Im Intercity – ich
mit entgleisten Zügen
in falscher Richtung
Großstadt erwacht
hinter der Nebelwand
verschwommene Lichter
Fukushima –
der Mond hat keinen Einfluss mehr
auf den Reis
Reglos –
die dicke Spinne in ihrem Netz
will nur ihre Ruhe
attic –
the very old stamps
on grandpa's love letters
(Dachboden –
die alten Briefmarken
auf Großvaters Liebesbriefen)
Reichsbundtour –
Ich zittere vor jeder Tür
und vor großen Scheinen
Krieg der Steine –
Sharifs gebrochene Hand
schmerzt immer noch
Todestransporte –
Der Mond spiegelt sich
im Schienenglanz
Heuschreckengezirp –
Wie weit willst du noch gehn?
Der Krieg ist doch – aus ...
"Krieg der Steine –
Sharifs gebrochene Hand
schmerzt immer noch ..."
(Dieses Haiku ist enthalten in der Haiku-Agenda 2018 - ein schöner, großzügiger Kalender für eigene Notizen der Deutschen Haiku-Gesellschaft e.V., Preis: 10,99 Euro)
Auslöser der Ersten Intifada (arab.: palästinensischer Widerstand in den von Israel besetzten Gebieten) war der Zusammenstoß eines israelischen Militärlastwagens mit zwei palästinensischen Taxen am 8. Dezember 1987. Dabei starben in der Nähe des Grenzübergangs Erez vier Palästinenser. In den Palästinensergebieten vermutete man einen Vergeltungsakt für einen kurz zuvor im Gazastreifen erstochenen Israeli. Es ging nämlich das Gerücht um, der Fahrer des LKW sei ein Verwandter des Ermordeten. Die bereits 1986 in Hebron gegründete "Hamas" machte sich die Unruhen zunutze, übernahm die Führung und schürte Aufstände gegen israelische Soldaten, in denen sich „die Wut der palästinensischen Jugend“ auf die Besatzer entlud. Während der Begräbnisse der vier Toten im Gazastreifen kam es zu Massendemonstrationen und Ausschreitungen. Im Gazastreifen und dem Westjordanland gingen die Palästinenser auf die Straßen, Kinder im Alter von fünf bis zwanzig Jahren warfen Steine auf die israelischen Panzer und Autoreifen wurden in Brand gesteckt.
Steinewerfern wurden von Soldaten die Arme und Beine gebrochen, ein Videobericht davon schockierte die ganze Welt. Der israelische Verteidigungsminister hatte die Armee aufgerufen, mit „Macht, Kraft und Prügel“ die Ordnung wiederherzustellen und erhielt daraufhin in der arabischen Welt den Beinamen „Knochenbrecher“. Ein Regierungssprecher hat nämlich erklärt, „wenn die Truppen seine [eines Steinewerfers] Hand brechen, ist er für 1 1/2 Monate nicht mehr in der Lage, Steine zu werfen.“ Tatsächlich wurden daraufhin plalästinensischen Kindern (ab ca. 5 Jahren) die Arme und/oder Hände gebrochen (von Wikipedia und mir).
Kommentare
Der Text nimmt mit - und das ist gut:
Gedanken töten! - Hass und Wut ...
LG Axel
Dank, lieber Axel, dir, für deinen Kommentar:
Beide Seiten machen (machten) Fehler ...
und leider nicht allein die Intifada(h).
W.G. Schwanitz (Historiker) sah die historische Leistung der Intifada bis 1991 darin, seit 1988 einen palästinensischen Staat nicht mehr anstelle Israels, sondern daneben, im Westjordanland und im Gazastreifen, anzustreben, was leider misslang.
LG Annelie
Deine Heiku-Sequenz beeindruckt mich, auch für den Anhang danke ich, angeregt durch dich habe wieder einmal etwas gelernt. Zwei Staaten nebeneinander - das wäre die Lösung ... sieht aber nicht danach aus. Liebe Grüße an dich, du vielseitig interessierte und gebildete Annelie.
Marie
Danke, liebe Marie, für dein großes Lob. Dieser Krieg interessiert mich bereits seit Ausbruch. Während der ersten Monate des Jahres 1991 wurde Israel von Bombenanschlägen erschüttert: zerfetzte Busse, Geschäfte etc.; es gab 14 Tote, darunter drei Mädchen, unter ihnen: Bat-Chen Shachak, drei von vier Teenagern, die im Dizengoff-Center in Tel Aviv einkaufen waren. Bat-Chen hat Tagebuch geschrieben. Es wurde veröffentlicht und übersetzt von Miriam Pressler. Es heißt: "Ich träume vom Frieden", mehr als nur "lesenswert".
Liebe Grüße,
Annelie