Die Lampe ist nun ausgelöscht, die Nacht ist still und klar,
es kommen die Gedanken aus der Zeit, die einmal war,
und milde Sagen fliegen rund wie Streifen durch das Land,
und wunderbar und wehmütig und warm das Herz ist dann.
Die klaren Sterne zeigen sich im Winterabendglanz,
mit selig Lächeln, so als gäb's kein' Tod im Erdenkranz.
Verstehst du ihren stummen Ton? Ich kenn die Sage noch,
es lehrten mich die Sterne sie, du willst sie hören doch?
Er wohnt' auf einem hellen Stern des Abendhimmels Pracht;
sie wohnt' auf einem andern Stern, in einem andern Trakt.
Und Salami ihr Name war, und Sulamith hieß er,
die beiden war'n ein Liebespaar und liebten sich so sehr.
Auf Erden wohnten sie zuvor und liebten sich schon da,
doch trennt' man sie durch Nacht und Tod, durch Sorg' und Sünd' sogar.
Schnell wuchsen ihnen Flügel aus, ganz weiß, im stillen Tod;
je einen Stern man ihnen gab, Getrenntsein war Gebot.
Doch schickten sie von Stern zu Stern Gedanken sich oft zu.
Dazwischen lag ein Raum aus Glanz von heller Sonnenglut;
nicht zählbar alle Welten aus des Schöpfers weiser Hand,
die zwischen beiden Liebenden sich zündeten in Brand.
In einer Nacht hat Sulamith, von Sehnsuchtsschmerz gequält,
begonnen einen Brückenbau aus Licht von Welt zu Welt;
und da hat Salami, wie er, vom Rande ihres Sterns
begonnen einen eig'nen Bau, auch sie von Stern zu Stern.
Eintausend Jahre bauten sie an ihrem Sternensteg,
und so entstand die Milchstraße, ein strahlend Sternenweg,
der in sich schließt des Himmels Zelt, des Zodiakus Bahn,
zusammenbindend Strand an Strand des Raumes Ozean.
Entsetzen traf die Cherubim, zu Gott sie riefen laut:
"Oh, Herrgott, sieh, was Salami und Sulamith gebaut!"
Doch Gott nur lächelte und klar bloß diese Antwort gab:
"Was Lieb' in meiner Welt gebaut, das reiße ich nicht ab."
Und Salami und Sulamith, der Weg nun fertig war,
sie drückten und umarmten sich - und gleich ein Stern so klar,
der *hellste in des Himmels Dom, in ihrer Spur entstand,
der nun nach tausend Jahren Leid sie fest zusammenband.
Wenn das, was auf der dunklen Erd' sich liebte zart und sacht
und ward getrennt von Sünd' und Sorg' und Qual und Tod und Nacht,
bringt auf die Kraft, zu bauen sich von Welt zu Welt den Weg,
dann wird die Liebe finden sich, die Sehnsucht ihren Steg.
* Sirius
© Willi Grigor, 2017
Übersetzung von "Vintergatan" des finnlandschwedischen Dichters Zacharias Topelius (1818-1898)