Justine oder vom Missgeschick der Tugend - Page 159

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den Kopf, und fesselte ihre Hände, dann half er seinem Diener, und die beiden stießen nun die Unglückliche[382] in ein vollkommen abseits gelegenes Zimmer, in dem ihre Klagen ungehört verhallten.

Sie befand sich noch keine Stunde darin, als Saint-Florent mit Lafleur wieder erschien. »Nun,« fragte dieses Ungeheuer an Geilheit, »wollen Sie es noch wagen, sich meinen Begierden zu entziehen.« – »Der Wunsch ist der gleiche geblieben, und meine Kräfte haben sich nicht geändert.« – »Desto besser,« erwiderte Saint-Florent, »so werde ich also gegen ihren Willen handeln und das wird mein Vergnügen erhöhen. Ziehen Sie diese Hure aus. Ah, ah,« sprach Saint-Florent, als er das verhängnisvolle Zeichen bemerkte, »es scheint, als ob meine teure Nichte nicht immer zu tugendhaft gewesen ist, wie sie uns einreden will und diese verräterischen Spuren klären uns vollkommen über ihr Betragen auf.« – »In der Tat, mein Herr,« setzte Lafleur fort, »diese Bestie kann sie entehren, ich rate Ihnen also, wenn Sie sich an ihr befriedigt haben, sie in einen Kerker zu werfen.« – »Hören Sie mich an, mein Herr,« rief jetzt Justine, »bevor Sie mich verdammen.« Und das arme Mädchen erklärte ihr ganzes Mißgeschick. Jedoch ein so unschuldiges Gesicht Justine immer machte, Saint-Florent spielte doch den Ungläubigen und wiederholte seine höhnischen Bemerkungen. Justine stand nackt da und wurde nun von den beiden Männern in roher Weise zugerichtet. Jedoch alle ihre Bitten, alle ihre Kämpfe waren umsonst, sie war wehrlos und mußte nachgeben. »Weißt du,« fragte der Herr seinen Vertrauensmann, »ob für mich ein kleines Mädchen vorbereitet ist?« – »Gewiß, mein Herr, die Stunde hat bereits geschlagen und Sie wissen, wie pünktlich man Sie bedient.« – »Hole sie mir,« sprach er, und während der Diener hinausging, vollführte der Wüstling Dinge, die man kaum beschreiben kann. Das Ekel spuckte in die Mitte des Zimmers und zwang Justine, seinen Speichel aufzulecken. Sie weigerte sich, jedoch Saint-Florent faßte sie, drückte ihr den Kopf hinab und rief aus: »Verfluchtes Geschöpf, warum kommst du mir nicht mehr entgegen, du wirst noch ganz andere Dinge begehen, sobald mein Opfer da ist.« Und alsbald erschien das angekündigte Mädchen. Es war ein achtjähriges Kind, das sich in einem derartigen Zustand befand, daß bei seinem Anblick nur das Gefühl des Mitleids rege wurde. »Entkleide dieses Mädchen,« sprach Saint-Florent zu Justine, »aus deinen Händen will ich sie empfangen. Du, Lafleur, kitzle mein Glied,« und der Schamlose betastete die Arschbacken seines Vertrauten, indem er sich von ihm wichsen ließ. »Ebne den Weg,« fuhr er jetzt zu Justine gewandt fort, »befeuchte die Scheide dieses kleinen Mädchens mit deiner Zunge und trachte das Speichel drin bleibt.« Die nun folgenden Schreie, Tränen und Klagen konnten unseren Wüstling nicht zurückhalten, das Opfer zu begehen. Lafleur legte sich aufs Bett, zog Justine an sich und[383] begann sie von vorne zu bearbeiten, indem er auf diese Art und Weise ihren Hintern den Angriffen Saint-Florents preisgab. Mit einer langen Stahlnadel bewaffnet, ergötzte sich der Barbar daran, die schönen Arschbacken unserer Abenteurerin zu stechen. Bei jedem Stich spritzte das Blut hervor. »Nun wollen wir von hinten ficken,« sprach er nach einiger Zeit, »du drehe Justine um, ich will meine Kleine umdrehen,« Der Befehl wurde ausgeführt und auf diese Weise die Scham Justines den Nadelstichen preisgegeben. »Teufel,« rief Saint-Florent, »welch ein Vergnügen, in eine Scham zu stechen, während man einen Arsch fickt. Was sagst du dazu, Lafleur?« – »Ich würde sie spicken wie eine Gans,« und alsbald wurden sämtliche Körperteile Justines dieser Peinigung unterworfen. »In dem Zustand, in dem sie sich jetzt befindet, will ich ihr die Ehre antun, sie nochmals zu ficken,« sprach Saint-Florent und verließ den Hintern seiner Jungfrau, um in die Scheide Justines hineinzufahren. »Ah,« sprach er und preßte sich auf sein Opfer, »ich liebe es, mich auf diese Art und Weise an einer Frau zu befriedigen,« und nun wurden die Arschbacken des kleinen Mädchens dem eigenartigen Vergnügen mit der Nadel unterzogen. »Eh, eh,« rief er aus, »man gebe mir Messer, Dolche, Pistolen, ich will töten, ich will massakrieren, ich will meine ganze Umgebung ermorden,« und erst nachdem sich die Hoden des Rasenden entleert hatten, gewannen die Opfer einige Ruhe, um sich ein wenig zu erholen.

