Geheime Vögel, welche unverbrüchlich in Heckenzügen nisten:
So ruhen deine Küsse getreu in meinem Haar – sag wie
gedeihen sie? Es scheint dem Himmel so als wüssten
sie nichts von Trennung - und was die Zeit in unser Antlitz schrie.
So oft fällt durchs Gerippe rührend barer Äste
ein blanker Morgenblick, ein Strahl, rosé getränkt.
Erschaut der Tagtraum meine Transparenz und denkt:
Womöglich waren deine Hände doch nur Sommergäste?
Unglaublich liebeschöpfend, aber leider Vagabunden,
flatterhaft, auf meiner weithin unbewohnten Haut.
Derweil ich dachte, du hättest einen Schrein erbaut,
hast du dich leis, ganz leis, dem Band entwunden.
Unendlich schien mir deine Sehnsucht, die mich nährte,
dein ungestümer Atem, welcher die in mir versteckte
Frau begehrte, formte – erstmalig zum Leben weckte.
Ich hielts für Schicksal, hoffend, dass dies ewig währte.
Doch wie dann und wann das völlig Ungeglaubte
scheinbar doch geschieht: dein Gehen raubte
mir jeden Glauben. Nichts sah ich mehr – nur deine Fährte.
Was meine Seele mehr erschüttert als ein starr belauschtes
Herzverebben ist das Wiesenrauschen; denn Zikaden schneiden
mit ihrem Sang von Sehnsucht in mein Fleisch, darunter leiden
Erinnerung und Jetzterleben. Mit jedem Puls durchrauscht es
mein Sein, mein Fleisch, mein Fühlen. Nichts was mich bewahren
könnte: Deine Flucht zerriss mir jäh den frisch erblühten Leib
und mit ihm alle Sinne, alle Lüste, die ihn aus sich gebaren.
Das, was überbleibt, ist ein zerrissenes Echo deiner Worte,
Schattenrisse unsres Seins, und unsere weihevollen Orte,
die einst florierten, schützen, nach dir flehten: „Bleib!“,
gewähren Obdach nun dem Alb. Aus Liebe wurden dunkle Mahren.
24.7.2017
Kommentare
Dieses sah ich ,
darin steckt ich ,
die Liebe , die schlich weg sich...
LG Micha
Liebe Micha, danke.
Was ist, wenn die Liebe bleibt und der/die, dem/der sie zukommt, geht? Ich frage mich, was schlimmer ist: Liebe, die sich aufzehrt, die einfach schwindet... oder aber der Rückzug eines/r der beiden Liebenden: Wohin mit allem Fühlen?
Liebe Grüße, danke fürs Lesen, Fühlen, Kommentieren
Anouk
Liebe Anouk,
ist es nicht so, dass Menschen , die aufrechte Gefühle haben und dazu die Gabe diese auch zu zeigen, ferner auch die Gabe besitzen diese niederzuschreiben und so auch zu zeigen ? Nur so funktioniert das Prinzip der Empathie, der ich in Deinen Werken oft begegnet bin. Man schreibt sich etwas von der Seele und durchläuft dabei vieles noch einmal. Es ist schon fast masochistisch, mir ging es dabei so.
Ich glaube dass es egal ist, wie die Liebe geht , es ist schlimm für den der zurückbleibt und aufrichtig liebte und wahrscheinlich auch weiterliebt.
Aber dieses Szenario ist Triebkraft der schönsten Werke aller Zeiten, wenn auch aus gebrochenen Herzen entstanden. Ein Poet und Dichter ist es nicht nur auf dem Papier oder im Netz , sondern vor allem im Herzen und im Leben.
alles Liebe wünscht
Micha
Lieber Micha, ich freue mich wirklich aufrichtig über deine Worte.
Oft habe ich im Laufe meines Lebens zu hören bekommen: "Was du machst , ist brotlose Kunst" oder : "Worte, Worte, was sind schon Worte..?!"
Und ich bin oft unter solchen Aussagen zusammengezuckt. Sicher, es sind Taten, die "sprechen", aber Worte, wenn sie aufrichtig gemeint sind, sind die "Vorboten" - zumal oftmals Taten in mancherlei Situation nicht ( oder nicht mehr) möglich sind.
Ich teile, was du sagst: oft sind es sogar der Schmerz und die Leere, die Antrieb für etwas Schönes, Intensives bieten können. Man versucht , gezielt seine Aufmerksamkeit zu lenken, Gefühle "abzuleiten", Trauer , Schmerz oder gar eine art ohnmächtige Wut in etwas Positives zu verwandeln.
So kann ein Gedicht oder eine Geschichte ein "Blitzableiter" sein, ein "Verarbeitungshelfer" und nicht selten kommt man darüber zu Gedanken , zu denen man sich selbst den Anstoß gab -- oder aber zu denen Menschen wie Du, die lieb und einfühlsam kommentieren, den Anstoß gaben.
Ich danke dir vielmals und wünsche Dir alles Liebe und Gute
Anouk
Dieses Gedicht spricht vom Zauber der Liebe, vom Sehnen nach Beständigkeit, vom Verrat und vom Leid. Ein zutiefst anrührender und metaphernreicher Text, liebe Anouk. Weckt in mir Melancholie.
LG Monika
Liebe Monika, so oft frage ich mich, ob es Liebe ohne schmerz gibt. Und was ist der Liebe überwiegt: Zauber? Schmerz? Oder liegt es an jedem einzelnen von uns selbst... Gibt es die eine einzige große Liebe ohne Tragik? Gibt es überhaupt tragikfreie Liebe, oder ist der Schmerz vom ersten Kuss,vom ersten innigen Blick an vorprogrammiert?
Wenn wir Menschen all dies wüssten , würden wir uns trauen ( dennoch) zu lieben?
Ich danke dir fürs Lesen und deinen lieben Kommentar
lG
Anouk
Anouk, dein starkes, leidenschaftliches Gedicht beeindruckt mich tief.
Liebe Grüße - Marie
Liebe Marie, ich danke dir ! Ebenso sehr beeindrucken mich stets Deine wunderbaren Haiku!
lG
Anouk