AU 2013 00 Rekordverdächtiger Reiseplan - Page 2

Bild von Willi Grigor
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hat übrigens auch ein spannendes Leben in Papua Neu Guinea hinter sich.

Schon 2011, als wir mit der Reiseplanung begannen, meinte Sohn Axel, dass wir diesmal auch dem Großen Barrierenriff einen Besuch schuldig wären. Es ist mit 2600 km Länge das größte Korallenriffsystem der Erde, und mit einem "Besuch dort" kann man natürlich nur einen kleinen Punkt dieses von Lebewesen geschaffenen Gebildes meinen. Der bekannteste "Punkt" dürfte der Whitsunday-Insel-Nationalpark sein. Sohn Axel mit Frau waren schon einmal in dieser Gegend und würden uns dann an einem Wochenende besuchen. Wir waren nicht abgeneigt, fanden aber keinen Tauschpartner.
Etwas später erinnerten wir uns an unsere Wohnungstauschpartner von 2008, Chris und Val.
Wir wohnten damals in ihrem Resort-Appartement in Peregian Beach. Sie hatten uns von ihrem zweiten Resort-Wohneigentum in Airlie Beach erzählt und dass wir bei einem zukünftigen Australienbesuch dort willkommen wären.

Airlie Beach ist sozusagen der Festland-Nachbar des oben erwähnten Whitsunday-Insel-Nationalparks. Gedacht, getan! Wir schickten eine E-Mail an Chris und Val und fragten, ob wir nicht einen weiteren Wohnungstausch für zwei Wochen machen könnten, diesmal in Airlie Beach. Wenn sie nicht noch einmal nach Schweden kommen möchten, bieten wir als Gegenleistung, dass ihr Sohn mit seiner deutschen Frau (aus Erlangen wie wir schon 2008 erfuhren) zwei Wochen in unserem Ferienhaus willkommen sind.
Chris und Val sind nette und hilfsbereite Leute (Australier eben) und waren sofort einverstanden. Sie schrieben uns, dass Sohn Daniel und dessen Frau Natalie ganz sicher an einem Urlaub in unserer "Hütte" interessiert sind. Sie wohnen jetzt in Deutschland. Wir erhielten ihre E-Mail-Adresse und nahmen Kontakt auf. Ich erwähnte auch, dass ich in den1960er/70er Jahren oft in Erlangen gearbeitet habe. Natalie antwortete, dass sie gern nach Schweden kommen würden, wissen aber nicht genau in welchem Jahr. Sie wohnen in Fürth und haben vor kurzem Nachwuchs bekommen. Natalie ist in Erlangen aufgewachsen und dann zum Studium nach Brisbane gegangen. Dort hat sie "dann Daniel kennengelernt und ist - statt den geplanten 3 Jahren - 7 Jahre geblieben. Seit Ende Mai sind sie jetzt wieder im guten alten Frankenland". Sie ist sich aber "ziemlich sicher, dass wir irgendwann wieder in Australien landen". Das liest sich wie eine Parallele zum Weg unseres Sohns nach der Schule. Auch er hat in Brisbane studiert und ist "hängen geblieben" Seit 2016 lebt er mit Familie in Schweden (für immer??)
Diese Zufallsbekanntschaft via einem Wohnungstausch 2008 erinnert mich ein wenig an eine andere Zufallsbekanntschaft im gleichen Jahr in einer Straßenbahn in Melbourne, die sich zu einer unwahrscheinlichen Geschichte entwickelte. Siehe: literatpro.de/prosa/140716/au-03-2008-melbourne-strassenbahnbekanntschaft

Chris und Val schrieben auch, dass sie z w e i Appartements im Terrraces Resort besitzen, die durch eine Tür miteinander verbunden sind. Wir können beide haben. Jetzt hatten wir eine Grundlage, die Tochterfamilie nach Airlie Beach einzuladen.