»Justine,« sprach Saint-Florent nach einigen Augenblicken, »ich habe Ihnen schon gesagt, wie wichtig es zu meiner Befriedigung gehört, daß die Opfer meiner Wollust verschwinden, sobald ich mich an ihnen befriedigt habe. Wollen Sie mir schwören, Lyon sofort zu verlassen. Nur unter dieser Bedingung gebe ich Ihnen die Freiheit zurück. Sollten Sie um sieben Uhr noch in der Stadt sein, so können Sie auf ewiges Gefängnis rechnen.«

»Herr, seinen Sie versichert, öffnen Sie die Tür, Sie werden mich in Ihrem Leben nie wiedersehen,« und das arme Mädchen verließ eiligst ein Haus, in dem man es so grausam behandelt hatte, lief nach der Herberge und verließ in einigen Stunden die Stadt. »Oh Himmel,« rief sie dabei aus, »welche Verderbtheit das Ungeheuer begeilt sich an den Tränen der Unglücklichen.«

Justine war bald außerhalb der Stadt, aber es schien, als ob jeder ihrer Schritte von einem unglücklichen Abenteuer gefolgt sein müsse, und als ob alle tugendhaften Empfindungen ihrer schönen Seele schlecht belohnt werden müssen.

Kaum hatte sie zwei Meilen zu Fuß zurückgelegt, als eine alte Frau mit schmerzvollem Gesicht an sie herantrat, und sie um ein Almosen bat. Weit entfernt, so hart zu sein, wie sie es eben gesehen hatte, zog sie sogleich ihre Börse heraus, um der[384] Frau einen Taler zu geben; allein das geschickte Wesen hatte di Maske des Alters nur vorgetäuscht, um Justine in die Falle zu locken und griff nunmehr hastig nach der Börse, faßte sie, gab Justine einen Faustschlag in den Magen und verschwand im Gehölz. Justine eilte der Diebin nach, erreichte sie und fiel mit ihr in eine Fallgrube, die durch Blätterwerk versteckt war.

Sie fiel beträchtlich tief und fand ein weites unterirdisches Gewölbe, das schön und bequem möbliert war. »Wer ist dies, Seraphine,« fragte ein dicker starker Mann, der vor einem Feuer saß. – »Ein kleines betrogenes Ding,« antwortete die Diebin, »sie ist mir nachgelaufen, weil ich ihr Geld gestohlen habe und wir sind gleichzeitig herabgefallen. Dieses Mädchen kann uns

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Veröffentlicht / Quelle: 
Marquis de Sade: Die Geschichte der Justine. 1906
Prosa in Kategorie: 
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