Über das Lügen

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Hohes Fieber hast du, Tante Emma ruft an
und fragt, wie’s dir geht. Prompt lügst du sie an,
sagst heuchelnd, ganz toll, ich bin ja so munter.
Diese Lüge schluckt Tantchen dann auch brav runter.
So hält sie sich Gott sei Dank von dir fern.
Und du atmest auf, denn du siehst sie nicht gern.

Das hast du dir nett zurechtgebogen.
Wenn du sagst, du lügst nicht, dann ist das gelogen.
Die halben Wahrheiten, sie sind auch Lügen,
mit denen wir uns gerne selber betrügen.

Kann mich dein Flunkern noch überraschen?
Lügen wir uns nicht in eigene Taschen?
Ist Lüge Tugend, wenn sie uns nützt?
Und gar die Lösung, wenn sie uns schützt?
Mit großen Lügen Respekt verlieren?
Die kleinen hingegen froh akzeptieren?
Ist Wahrheit verschweigen denn nicht auch Lügen?
Bringt uns das Schwindeln nicht häufig Vergnügen?
Täusch’ ich nicht dauernd in Wort und Schrift,
denn lügenlos leben kann man nicht?

Gute Politiker braucht unser Land,
solche mit Herz und auch mit Verstand.
Würden wir sie denn wieder wählen,
wenn sie uns stets die Wahrheit erzählen?

Doch es ist schlecht um uns alle bestellt,
denn geflüsterte Lügen vergiften die Welt.
Nachrichten werden mit Fake-News vermischt
und uns als Tatsachen aufgetischt.

Vielleicht sollten wir wieder von vorne beginnen
und uns auf den Wert der Wahrheit besinnen ...

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Kommentare

15. Mai 2017

Wie Wahr, Marie! Ich glaube, an das Flunkern, Lügen und belogen zu werden, haben wir uns schon gewöhnt.
Liebe Grüße in Deinen Abend
Soléa

15. Mai 2017

Danke. Kinder haben, meine ich, noch ein sensilberes Verhältnis zum Flunkern. Sie werden verlegen, wenn sie dabei ertappt werden. Wir Erwachsenen haben diese Sensibilität im Lauf des Lebens teilweise verloren. ich wünsche dir auch einen guten Restabend!
Liebe Grüße, Marie

17. Mai 2017

Manchmal hilft dir eine Lüge,
zu schonen wen - aus reiner Liebe,
Die Wahrheit ist so manches Mal
sehr schonungslos bis zu brutal.
Auch nicht zur Lüge du schon neigst,
wenn jemand' du etwas verschweigst,
vielleicht ist's keiner von den Netten
und du kannst viele Leben retten ...
Jedoch zum Vorteil und Betrug –
mancher schon seine Grube grub.
Doch eines weiß man lange schon:
Mancher kommt ungestraft davon ...

20. Jan 2018

Dein vortreffliches Rück-Gedicht habe ich eben
erst gefunden, liebe * noé * -danke dafür
und ein gutes Wocehende.
LG - Marie