als das tägliche Leckerli ( das Murphy lieb mit ihm teilt) und das Kopftätscheln. Der arme Kerl lahmt hinten, wohl typisch für Schäferhunde. Murphy zieht jedes Mal an der Leine in seine Richtung und will Nase-zu-Nase sein.
Dass du das Gedicht so gut findest, motiviert mich, mir mal öfter neue Themen zu erschließen
liebe Grüße, danke!
Anouk
Liebe Anouk, ein Wachhund, egal für was er eingesetzt wird und wurde, hat Aufmerksamkeit und Dank verdient und auch so ein schönes Gedicht. Man denke auch an Blinden- und Therapiehunde. „Er“ ist vielleicht des Menschen treuster Freund …
Liebe Grüße
Soléa
Liebe Solea, da gebe ich dir recht. Es gibt so viele Hunde mit unglaublich wichtigen Aufgaben, z.B. der von Dir erwähnte Blindenhund. Hier in der Gegend gibts zum Beispiel auch einen Hund ,der begleitet immer eine Dame im Rollstuhl. Der kommt viel rum und assistiert ihr. Hunde sind tolle Tiere, egal welche "Aufgabe" sie ausführen, und sei es "nur", dass man sie lieb hat, weil sie sind wie sie sind. Für Kinder sind Hunde toll. Meine Kinder können sich "das Leben ohne Hund gar nicht mehr vorstellen".
Liebe Grüße, danke fürs Lesen und kommentieren.
Anouk