Eine von Euch

Bild von maruschka
Bibliothek

Ein ruhiger
Sonntagnachmittag,
ich sitze da und
halte die Füße still,

den Blick unscharf
weit gestellt, die
Hände versteckt unter
verschränkten Armen,

langsam atme ich,
mein helles Denken
ist rückwärts gewandt,
zu Euch,

viele wart Ihr, keins
kam zweimal vor,
selbst die Zwillinge –
verschieden,

wir vertrauten
einander, immer
noch sehe ich
Eure unverstellt
lachenden,
fragenden,

klagenden Augen,
das Wesen offen
und verletzlich,
so sind die Kinder,

man muss
ihnen behutsam
auf gleicher Höhe
begegnen.

Euch gewogen
war ich.

Ein Teil von mir
ist eine in der
Einsamkeit
verloren
gegangene
Zehnjährige
geblieben.

Unbewehrt bin ich.
Immer noch.
Eine von Euch.

Interne Verweise

Kommentare

27. Aug 2017

Liebe Marie, allein der zweitletzte Vers ist lesenswerter als eine ganze Zeitung. Ich bin voll und ganz auf deiner Seite. In einer Ecke meines Herzens auch ich: Ein Kind geblieben, einsam, verschreckt, unzugänglich, voller Fragen, auf die niemand eine Antwort geben kann. Auch mein Denken ist an manchen Tagen viel öfter rückwärts als vorwärts gewandt. Ein wichtiges Gedicht ist dir wieder einmal gelungen, das mich nachdenklich macht.

Liebe Grüße,
Annelie

28. Aug 2017

Liebe Annelie, machmal ist man rückwärts gewandt ... und denkt etwas melancholisch an Menschen zurück, die den eigenen Lebensweg begleitet haben. In diesem Fall dachte ich an die vielen Kinder, die mir im Verlauf meines Berufslebens begegnet sind. Viele ihrer Gesichter kann ich immer noch aufrufen. Dass ich mich ihnen so zuwenden wollte, hat zu tun mit dem, was ich als kleines Mädchen erlebt habe. Mit liebem Dank und Gruß - Marie

27. Aug 2017

Liebe Marie, ja, wie schön, dass du deinem Mädchen Raum, Worte und Klang gegeben hast... meine kleine Barbara hat sich darüber gefreut und ist dir entgegen gesprungen....

Barbara

28. Aug 2017

Danke, liebe kleine und erwachsene Barbara, ja,"das kleine Mädchen in mir" hat nach und nach seinen Platz gefunden; ich meinte aber auch die vielen anderen Jungen und Mädchen, mit denen ich (gerne) viel Zeit verbracht habe im Lauf meines Lebens, an sie denke ich oft.

Liene Grüße - Marie

28. Aug 2017

Ja, so habe ich es auch gelesen, liebe Marie. Was wären wir ohne unsere Kindheitserinnerungen. Dir einen schönen Spätsommertag gewünscht!

Barbara

27. Aug 2017

Das Kind tief drin
Sucht keinen Sinn ...

LG Axel

28. Aug 2017

In der Kindheit erfahrene Schmerzen -
sie bleiben lebenslänglich im Herzen …

Danke Axel - und lieben Gruß -
Marie

28. Aug 2017

Zum Kinde zu reifen,
glücklich, wer das vermag,
der kann's Leben begreifen.

LG Monika

28. Aug 2017

Danke Monika, "zum Kind zu reifen" - höre ich zum ersten Mal, das ist eine treffende gute Forrmulierung. Ja, wenn man es schafft, sich selbst als Kind wieder zu entdecken, versteht man den eigenen Lebensweg besser - und lebt leichter.

Liebe Grüße - Marie