DE 2011 Freundliches Wiedersehen mit Hamburg - Page 3

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Die HafenCity in Hamburg spielt in der gleichen Liga!

Hauptbahnhof
Die Beine wurden langsam müde und hungrig waren wir auch. Susanne hat uns das Café des Karstadt-Sporthauses empfohlen. Es liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs und hat eine herrliche Terrasse. Das passt gut bei dem schönen Wetter. Also zurück Marsch, Richtung Innenstadt. Als wir zur Mönckebergstraße kamen, kannte ich mich wieder aus. Ein Stück nach rechts dann lag links der Gerhart-Hauptmann-Platz. Hier war das Verwaltungsgebäude der Hamburgischen Elektrizitätswerke, wo ich 1963-65 gearbeitet hatte. Diese gehört seit 2002 zur schwedischen Vattenfall AG. Von unserem Büro sahen wir damals zu, wie am Karstadt-Haus gegenüber die Betondecken gegossen wurden. Hier kaufte ich 1965 mein erstes Badehandtuch, rot-schwarz gestreift, von dem ich mich erst gut 50 Jahre trennte. Das war ein trauriger Tag.

Das Sporthaus lag aber näher am Bahnhof und wir gingen weiter. Dort irrten wir herum und fanden es nicht. Wir gingen auf eine große Gruppe Leute zu um zu fragen. Einer trat etwas auf wie der Chef der Truppe und übernahm den Fall. Er erklärte uns ausführlich den kurzen Weg zum Sporthaus und wir kamen ins Gespräch, bei dem er das Kommando übernahm. Es stellte sich heraus, dass er Uwe Kossel heißt und "Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, Landesbezirk Hamburg" ist. Er leitet eine Polizisten-Demonstration (in Zivil, streiken dürfen sie nicht), die an diesem Nachmittag hier am Bahnhof stattfinden soll, es geht um höhere Besoldung. 2500 Polizisten sollen teilnehmen. Einige ruhige Stunden für die Hamburger Unterwelt sind garantiert. Zwei Fernsehanstalten wollen ihn interviewen. Er ist ein weitgereister Mann und hat viele Weltstädte gesehen. In Schweden war er aber nur einige Stunden, in Göteborg.

Am Abend haben wir ihn für einige Sekunden tatsächlich im Fernsehen gesehen. Da haben wir alle geklatscht. Der freundliche Landesvorsitzende ist vor kurzem 60 Jahre alt geworden, war seit 40 Jahren bei der Polizei und ist jetzt pensioniert. (Als wir wieder in Schweden waren, haben sie doch tatsächlich auch in unserem Fernsehen einen Bericht über diese offenbar wichtige Demonstration gezeigt. Da haben wir ihn wieder gesehen und wieder geklatscht.)

Wir gingen zum Sporthaus Karstadt. Ich kaufte mir eine neue Schirmmütze mit der Aufschrift "No Fear". Das feierten wir auf der Dachterrasse mit Kaffee, Käsebrot und Kuchen. Es war wirklich ein ruhiger Platz zum Kaffeetrinken mit schöner Aussicht über Hamburgs Dächer.
Beim Weg zur U-Bahn machten wir einen Schwenk durch den Hauptbahnhof. Von hier bin ich einmal im Monat auf Firmenkosten erster Klasse nach Düsseldorf gefahren. Langes Wochenende, inklusive zwei bezahlte Reisetage. Lange Abende in der Düsseldorfer Altstadt. Geld war kein Problem. Ich bekam mehr Auslösung als Gehalt und das Zimmer zahlte auch der Arbeitgeber. Dieses Gefühl einer großen Gehaltserhöhung von einem Monat zum anderen habe ich später nie mehr erlebt: Von 80 DM/Monat im dritten Lehrjahr auf 900 DM netto in dieser Zeit in Hamburg. An einem meiner Heimreisen schleppte ich also eine "Musiktruhe" mit 10-Plattenspieler und Stereo zum Bahnhof zur Mitnahme nach Düsseldorf.