Aber die Geschichte geht noch weiter:
Schon vor Moas Geburt, die für Mitte Februar 2012 berechnet war, begannen Tochter Karin und Schwiegersohn Anders darüber zu reden, dass sie gerne wieder nach Australien reisen würden. Sie waren 2006 dort und wir hatten auch damals ein Familientreffen. Im Februar 2013 wäre Moa ein Jahr alt, laut der diesbezüglich erfahrenen Schwiegertochter ein gutes Alter, mit einem Kleinkind eine lange Reise zu machen.
Als Moa geboren wurde, hatten wir eine Geburtstagsgeschenk-Idee für sie und ihre Eltern: Zwei Wochen Urlaub in Airlie Beach (die Wohnung kostete uns nichts). Als die Australienreise für Tochter und Schwiegersohn beschlossene Sache war, schilderten wir den Appartementbesitzern die neue Entwicklung: Karin, Anders und Moa würden gerne mit uns die zwei Wochen in dem einen ihrer Appartements wohnen. Sie hatten wie erwartet keine Einwendung, wir dürften beide haben.
Der Sohn hat bereits in einem anderen Resort in der Nähe eine Zwei-Zimmer-Wohnung
gebucht. Unserem abschließenden Familientreffen im von Europa am weitesten entfernten Kontinent stand nichts mehr im Wege.

Parallel dazu hatten wir Kontakt mit Bill und Jan in Buderim, mit denen wir einen Tausch für April vereinbart hatten. Sie waren bereits im Sommer 2012 bei uns.
Wir fragten sie, ob sich Karin, Anders und Moa für zwei Wochen im Untergeschoss ihres Hauses einmieten dürften. (Das Haus ist groß, mit Küche, Schlaf- und Badezimmern in beiden Etagen.) Die spontane Antwort war: "Einmieten kommt nicht in Frage, sie sind unsere Gäste!"
Wir haben den geplanten vierwöchigen Aufenthalt in Buderim um zwei Wochen verkürzt und stattdessen den Besuch in Airlie Beach eingeschoben.

Rekordverdächtiger Reiseplan - Kurzversion
Um es noch einmal zu sagen: die Reisevorbereitung war eine logistische Herausforderung! Es galt, alle Termine mit den beteiligten fünf Wohnungstausch-Paaren und zusätzlich die Treffen mit Sohn- und Tochterfamilie an verschiedenen Stellen abzustimmen, die günstigsten Langstreckenflüge sowie die Inlandsflüge in Australien betreffend Flugzeiten, Flugdauer und Preisen herauszufinden. Selbst das Buchen der Hotels in Singapur war zeitaufwendig, obwohl wir wussten, welche Hotels in welcher Lage für uns in Frage kamen. Es gibt Dutzende Hotelvermittler im Internet und es galt, den billigsten herauszufinden.
Jetzt hatten wir diese wichtige aber total nervige Phase hinter uns und hofften, dass nichts Unerwartetes mehr in die Quere kommt.

Die Reise beginnt für uns am 25. Januar
Wir fahren mit dem Zug zur Tochter. Von dort ist es nicht weit bis zum Flughafen bei Göteborg.

Am 27. Januar fliegen wir von Göteborg über London nach Singapur. Wir freuen uns schon auf "Dies kleine Land", wir sind gerne dort. Auf allen Hin-und Rückflügen legten wir hier einen Stopp ein. Meinen 70. Geburtstag am 31. Januar verbringen wir in Singapur, ganz unspektakulär. Wir werden am Nachmittag im Bett liegen um für den Nachtflug nach Adelaide einige Stunden vorzuschlafen.

Sie hat viel die feine Stadt,
von allem nur das Beste.
Es ist eine reine Stadt,
das lieben ihre Gäste.

Ein Inselstaat, ein reiches Land,
einst britischer Besitz.
Sein demokratisches Gewand:
Für viele nur ein Witz.

Dies kleine Land, ich mag es:
Die milde Freude ihrer Nacht,
in der warmen Luft des Tages
das Bestaunen ihrer Pracht.

Meist junge Leute sieht man hier,
gut gekleidet und gelaunt.
Selbst ist man alt und trinkt sein Bier,
beobachtet und staunt.

