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von unserem Arbeitsplatz ist nicht erzählenswert für diese Erzählung. Vielleicht das: Der Kunde, und damit unser Arbeitgeber, war mit dem Ergebnis unserer Arbeit zufrieden.
Unsere sonstigen Aktivitäten in Rosenheim hielten sich in Grenzen. Folgende konnte ich aufrufen:
Spaziergänge in der alten und schönen Stadt mit vielen großartigen Gebäuden.
Das Herbstfest (das größte Volksfest in Südostoberbayern!) beeindruckte mit seiner Größe, Vielfalt und Stimmung. Ebenso der Ausblick vom Riesenrad auf die Alpenkulisse.
Albert und ich nahmen einige Stunden Tennisunterricht.
Ein Highlight für mich ganz alleine hatte ich an fast jedem Freitag: Ich ging in die Sauna, die nicht weit vom Arbeitsplatz entfernt war. Danach hatte ich eine gemütliche Zugfahrt nach Krottenmühl, immer dicht am Simsseeufer entlang.
Mein liebes, feines Rosenheim,
ich wollte länger bei dir sein -
der Umstand oben sagte: "Nein!"
Doch will ich oft im Traum dich sehn,
erinnernd vor dem Markttor stehn.
Das Dorf nah dir, klein' Krottenmühl,
wo ich mit Seeblick hab gewohnt,
mir freundlich sagte mit Gefühl:
"Auch Landleben sich lohnt."
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KROTTENMÜHL
Pferd in der Küche
In Krottenmühl,
im Küchenraum
ganz nah dem Herd
- war es ein Traum? -
Nein, Wissen ist's,
nicht ein Gefühl -
da stand ein Pferd!
Es kam allein,
mit Sattel, Zaum.
Es schritt hinein:
"Das ist mein Stall!" ...
Ein spektakuläres Erlebnis hatten wir gleich zu Beginn unserer Zeit als Krottenmühler Bürger. Es war an einem schönen Wochenende. Wir saßen auf dem schmalen Grasstreifen hinter dem Häuschen und ließen es uns gutgehen. Der kleine Gartentisch war voll mit allerlei Leckerem. Eine Hecke markierte die Grenze "unseres" Grundstücks, hinderte den Blick auf See und Voralpenkette aber nicht sonderlich. Wir lebten in einem stillen Paradies.
Die Tür zur Küche stand weit offen. Da hörten wir ein ungewohntes Geräusch von der Straße her. Es dauerte nur Sekunden und es stand vor uns: ein gesatteltes Pferd!
Es schaute ein bisschen misstrauisch auf uns und dann auf die offene Tür. Nach einer kurzen Weile hatte es die Entscheidung getroffen: Hier ist mein Stall! Mit zwei, drei Schritten war es in der Küche. Diese wurde sicherlich als Allzweckzimmer genutzt, aber noch nie als Stall. Wir schluckten das, was wir im Mund hatten hinunter, waren aber dennoch sprachlos.
Nach einigen Minuten kam eine Dame in Reiterhosen in unseren kleinen Garten: "Entschuldigen Sie bitte, haben Sie vielleicht ein reiterloses Pferd mit Sattel gesehen. Ich sah, dass es in diese Straße sprang."
Albert antwortete: "Ja, es kam zu uns und hat es sich in unserer Küche bequem gemacht."
Die Dame: "Oh, das ist mir so peinlich. Das Pferd hat gescheut und mich abgeworfen. Ich werde für eventuelle Schäden geradestehen."
Sie ging langsam in die Küche, wir hinterher. Es wurde ziemlich eng. Aber das Pferd war ruhig und ließ sich von allen streicheln. Die Dame führte es vorsichtig durch die Tür, entschuldigte sich noch einmal, bedankte sich und ging mit ihrem Pferd - den Zügel fest in der Hand - zurück zur Straße.
Ein kurzes, aber großartiges Erlebnis! Schade, dass Albert kein Foto machen konnte. Das Pferd versperrte von innen den Eingang ins andere Zimmer, bzw. er traute sich nicht. Die Küchentür nannten wir von nun an nur noch "Stalltür".
Bett im Garten
Albert war ein guter Allroundsportler, einmal deutscher Kanu-Jugendmeister.