Wir fuhren mit der U-Bahn bist zur Osterstraße, zwei Haltestellen vor Hagenbeck. Hier gab es bessere Einkaufsmöglichkeiten. Wir machten einen kleinen Rundgang durch dieses gemütliche Wohnviertel mit vielen Läden und Eckkneipen. Das Grün der Bäume auf den Bürgersteigen vermischte sich mit den Farben der Häuserfassaden.
Als wir wieder in der U-Bahn saßen, machte mich Gullan auf ein Flugzeug aufmerksam, das ziemlich tief flog. Ich konnte es gerade noch erkennen bevor es aus meinem Blickwinkel verschwand. Es war ein Beluga-Airbus, ein Spezial-Transportflugzeug, - mit einem Rumpf, der aussieht wie ein länglicher, aufgeblasener Ballon - mit dem Airbus-Teile zu den verschiedenen Städten gebracht werden, die an der Fertigung der Airbus-Flugzeuge beteiligt sind. Hamburg ist eine dieser Städte. Dies war so ein glücklicher Zufall wie vor Jahren, als wir das Überschall-Passagierflugzeug Concorde im Landeanflug auf Göteborg sahen.

Wenige Minuten später waren wir wieder in der Wohnung an der Hagenbeckstraße. Es war jetzt 18 Uhr und seit 11 Uhr waren wir auf den Beinen. Um 19 Uhr sollten zwei (erwachsene) Kinder zum gemeinsamen Abendessen kommen. Susanne hatte Verständnis dafür, dass wir uns vorher etwas hinlegten.

Es wurde ein unterhaltsamer Abend im wahrsten Sinne des Wortes. Wir erfuhren, dass alle vier Kinder von Andreas erster Ehe selbsständig wohnen aber noch studieren und er ihnen Unterhalt bezahlt.
Als Zeit war zu Bett zu gehen, sagten wir "Auf Wiedersehen" nicht nur zu den jungen Leuten sondern auch zu Susanne und Andreas. Diese fahren schon zum Flughafen bevor wir aufstehen.

Freitag 6. Mai
Wir hörten, wie Susanne und Andreas die Wohnung verließen. Das Flugzeug nach Venedig sollte 8:30 starten. Nun hatten wir die Wohnung für uns alleine. Obwohl wir mit Susanne und Andreas auf ziemlich gleicher Wellenlänge liegen und uns zusammen mit ihnen in keiner Weise eingeengt fühlten, spürten wir wieder dieses Freiheitsgefühl, das wir immer haben, wenn wir kurzzeitige Besitzer einer Wohnung oder Hauses in einer fremden Stadt werden.
Wir wollten gerade unser Frühstück beginnen um vor Erscheinen der Putzfrau um 10:30 die Wohnung zu verlassen. Da klingelte es an der Tür. Wir dachten, die Putzfrau kommt wohl aus irgend einem Grund früher, Gullan öffnete die Tür, vor ihr stand Susanne und Andreas mit ihrem Reisegepäck und fragten schelmisch, ob sie hier eine Nacht schlafen dürften. Es stellte sich heraus, dass aufgrund eines Streiks in Italien ihr Flug eingestellt wurde. Man glaube aber, dass der Flugbetrieb morgen wieder normal läuft.
Wir waren wieder zu viert am Frühstückstisch.
Gullan und ich gingen los zu unserem geplanten Besuch im Tierpark Hagenbeck.

Fakten aus www.hagenbeck.de
1907 eröffnet Carl Hagenbeck den ersten gitterlosen Tierpark der Welt in Stellingen – damals noch ein preußisches Dorf vor den Toren Hamburgs. Die Idee der artgerechten Präsentation exotischer Tiere in ihren natürlichen Lebensraum ist damals revolutionär und bis heute wegweisend. Viele zoologische Gärten ahmen sie nach. Die Söhne Heinrich und Lorenz Hagenbeck, führen das Lebenswerk ihres Vaters weiter.
1916 Lorenz gründet den neuen Circus Carl Hagenbeck. Er bereist fast die ganze Welt und macht den Namen der Familie bekannt.
1943 hat der Krieg den Tierpark in Stellingen komplett zerstört. Doch die Familie Hagenbeck und die nachfolgenden Generationen bauen ihn mit enormem Einsatz wieder auf. Schöner und größer denn je entsteht er neu.
2003 verändert sich

© Willi Grigor, 2011 (Rev. 2017)

Siehe auch
literatpro.de/gedicht/031218/von-hamburg-zum-horizont
literatpro.de/gedicht/150519/liebe-freunde-ich-bin-reich
literatpro.de/gedicht/021017/spur-in-einem-wanderherz

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