Ein Platz, an dem du atmen kannst
und Birken mit dir reden,
wo Wasser an das Ufer schwappt
und Fische auf dich warten
aufs morgendliche Spiel.
Wo Wasservögel zu dir schauen,
Musikanten Nester bauen,
wo Grillen sich im Gras verstecken
und Blumen sich mit Gräsern necken,
wo Winde ihre Späße treiben
mit Wolken, Wellen, Bäumen...
Hier möchte man für immer bleiben -
es ist erlaubt zu träumen.
Ein Platz, der eine Zuflucht war
seit über vierzig Jahren.
Ein Platz, wo Schweigen eine Tugend war
und Stille ein Gesang.
Wir wussten es von Anfang an:
wir werden ihn verlassen.
Doch wollen wir nicht traurig sein,
Erinnerungen bleiben.
Wir wollen lieber dankbar sein
und froh zurück oft blicken.
Und sollt' es dazu kommen,
dass alles man vergisst -
Vergessenheit dann übrigbleibt,
die letzte Zuflucht ist.
© Willi Grigor, 2019
Landleben in Liverud
Kommentare
"Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können." (Jean Paul)
LG Axel
... und erloschene Erinnerungen
sind wie rostige Gleise,
auf denen keine Züge mehr fahren.
LG
Willi
„wo Grillen sich im Gras verstecken und Blumen sich mit Gräsern necken“ – Dein Liverud scheint ein Paradies zu sein; und wenn man es verlassen muss, weil es Zeit ist, dann nimmt man die Erinnerungen mit; danke für Dein melancholisch-schönes Gedicht, lieber Willi …
LG Marie
... Der laue Wind verstärkt Naturgesänge,
ein unsichtbarer Vogel übend singt.
Der Wind steht still und lauscht dem Ton der Klänge,
der unaufdringlich durch das Laubwerk dringt...
Ja, es gibt Paradiese auf dieser Welt. Und alle sind wohl anders.
Wenn das Unverschämte eintrifft, eins zu finden, das ein halbes Leben mit dir - und der Familie - zusammen sein will, dann kann man nur den Kopf schütteln und dankbar sein.
Danke für Deine Worte, Marie
Herzliche Grüße
Willi
Was für ein schönes Gedicht, Willi. Und es schenkt auch Hoffnung, berührend Deine Zeilen (...) Vergessenheit dann übrig bleibt, die letzte Zuflucht ist"
Ein herzlicher Gruß kommt von Ingeborg
Es ist ein Gedicht, aber vor allem
ein Dankeschön, dass wir dieses
Privileg so lange haben durften.
Danke auch an Deine Zeilen, Ingeborg.
Willi