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Johnsons Portrait, als auf einmal sein rechtes Auge funkelte. Wirklich, es funkelte, doch als ich es näher betrachten, in Erfahrung bringen wollte, woher dies stammte, verschwand das Funkeln und wieder spürte ich die Nähe der Person, die auch gestern bei mir gewesen war, wobei mir schließlich bewusst wurde, um wen es sich bei der besagten Person handelte. Es war Reverend Matthew Johnson! Reverend Johnson war an meiner Seite und ebenso wie in meinen Traum verlor ich die Nerven, wandte mich von ihm ab und weinte. Mich mit ihm anzufreunden, ist mein Herzenswunsch, ja, aber doch nicht um jeden Preis! Ich will nicht, dass der Reverend mein Kamerad sein muss, obwohl er das lieber nicht wäre, er bei mir sein muss, obwohl er lieber Abstand von mir halten würde, und dass er wirklich aus freien Stücken zu mir gekommen war, freiwillig bei mir sein wollte und will, wäre, nachdem was in der Vergangenheit geschehen war, viel zu schön, um wahr zu sein. Warum er jedoch trotzdem hier war und es auch noch immer ist? Er trotz seiner Abneigung mir gegenüber bei mir zu Besuch ist und sich nicht einfach von mir fernhält? Ganz einfach, wegen Gott. Dieser hat vermutlich Mitleid mit mir, Mitleid, weil ich schon seit einer Woche so trübselig bin, und um mich aufzumuntern, hat er den Reverend zu mir geschickt, damit dieser mir das Gefühl vermittelt, er würde es mir nicht mehr übel nehmen, was damals vor zwanzig Jahren geschehen ist, und er tatsächlich mein Kamerad sein wollte. Wie in meinem Traum wies ich auch dieses Mal Reverend Johnson zurück, wies ihn dieses Mal zurück, indem ich schweigend aus dem Zimmer eilte, und dass ich das getan habe, schmerzt mich jetzt noch. Raus aus meinem Leben will ich ihn in Wirklichkeit ja gar nicht haben, versuche, ihn nur seinetwegen zu vertreiben, ihm zuliebe Gott verständlich zu machen, einen anderen, einen besseren Kameraden als mich für ihn auszuwählen. Es gibt so viele Menschen in den Vereinigten Staaten, die seine Freundschaft weit mehr verdient hätten als ich und mit denen der Reverend bestimmt auch gerne befreundet wäre, doch Gott bleibt hartnäckig, zwingt den armen Kerl trotz meiner ablehnenden Art ausgerechnet bei mir zu sein und mit mir seine sicherlich kostbare Zeit zu vergeuden. Immer wieder fühlte ich heute Reverend Johnsons Anwesenheit, fühlte, wie er mich auf meiner Schulter berührte, mich sogar an meiner Hand nahm, als ich weinte, und das Beste folgte erst noch, als ich zu Vater in den Laden musste, dort nämlich neuerlich ein Kunde vorhatte, sein Geld in eines meiner Gemälde zu investieren. Es erfüllt mich jedes Mal mit Stolz, die fröhlichen und beeindruckten Gesichter meiner Käufer zu sehen, sofern mich eben nicht gerade so wie nun etwas belastet, erfüllt mich mit Stolz, von ihnen gelobt zu werden und auch dieser Verkauf wurde wieder etwas ganz Besonderes, wird mir ebenso wie mein Geschäft mit Mr. Stuart für ewig in Erinnerung bleiben und schuld daran ist der Reverend, ja, Gott und er. Nachdem ich also wieder eines meiner Gemälde verkauft hatte, wollte ich zurück in mein Zimmer und mich dort wieder meiner Malerei widmen, als ich ihn durch unser Ladenfenster auf einmal sah, Reverend Johnson auf der Straße stehen sah. In seinem schwarzen Priestergewand gekleidet und mit einem schwarzen Hut auf dem Kopf stand er da und lächelte mich an, zog mich völlig in seinen Bann, bis mein Vater mich plötzlich aus meinen Gedanken riss und ich meinen Blick einen Moment lang von der Straße abwendete. Es war wirklich bloß ein winziger Augenblick, in dem ich von ihm abgelenkt war, ihn aus den Augen verlor, und trotzdem war er wie vom Erdboden verschluckt, als ich wieder aus dem Fenster sah, konnte Reverend Johnson nirgendwo mehr entdecken. Der heutige Tag war in der Tat ein aufregender Tag für mich und das nicht gerade im positivsten Sinne des Wortes, weswegen ich sehr erleichtert war, als er sich endlich dem Ende neigte, die Nacht hereinbrach und ich mich schlafen legte, doch nur weil der Tag vorüber war, bedeutete dies noch lange nicht, dass es die Aufregung deshalb auch war. Ich lag also in meinem Bett und starrte aus dem Fenster, starrte zu den Sternen hinauf und vermisste Reverend Johnson furchtbar, dachte über ihn nach, als ich auf einmal jemanden meinen Namen flüstern hörte und spürte, wie jemand über meine Wange streichelte, spürte, dass der Reverend wieder da war. Mit Tränen in den Augen verließ ich schlagartig mein Bett, zog mich um und lief mit meiner brennenden Lampe in unsere Kirche. Wenn Gott mir meine Bitte nicht erfüllen wollte, wenn ich zuhause betete, so überlegte ich, vielleicht erfüllte er sie mir dann, wenn ich in der Kirche zu ihm betete, doch selbst das nützte nichts. Anstatt den Reverend endlich von mir befreien, gingen Gott und er sogar noch einen Schritt weiter, offenbarten mir ein Wunder, mit dem ich niemals gerechnet hätte. Ich flehte Gott an, dem Reverend das nicht anzutun, ihn nicht wegen mir leiden zu lassen, er dies nämlich nicht verdient habe, als ich es plötzlich am Himmel oben entdeckte, das Herz sah, das ich mein Leben lang nicht wieder vergessen werde. Gebildet aus unzähligen, aneinandergereihten Gestirnen leuchtete es in den verschiedensten bunten Farben und ich fühlte, wie der Reverend seinen Arm um mich legte und mir neuerlich über meine Wange streichelte. Ich war zu Tränen gerührt über mein großes Glück und begann, bitterlich zu weinen, doch nicht aus Verzweiflung, sondern vor Freude. Ich hatte mich geirrt, hatte mich in Gott und in Reverend Johnson geirrt! Es war gar keine Qual für den Reverend, bei mir zu sein, wollte und will dies auch von sich aus, und auch sein für mich merkbarer Wille, mein Kamerad zu sein, ist kein Zwang von Gott, sondern sein Ernst. Ja, es stimmt! Der Reverend mag mich trotz des Vorfalls vor zwanzig Jahren und er will wahrhaftig mein Freund sein! Noch in der Kirche dankte ich Gott in einem Gebet für Reverend Johnson, dankte ihm dafür, dass ausgerechnet ich einen Engel als Kameraden haben durfte, und