Komm zurück

Bild von maruschka
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Salzig helle Tränentropfen rinnen
schimmernd immer schneller,
schwemmen meine Schwermut fort.
Tage werden früher heller.
Kreiselnd summend lächelst du,
sagst zu mir ein fremdes Wort
und stimmst fröhlich mich im Nu.
Wandelst alles dumpfe Denken
um in buntes Frühlingslachen.
Schickst das kalte Winterbangen
fort in einem Zaubernachen
an geheimen Wissens Ort.
Tanzt mir deine alten Weisen,
wendest dich beim Drehen keck.
Und du zauberst rasend kreisend
allen schweren Trübsinn weg.
Weiser Derwisch, das bist du.
Dreh dich weiter, schneller, mehr,
bis die Freude füllt das Herz,
bis der Kopf ist wieder leer
und vergangen alter Schmerz.
Bald holst du aus dunklem Keller
deine spitzen Wanderschuh’.
Gehst für lange Zeit auf Reisen.
Tanzt an andren Orten weiter.
Derwisch, bitte komm zurück,
mach mich kreiselnd wieder heiter,
auf dass frisches junges Hoffen
bring erneut mir Mut und Glück.

Der ekstatische Trancetanz der Derwische gilt als eine körperliche Methode, in religiöse Ekstase zu verfallen und mit Gott in Kontakt zu treten. Viele Derwische legen ein Armutsgelübde ab und leben in zurückgezogener Askese. Einige gehen einem Beruf nach, andere sind Bettler. Die Bezeichnung Derwisch kommt von dem persischen Wort „darwīsch“. Derwische verzichten auf materiellen Besitz als Zeichen dafür, dass derjenige, der sich auf dem Weg des Sufismus befindet, seine eigene „Armut gegenüber Gottes Reichtum“ erkennt. Sie drehen sich im Wirbeltanz, in der Mitte ruhig. Das innere Sein ist der Drehpunkt und der Körper wird zu einem kreisenden Rad. Musik und Tanz vereinen sich im kreisenden Rhythmus, verbinden sich mit dem Pulsschlag des Herzens, führen den Tanzenden zur Glückseligkeit, zum Einssein mit sich selbst und mit Gott.

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Kommentare

Detmar Roberts
11. Mär 2017

Marie, in Konya (Türkei) habe ich Derwische tanzen sehen, eindrucksvoll. Begleitet von dem melancholischen Klang der Ney, einer Flöte, nutzen sie Musik und Tanz als Hilfsmittel zum Eintauchen in ihre besondere Welt der Spiritualität. Dass einer von ihnen zu dir kommt, um dich froh zu stimmen, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Aber der Phantasie und dichterischen Freiheit sind ja bekanntlich keine Grenzen gesetzt.
Grüße! D.R.

11. Mär 2017

Danke, Detmar, ist ja nur erdichtet, aber diese Derwische beeindrucken mich schon mit ihrer getanzten Philosophie.
LG Marie

11. Mär 2017

Dein Gedicht gefällt mir gut, Marie. Aber so tanzen ... mir würde schon beim bloßen Hinschauen schwindelig; aber falls ich so einen Typen irgendwo tanzen sehe, schicke ich ihn stante pede zu dir.

LG Annelie

11. Mär 2017

Liebe Annelie, ich habe das kreiselnde Tanzen vor langer Zeit ohne weltanschaulichen Hintergrund in einem Tanz-"Work-Shop" ausprobiert, es hat eine erstaunlich positive Wirkung.
LG Marie

11. Mär 2017

Hier spür ich den Rhythmus und sehe den Derwisch. Ein tolles Gedicht. Allerdings kann man sich auch selbst in Trance tanzen, es ist jedem möglich. Haben wir als Kinder oft praktiziert. Sogar Tiere, insbesondere Hunde, konnte ich schon beobachten. Wir nannten das Drehwurm. Als Kinder hatten wir Spaß. Danke für den anregenden Text.
LG Monika

11. Mär 2017

Danke, Monika. So lange kreiseln, bis man schwindelig ist, daran erinnere ich mich auch. Das kennen Kinder weltweit. Und meine Katze hat sich immer rund gedreht, wenn sie ihren Schwanz (vergeblich) fangen wollte, das hat die Zuschauer belustigt.
LG Marie

12. Mär 2017

Ich bin einfach nur fasziniert.
Herzliche Grüße,
Susanna

12. Mär 2017

Danke, Susanna, das freut mich sehr.
Liebe Grüße
Marie