Team Abe – Der geheimnisvolle Kleiderschrank - Page 5

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sämtlicher Absprachen nicht von ihr geweckt worden.
„Wird auch Zeit …“
Im Windschatten einer ankommenden Beschäftigten betrat sie das Gebäude. Da die Namen aller ihr verabreichten Medikamente inklusive deren Wirkungen auswendig gelernt worden waren, musste Rana in dem offen stehenden Personalraum nur noch auf eine günstige Gelegenheit warten und den herumliegenden Jutebeutel mit entsprechenden Schachteln füllen. In ihrem Zimmer angekommen, hatte sie ebenfalls großes Glück, denn Daphne schlief noch tief und fest. Schnell wurde die Reisetasche mit allem gepackt, was dort hineinging einschließlich der zuvor entwendeten Tabletten. Dummerweise führte auch der Rückweg wieder an dem Personalzimmer vorbei …
„Wer hat denn die Tasche auf den Flur gestellt?“
„Amanda wird nachher abgeholt, sie kann es anscheinend kaum erwarten ...“
Glück gehabt, aber der schwerste Gang stand ihr noch bevor. Während die obligatorische Übergabe im Rahmen des Schichtwechsels stattfand, öffnete sich im Hintergrund unbemerkt das an der Wand montierte kleine Schränkchen. Wie von Geisterhand schwebte kurz darauf ein ganz bestimmter Schlüssel aus dem Raum.
„Ich sterbe gleich …“
Der Aufstieg zum Dachboden war mit dem Gepäck am Körper recht mühselig, doch es lohnte sich, denn sie stand endlich vor dem geheimnisvollen Kleiderschrank. Alle Abdecklaken lagen nach wie vor neben den jeweiligen am Vortag enthüllten Objekten. Leider verschlechterte sich Ranas Gesundheitszustand spürbar, weshalb erst einmal ohne Flüssigkeit die nötigen Medikamente eingenommen wurden. Bereits wenige Sekunden nach dem Schlucken lösten sie sich in Unsichtbarkeit auf, was ihr ein Blick in den großen Standspiegel offenbarte. Die erhoffte Wirkung ließ derweil nicht lange auf sich warten.
„So leichtsinnig werde ich nie wieder sein …“
Auch die Reisetasche samt Inhalt war nach einem kurzen Aufenthalt in dem wundersamen Schrank für das menschliche Auge nicht mehr zu sehen. Deutlich entspannter konnte somit der Heimweg zu Meirs Apartment angetreten werden ...

„Ich wollte dich doch begleiten, wenigstens von Tür zu Tür!“
Er hatte sich nach dem verspäteten Aufwachen schon gedacht, dass sein Gast bereits unterwegs war. Auf dem Smartphone wurde derweil die entsprechende Antwort getippt.
„Entspann dich bitte … Ich habe jetzt genügend Kleidung, vor allem eine Jacke … Auch meine Pillen nehme ich wieder. Die müssten eigentlich für mehrere Wochen reichen …“
Rana ging unangekündigt duschen, wechselte im Anschluss ihr komplettes Outfit und frühstückte mit Meir, der zwischenzeitlich frische Brötchen organisiert hatte.
„Wie lautet dein Plan?“
Er zögerte ...
„Würdest du die Frau denn auf jeden Fall wiedererkennen?“
„Na klar, ich kann mir wirklich gut Gesichter merken …“
Eigentlich wäre es für sie ohne weiteres möglich gewesen, nacheinander bei allen Hausbewohnern unerkannt vorstellig zu werden, doch diese Methode kam natürlich nicht infrage.
„Wir könnten eine kleine mit dem Internet verbundene Kamera im Eingangsbereich installieren. Mein Onkel müsste eigentlich …“
Beim Thema Technik war sie definitiv raus … Nach dem Frühstück sollte erst einmal ihre zu häufig getragene Kleidung gewaschen werden, zumal sich davon in der Reisetasche mehr als genug befand.
„Kein Problem. Du weißt ja, wo die Waschküche ist ...“
Rana kannte sich zwar nicht gerade gut in dem stark verwinkelten Gebäude aus, doch das anvisierte Ziel war recht einfach zu finden, zumal eine gute Beschilderung ihren Anteil dazu beitrug. Gleich zehn Waschmaschinen standen hier unten zur Verfügung, von denen aktuell nur sechs liefen. Die Luke von Nummer sieben öffnete sich, um im Anschluss wieder geschlossen zu werden, augenscheinlich ohne dass jemand etwas ins Innere des Gerätes hineingelegt hatte.
„Ich sollte …“
Direkt nebenan befanden sich die vielen kleinen durch Holzbretterwände voneinander abgegrenzten Lagerräume. Der Bügel des entsprechenden mit einem Zahlencode gesicherten Vorhängeschlosses sprang auf, was die Entnahme einer Flasche Flüssigwaschmittel ermöglichte.
„Ekelige Sauerei!!!“
Natürlich hätte sie damit rechnen müssen, doch ausgerechnet in dem Moment des Eingießens überrascht zu werden … Auf dem Boden bildete sich derweil eine immer größer werdende blaufarbene Lache. Die mittlerweile unmittelbar vor der Waschmaschine stehende fremde Frau richtete das Behältnis auf und versah es deutlich angewidert mit dem danebenliegenden passenden Verschluss.
„Aufwischen tu ich das aber nicht …“
Zerzauste Haare, vollständig ungeschminkt, in einem offensichtlich abgetragenen Trainingsanzug steckend, doch Rana erkannte sie trotzdem wieder, denn es war zweifelsohne die gesuchte Frau aus der Diskothek. Beim anschließenden Verlassen der Waschküche wurde die Verfolgung aufgenommen. Apartment Nummer 53 … Spätestens jetzt konnte sich Meir das Installieren einer Überwachungskamera ersparen … Um letzte Zweifel auszuräumen, folgte ihr die Unsichtbare ins Innere. Während sich die Bewohnerin nebenan im Bad frisch machte, fand Rana unter dem Bett im Schlafzimmer eine Damenhandtasche. Der in dem dort ruhenden Portemonnaie steckende Ausweis räumte alle noch vorhandenen Zweifel aus …

