Januar (Jänner) 12 Uhr mittags ...

Bild von Annelie Kelch
Bibliothek

Erstarrtes Land,
darüber der Mond,
kalt, aus Eiswolken bricht,
ein tauber, glitzernder Stern: Rund –
glimmt er über dem östlichen Oderbruch.

Enggefühle –
Lichtverlust, messbar.
Wintergedanken – ín den
Süden getragen. Flüsse: fest
verankert an versteinerten Ufern.

Vom Wetterbericht
beschlossen und verkündet:
Sturmböen, tausendfach. Eisregen
friert den Himmel ein. Selten ein Wort,

das uns
zulächelt. Das
Schwerste liegt noch
vor uns: Der große Sturm
vor der Ruhe: „Frühling" genannt,

verfügt
per Naturgesetz.
Sterblicher sind wir
geworden seit dem Fest
aller Feste. Die Tage rauschen
nicht mehr. – Schiffe melden Eis und
regloses Wasser. Unsere blinden Herzen
steigen und fallen mit farblosen Kältegraden.

Aus der blutleeren Einsamkeit des Himmels gerieselt:
Schneeflocken. – Schwarze Krähen, unheilvoll, ausgesetzt
querfeldein, krächzen das uralte Lied vom Tod: Zwölf Uhr mittags ...
(high noon – so soon, Mr. Kane).

Interne Verweise

Kommentare

18. Jan 2018

Herb-harter Charme - der Januar
Er-schien hier höchst poetisch gar ...

LG Axel

18. Jan 2018

Dank, Axel, Dir, für Deinen Kommentar:
Der Winter zieht durchs Land: Hier schneit es gar.

LG Annelie

18. Jan 2018

Bilderreiche Zeilen, die das Herz gefrieren lassen.
Verse, die absteigend formiert, in die Vergänglichkeit weisen.
>Schwarze Krähen, unheilvoll, ausgesetzt querfeldein, krächzen das uralte Lied
vom Tod<
Sehr eindrucksvoll!

LG Monika

18. Jan 2018

Danke, liebe Moni. Ich habe diesen hohen Matsch vergessen, durch den ich soeben gewatet bin. Aber ich stelle mir schneebedeckte weiße Felder vor, darauf noch niemand gegangen - außer Khalessi vielleicht, die sich im Wunderweiß austoben wollte. "Zwölf Uhr mittags", diesen Film kennst Du sicher auch (High noon=Originaltitel). Gary Cooper spielt die Hauptrolle; der Film gewann vier Oskars. Er hätte auch im Winter spielen können, mit schneebedecktem Bahnhof, darin Unheil verkündende Krähen Schutz vor der Kälte suchten.

Liebe Grüße zu Dir - in Deinen warmen Abend,
Annelie

18. Jan 2018

"Unsere blinden Herzen steigen, fallen mit blutleeren Thermometern", dein poetisches und philosophisches Wintergedicht begleitet mich durch den Abend, liebe Annelie, dafür danke ich dir.

Liebe Grüße - Marie

18. Jan 2018

Lieben Dank, Marie. Ich habe soeben den Himmel in "blutleer" umgeändert und aus den Thermometern "farblose Kältegrade" entstehen lassen. So gefällt es mir besser und Dir ganz gewiss auch. Was den Film betrifft, siehe bitte meine Antwort zu Monikas Kommentar. Aber wer kennt diesen Film nicht? Es ist allerdings sehr lange her, dass ich ihn gesehen habe.

Auch zu Dir ganz liebe Grüße,
heute fiel zum ersten Mal Schnee hier, der auch liegenblieb.
Übrig blieb Matsch, durch den ich eben gewatet bin,
Annelie

18. Jan 2018

Hier klingt der Januar
gar nicht starr
dieses Bild
poetisch stillt ...

LG Micha

19. Jan 2018

Dank, Micha, Dir, für Deinen Kommentar.
Jetzt sind es nur noch 12 - an Tagen - bis zum Februar.
Im Märzen schon der Bauer pflügt,
April man wohl noch öfter rügt:
Jedoch der Mai bringt Frühling sicher mit,
Dann sind wir alle wieder frei - und fit.

LG Annelie