In Krottenmühl wurde er umgehend Mitglied im Fußballverein. Zwei Ereignisse im (indirektem) Zusammenhang mit seiner "Fußballkarriere" in diesem kleinen Dorf sind unvergessen.
Das erste war in einer Hinsicht etwas unbequem, aber andererseits wie Gratisurlaub an einem schönen und sonnigen Plätzchen.
Beliebt war'n wir, ich wett',
weil wir Albert das Bett
- an Sommersonnentagen -
fast ohne Neid und Klagen
durchs Haus, zum Garten trugen
und abends dann zurück.
Bei einem Fußballspiel zog Albert sich eine schwere Verstauchung des Fußgelenks zu. Zwei Wochen war er bettlägerig. Aber er hatte Glück. Es war schönes, sonniges Wetter. Jeden Morgen schleppten Margrit und ich sein Bett vom Schlafzimmer durch die Küche in den Garten und am Abend dann umgekehrt. Bis zum Bett schleppte er sich selbst humpelnd ohne große Probleme. So braun und zufrieden wie damals habe ich ihn nie wieder gesehen.
Es war so warm, dass ich ihm eine Dusche aus einem Schlauch und einer Konservendose mit durchlöchertem Boden im Garten installierte, die ich aber auch frequent benutzte.
Das zweite Ereignis war eine eher ungewollte, aber dennoch eine:
Kriminelle Handlung
An alle Details kann ich mich nach so vielen Jahren nicht mehr erinnern. Ich habe Alfred vor dem Niederschreiben dieses Kapitels befragt.
Der gemütliche Abend begann im idyllischen Fischerstüberl direkt am Simssee nach einem (angenommen) gewonnenen Heimspiel. Dass es ein echtes Fischerstüberl war, sah man auch daran, dass einige kapitale Hechtköpfe an einer Wand hingen. Albert war imponiert, er ist Angler. Das Bier und die Weinschorle flossen, die Stimmung war ausgelassen. Der Abend wurde lang.
Wir drei temporär Zugereisten waren die letzten, die sich auf den Heimweg machten. Durch die offene Tür zur Küche riefen wir ein "Tschüss" zum Wirt, der mit Aufräumarbeit beschäftigt war.
Während des vorsichtigen Hochstemmens vom Stuhl traf Alberts leicht nebliger Blick den größten der Hechtköpfe an der Wand. Er murmelte: "So einen müsste man zu Hause an der Wand haben." Ich sah mich um, wir waren allein. Ich schwankte zur Wand, nahm das Schmuckstück vom Haken und reichte es Albert. Und der nahm es entgegen! Eine Reflexhandlung von zwei unnüchternen, jungen Männern. Wir gingen hinaus und verschwanden im Dunkel der Nacht. Ich nehme an, dass Margrit mit unserem Coup nicht ganz einverstanden war. Aber wir waren zwei, die nicht mehr richtig denken konnten oder wollten. Einen weitergehenden Plan hatten wir nicht.
Am Häuschen von Margrit und Albert angekommen, verstaute Albert den Hechtkopf vorsichtig in seinem VW-Käfer. Ich ging die wenigen Meter zu "meinem" Haus um schnell einige Stunden zu schlafen. Am nächsten Morgen stand eine Reise nach Erlangen an. Die dortige "Berchkirchweih" erwartete uns - und wir sie. Albert und Margrit hatten ihre Hauptwohnung in Erlangen, ich schlief bei ihnen. Der Hecht schlief im Käfer.
Nach drei Tagen fuhren wir wieder zurück nach Krottenmühl. Albert wollte umgehend den Hechtkopf wieder an den rechtmäßigen Besitzer geben und sich gleichzeitig entschuldigen. Er meinte: "Der wird wohl ein gewisses Verständnis haben, er hätte uns nicht soviel Bier einschenken sollen. Ich glaube, seine Hechte haben schon vor uns solche Ausflüge unternommen."
Albert hatte kaum das Auto am Häuschen geparkt, da meldete sich der Obermieter von seinem Balkon und sagte: "Die Polizei war hier betreffend eines Hechtkopfes."
Bald danach fuhr
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© Willi Grigor, 2018