An diesem Morgen ging es ihr wirklich grausam. Frida nahm im Abstand von einer halben Stunde zwei Kopfschmerztabletten ein. Wenigstens hatte sie halbwegs gut schlafen können, denn ihr Körper war nach den erbrachten Höchstleistungen im Tanzlokal schließlich völlig ausgelaugt gewesen. Wichtige Details dieser noch nie zuvor erlebten Stunden kehrten allmählich ins Gedächtnis zurück.
„Warum ausgerechnet ich?“
Diese Undine, ja genau, so hieß sie, musste ihr wohl unbemerkt etwas in die Cola …
„Habe ich ihr dann wirklich einfach so meine Tasche anvertraut?“
Weitere Rekonstruktionsversuche wurden vom Läuten des Festnetztelefons unterbrochen. Am anderen Ende der Leitung befand sich Meir, ihr sympathischer Helfer in der Not.
„Vielen Dank, ich komme sofort!“
Das lange Haar zum Pferdeschwanz gebunden, zuvor eine effiziente Körperpflege betrieben, dann ging es per Fahrrad zur durchgegebenen Adresse, die ihr bereits bestens bekannt war, da dort früher eine Freundin gewohnt hatte.
„Hi! Schön, dass du so schnell kommen konntest!“
Meir nahm sie persönlich am Haupteingang in Empfang.
„Bist du dir denn auch wirklich ganz sicher?“
„Ja, sie ist definitiv im Besitz deiner Tasche, also lass uns keine Zeit verlieren!“
„Woher weißt du das eigentlich?“
„Die Dinge sind leider etwas komplexer …“
Er sprach zwar offensichtlich in Rätseln, aber das hohe Tempo bei der mutmaßlichen Aufklärung des Diebstahls beeindruckte sie außerordentlich.
„Ich möchte aber allein mit ihr reden!“
Rana hatte sich die ganze Zeit in der Nähe befunden und würde auch weiterhin nicht von Fridas Seite weichen, was wiederum seine schnelle Zustimmung begründete.
„Ich warte in meinem Apartment auf dich. Nummer 24 …“
Leichte Bauchschmerzen stellten sich ein, gefolgt von einem erhöhten Herzschlag. Beim Betätigen des Klingelknopfes wendete sie sich von dem Türspion ab, in der Hoffnung, nicht erkannt zu werden.
„Hallo Undine oder wie du auch immer heißen magst …“
Die beiden Frauen schauten sich gegenseitig tief in die Augen.
„Hi … Was für eine Überraschung … Woher …?“
„Jetzt

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