Schattenseiten, ganz offenbar,
hat sie wie wir, nicht nur Licht.
Doch diese sind fast unsichtbar,
wir Kurzzeitgäste sehn sie nicht.

Ich fühl mich wohl, wie in der Kur,
bei dir und der Äquatorwärme.
Du, Löwenstadt = Singapur,
von dir ich freudig schwärme.

Am 1. Februar um 06:35 landen wir in Adelaide im Süden Australiens.
Unsere Tauschpartner Patricia und John werden uns abholen. Wir kennen sie bereits. Sie waren im Sommer bei uns. Der Flughafen liegt nördlich von Adelaide und ihr Haus im südlichen Teil. Auf dem Weg zu ihrem Haus kommen wir durch das Zentrum mit dem kilometerlangen Küstenstreifen. Sie werden uns sicher einige Sehenswürdigkeiten zeigen wollen.
Danach geht es weiter zu deren Ferienhaus in Carrickalinga, das, ca. 50 km südlich von Adelaide, an einem Sandstrand liegt. Wir haben ausgemacht, dass wir die erste Woche dort verbringen werden. Wir wissen aus Erfahrung, dass die Zeitumstellung etwas Zeit braucht und die wollen wir ihr an einem ruhigen Ort geben. Wir haben auch einen Autotausch vereinbart, was üblich ist.
Nach einer Woche machen wir einen zweiten Wohnungstausch mit Patricia und John: Wir übernehmen ihr Haus in Adelaide und sie wohnen in ihrem Ferienhaus.

Am 13. Februar fliegen wir via Melbourne nach Hobart, Tasmanien.
Nach einer Nacht zusammen mit Bob und Tricia in deren Haus bringen sie uns zu deren Ferienhaus im kleinen Eaglehawk Neck an einem schön geschwungenen Strand.

Am 21. Februar wieder zurück nach Hobart und Bob und Tricia.

Am 28. Februar geht unser Direktflug von Hobart nach Brisbane. In Brisbane wohnt der Sohn mit Familie.

Den gesamten März werden wir in Redcliffe wohnen, ca. 30 km von Brisbane.
Die Wohnungsbesitzer sind gleichzeitig in unserer Wohnung in Åmål.
Die Tochterfamilie wohnt gleichzeitig in ihrem gemieteten Haus in Caloundra, 70 km von Redcliffe.
Am 16. März schnüre ich mein Geburtstagsgeschenk auf: einen Fallschirmsprung mit Landung im Sand des Currimundi Beach.

Am 1. April kommen die nächsten Tauschpartner nach Redcliffe und bringen uns zu ihrem Haus in Buderim und fahren/fliegen weiter nach irgenwo. Die Tochterfamilie fährt am gleichen Tag von ihrem gemieteten Haus nach Buderim - mit dem Auto der freundlichen Wohnungsbesitzer in Redcliffe. Dies hatten sie die ganze Zeit, meine Frau und ich hatten keinen Bedarf.

Am 17. April fahren wir (5 Personen und Gepäck) mit diesem Auto an seinen angestammten Platz in Redcliffe. Mit dem Taxi geht es weiter nach Brisbane und von dort mit dem Flugzeug nach Proserpine, ca 20 km von Airlie Beach, wo wir zwei Wochen wohnen werden. Dort werden wir einem der ca. 3000 Korallenriffen des Great Barrier Riffs einen Besuch abstatten.
Vom 24. bis 28. April haben wir dann unser abschließendes Familientreffen.

Wir schnorchelten an einem Riff
und sahen 1000 bunte Fische.
Wir fuhren hin mit einem Schiff...
Schon Wirklichkeit mit Traum ich mische?

Das "Große Riff" hat Zigmillionen
Fische jeder Farbart, Form,
die in den Riffen leben, wohnen.
Der Unterwasserblick? ENORM!

Man sieht die Fische schweben
in bunten Formationen,
Korallenkollektionen
im warmen, blauen Wasser.

