Vergewaltigung

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Wenn ich mich auf meinen
einsamen Spaziergängen
auf eine Bank setze,
habe ich das erhabene Gefühl,
dass ich meinen Gedanken
die totale Freiheit gebe,
vergleichbar mit dem Hundebesitzer,
der seinen Hund von der Leine befreit
und laufen lässt.

Wenn ich sie dann später
sortiere und aufschreibe,
habe ich das ungute Gefühl,
dass ich sie zerstückele,
vergewaltige.

© Willi Grigor, 2021
Reflexionen und Gedanken

Interne Verweise

Kommentare

14. Sep 2021

Sind frei - und hassen:
Will man sie fassen ...

LG Axel

14. Sep 2021

Nicht immer machen sie das, was sie sollen -
sitzen in meinem Gehirn rum und schmollen.

LG Willi
Grüsse

15. Sep 2021

... doch nach der Zerstückelung setzen sie sich neu zusammen und bringen letztlich Erkenntnisse ... so geht es mir jedenfalls, wenn ich grübele; lieber Willi. Ich grüße Dich herzlich und schicke Dir ein Gedicht, das ich gerne hier eingestellt hätte ...

Welt im Wandel

Wann haben wir es endgültig kapiert,
dass der Klimawandel auch uns tangiert,
öffnen die Augen, es siegt der Verstand –
denn Fluten verwüsten auch unser Land;

das rasende Wasser, es kam in der Nacht,
als alle im Schlaf, mit unfassbarer Macht,
zu viele Menschen sind hilflos ertrunken
und Dörfer in Monsterwellen versunken;

doch lasst uns nicht nur an eignes Leid denken,
sondern den Blick auf das Ganze nun lenken,
in fernen Ländern herrscht Hungersnot
und mit Sichel und Sense Gevatter Tod,

wir sehen es uns in der Tagesschau an,
wir spenden - und zünden ein Kerzlein an
und bleiben beruhigt, sind hier gut geschützt,
das Dumme ist, dass uns dies wenig nützt;

das Unheil betrifft den gesamten Planeten,
wir müssen handeln, nicht länger nur reden,
überall in der Welt, da brennen die Wälder,
vernichtet, versengt sind Ernten auf Feldern,

und nach wie vor wüten der Pandemie Viren,
sie zwingen zum Abstand und zum Maskieren;
wer nachdenkt und mitfühlt, weiß es genau,
was uns allen da droht, ist der ganz große Gau,

immer mehr Landschaften hier auf Erden
werden für uns unbewohnbar bald werden,
Gebete für Frieden gemeinsam nun sprechen,
alle Kriege beenden, sonst wird es sich rächen,

wenn ich wage, zu sagen, noch ist es offen,
der Mensch ist auch gut, wir dürfen hoffen –
dann werde ich still, doch der Trost ist schal,
die Wahrheit sieht so aus – es scheint uns egal;

die Mitternacht ist schon weit überschritten,
und dennoch sollte man flehen und bitten –
wir alle gemeinsam, ob Kind, Frau, ob Mann –
schauen hin, denken um, packen freudig mit an!

Was ich mir da wünsche, ist nicht realistisch?
Das weiß ich, täusche mich selbst absichtlich;
das Grübeln ist nötig, doch zu viel tut nicht gut -
denn zum Weiterleben, da brauche ich Mut …

15. Sep 2021

Liebe Marie,

ich habe Dein Gedicht, das mit wohltuender Sachlichkeit geschrieben ist, mit Interesse gelesen. Gehen doch auch meine Gedanken regelmäßig in diese Richtung.
Die Welt war und wird immer im Wandel sein. Das Leben wird sich immer anpassen müssen. Die Menschen werden immer auch böse sein, im besten Fall "nur" den eigenen Vorteil suchen.
Das Leben muss damit leben, gut und schlecht, oder untergehen. Der Mensch hat es in der Hand. Wer sonst.

Marie, Du hättest dieses Gedicht (sicher auch andere) gerne hier eingestellt. Ich frage noch einmal:
Hast Du mit Denis darüber gesprochen und Deine guten Gründe erklärt?
Hast Du meine Antwort auf Deinen Kommentar zu meinem Gedicht "Schweden ist kein Wunderland" gelesen? Wenn nicht, dann tue es. Da erklärte ich meinen Beweggrund.

Ich wünsche Dir Erfolg
Willi