Ein Tag im August

Bild zeigt Annelie Kelch
von Annelie Kelch

Der Tanz war vorbei; aus -
verstummt die Musik und ich:
Ehefrau seit acht Stunden
- angeblich auch vor Gott -,
fast noch ein Kind.

Draußen war es noch hell, obwohl
es schon spät war, als wir das
Restaurant verließen. In goldenes Sonnenlicht
getaucht: vor uns die kleine Stadt;
italienische Renaissance - fast.

Dass ich den Schleier nicht zertanzen
ließ, wertete man als schlechtes Omen.

Auf dem Rand des Marktplatzbrunnens
saßen zwei schöne junge Männer mit
pechschwarzen Haaren und sahen uns entgegen.
Einer stand auf und überreichte mir eine
dunkelrote Rose.

Ich bildete mir ein, dass du ihn damit
beauftragt hättest.
Das ließ mich hoffen - worauf?
Auf leidenschaftliche, innige Zeiten?

Dass er mich über die Schwelle trug,
brachte uns auch kein Glück.

Mit Wehmut und Trauer im Herzen
denke ich heute zurück an die vielen
geköpften Blumen: arglos dahingestreut
auf das Pflaster - heimatlos und ach,
so zart und vogelfrei.

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