Alles war verwunderlich,
fremde Tiere sahn auf mich,
kreuzten um uns, freundschaftlich -
und: zwei Fische küssten sich!

War es Wirklichkeit, ein Traum?
Mein Hirn ist etwas aufgebracht.
Waren wir da? Ich glaub es kaum.
Wer hat die Fotos bloß gemacht?

Am 1. Mai fliegen wir nach Brisbane und direkt weiter nach Singapur, wo wir uns - wie jedes Mal - drei Tage wohlfühlen werden. Die Tochterfamilie fliegen direkt weiter, via Helsinki nach Göteborg.

Am 4. Mai landen wir - hoffentlich planmäßig - um 5:40 in London und 10:35 in Göteborg. Das Abenteuer ist zu Ende.
Die Tochterfamilie, aus Helsinki kommend, ist nur 1 Stunde und 40 Minuten vorher hier eingetroffen. Wir werden bei ihnen einen letzten Zwischenstopp einlegen.

Am 8. Mai geht es mit dem Zug nach Hause, nach Åmål. Ein besonderer Tag. An diesem Tag "in jenem Blumenmai" 1970 haben meine Frau und ich uns in Ravensburg kennengelernt.
Aber das ist eine andere, viel größere Geschichte:

In einem deutschen Städtchen
die Liebe ich einst fand.
Sie war ein liebes Mädchen
aus einem andern Land.

Ich sah ihr Auge funkeln,
so wie ein Sonnenstrahl.
Mein Herz lag tief im Dunkeln,
sah Licht zum ersten Mal.

Wir über Wiesen schwebten,
sie Blumenkränze band.
Wir spürten, dass wir lebten,
so wie wir's nie gekannt.

Doch waren wir nur Gäste,
in dieser Schwaben-Stadt.
Zu End gehn alle Feste,
auch dies ein Ende hatt'.

Ich sah ihr Auge glänzen,
sie drückte mir die Hand.
Uns trennten wieder Grenzen,
die Liebe uns verband.

Doch gibt es keine Grenze,
die Liebe hindern kann.
Es dauerte zwei Lenze,
wir wurden Frau und Mann.

Das Leben ward zum Märchen
in jenem Blumenmai.
Das Märchen zeigt ein Pärchen;
das Pärchen sind wir zwei.

© Willi Grigor, 2013 (Rev. 2019)

Zugehörige Berichte:
literatpro.de/prosa/040416/au-2013-schluesselerlebnis-in-hobart
literatpro.de/prosa/190416/au-2013-02-eaglehawk-neck-teil-1
literatpro.de/prosa/210916/au-2013-03-eaglehawk-neck-teil-2
literatpro.de/prosa/290418/au-2013-04-eaglehawk-neck-teil-3
literatpro.de/prosa/090616/au-2013-am-great-barrier-reef
literatpro.de/prosa/110316/geschichte-eines-traums
literatpro.de/prosa/100419/au-2013-singapur-carrickalinga-adelaide

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Kommentare

10. Okt 2019

Der Leser im Gepäck - stets gerne:
Dank Worten ging's mit in die Ferne!

LG Axel

10. Okt 2019

Auch wenn die Ferne eine Lockung ist -
sie nur bedingt das "Beste" ist.

LG
Willi

11. Okt 2019

Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weitere Welt...
Eine Wahnsinnsstory
HG Olaf

11. Okt 2019

...und er hat mir die rechte Gunst erwiesen!
In Australien bin ich ein ganz anderer Mensch geworden. Ich begann zu schreiben (Reiseberichte), was ich nie vorher tat. Ich wollte ein Gedicht schreiben, am Strand - noch verrückter!
Hier kannst Du lesen, wie dieser Anfang war 2013:
literatpro.de/prosa/100419/au-2013-singapur-carrickalinga-adelaide (Seite 3)
literatpro.de/prosa/040416/au-2013-schluesselerlebnis-in-hobart

Danke für den kurzen aber treffenden Kommentar, Olaf.

LG
Willi

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