Beyond the veil: Das Auge des Milikles - Page 7

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ein.
„Herr, 10% sind nicht genug für uns. Schließlich haben wir gute Chancen, uns heute Nacht alle in der Unterwelt wiederzufinden!“
Nikias bekundete seine Zustimmung mit einem nervösen Nicken, während das kriegerische Liebespaar scheinbar teilnahmslos die Konversation beobachtete.
„Also gut, 15% für Ephialtes und 15% für euch, aber das ist mein letztes Wort!“
Wiederum meldete sich der Steuermann zu Wort, dieses Mal allerdings eine Spur unfreundlicher.
„Nein, so geht das nicht! Ich kann noch 20% für mich und 20% für die Mannschaft akzeptieren, aber nur, weil wir Freunde sind. Das sind wir doch, oder?“
„Auch Freundschaft hat ihre Grenzen! Was meinen eigentlich die Anderen dazu?“
„15% für uns sind fair genug!“
Harmodios nickte mädchenhaft zustimmend zu den bedächtigen Worten des Achillas.
„Nein, wir haben nur ein Leben und das werde ich nicht billig verkaufen!“
Sichtlich erregt stieß Archelaos die Worte knurrend hervor.
„Ich weiß nicht, 20% wären nicht schlecht, aber auch das Angebot vom Kapitän ist nicht übel.“
Mit ängstlicher Miene blickte Nikias von einem zum anderen.
„Gut, so finden wir keine Lösung, also stimmen wir ab!“
Pharnabessos, der bisher die Tarifverhandlungen interessiert beobachtet hatte, blickte überrascht den Nauarchen an. Ganz lydonischer Herrenmensch kam ihm der Vorschlag des Alkastos nun völlig verrückt vor.
„Wer akzeptiert mein Angebot?“
Achillas und Harmodios erhoben die Hände.
„Wer ist dagegen? Ephialtes und Archelaos, nun gut. Was ist mit Dir, Nikias?“
„Ich weiß es nicht, sollen die anderen entscheiden.“
„Enthaltung! Gut, bei Gleichstand entscheide ich dann, so wie wir es einst vereinbarten. Es bleibt also bei meinem letzten Angebot.“
„Das ist nicht fair, Nikias soll sich entscheiden!“
Sichtlich aufgebracht funkelte Ephialtes seinen Vorgesetzten förmlich an und auch Archelaos brachte seinen Unwillen durch ein widerwilliges Knurren zum Ausdruck.
„Ephialtes, halte den Mund. Die Entscheidung ist gefallen und wird nicht mehr diskutiert. Ich bin hier der Kapitän und Du wirst tun, was ich Dir befehle. Die Beratung ist beendet und wir sollten uns jetzt alle ausruhen, denn wir haben einen harten Weg vor uns!“
Pharnabessos jedoch, der den Streit über die Beute genüsslich beobachtet hatte, betrachtete Ephialtes mit neuem Interesse und lächelte in sich hinein.

*

Bevor sie bei Sonnenuntergang in See stachen, ruhte sich die Mannschaft in Hinsicht auf die kommenden Strapazen aus. Seltsamerweise erlaubte Pharnabessos den Danaern größere Freiheiten und führte sogar Einzelgespräche mit einigen von ihnen.
Auf See fanden die Lydonen nach kurzer Zeit einen wenig lärmerzeugenden Rudertakt, den Harmodios leise mit der Flöte vorgab, da rhythmisches Singen eher kontraproduktiv gewesen wäre. Alkastos persönlich kommandierte die beiden Rudergänger und führte das Schiff mit traumwandlerischer Sicherheit. Obwohl Ephialtes seinem Kapitän nach der letzten Auseinandersetzung nicht länger freundschaftlich zugeneigt war, so musste er doch dessen seemännisches Geschick widerwillig bewundern. In mindestens zwei Fällen hätte der Steuermann einen anderen Kurs eingeschlagen und – wie sich dann später herauskristallisierte- einen kapitalen Schiffbruch erlitten. So schlich schließlich der Archeron an der Küste, die mehr oder minder aus einem hohen Kliff bestand, der östlichen ‚Säule den Memnon‘ entlang.
Mit einem Male beschlich den Nauarchen das übermächtige Gefühl, beobachtet zu werden.
„Verdammt, hier ist etwas faul! Harmodios, den Takt auf Maximalgeschwindigkeit erhöhen. Pharnabessos, sage Deinen Bastarden, dass sie um ihr Leben rudern sollen!“
Trotz des Überraschungsmoments übersetzte der lydonische Komandeur, der angesichts der seemännischen Leistungen die Anweisungen des Kapitäns nicht mehr länger hinterfragte, augenblicklich.
„Itler, has çalt hatarlaň. Çalt ýa-da deriňizi şahsy çykararyn!“
Die werktätige Bevölkerung kam dieser freundlichen Anweisung ohne größere Verzögerung nach, sodass die Pentekontere fast den berühmten Sprung nach vorn machte, der allerdings keinen Augenblick zu früh kam. Mit einem gewaltigen Getöse schlug sein Felsblock knapp hinter dem Schiff auf die Wasseroberfläche, während fast simultan ein Signalfeuer auf dem Kliff entzündet wurde.
„Die hätten uns mittschiffs erwischt! Pullt, ihr lydonischen Hunde!“
Ephialtes Kommentar entbehrte zwar einer gewissen Sinnhaftigkeit, zumal der rudernde Teil der multikulturellen Besatzung ihn nicht ganz so gut verstehen konnte, war aber angesichts der speziellen Situation verzeihlich.
„Nauarch, woher habt Ihr eigentlich gewusst, dass die verfluchten Amphipoliten Männer auf dem Scheißfelsen postiert haben? Bei unserer letzten Passage war der doch unbesetzt!“
„Da muss ich Eurem Steuermann rechtgeben, Danaer. Ich frage mich auch, wie es weitergehen soll?“
Während das Schiff mit Höchstgeschwindigkeit das offene Meer erreichte, blickte der lydonische Kommandeur Alkastos interessiert an.
„Weiter Kurs offenes Meer halten! Tja, edelster aller lydonischen Büttel, weiß ich auch nicht, ich hatte mit einem Male so ein ganz mieses Gefühl. Ich glaube nicht, dass unsere Freunde vom anderen Ufer nachts versuchen werden, uns abzufangen. Aber Du kannst sicher sein, dass sie im Morgengrauen zwei oder drei Schiffe aussenden werden, um an der Ostküste Jagd auf uns zu machen. Wir halten jetzt zwei Tage Kurs aufs offene Meer, dann werden mit Hilfe der Sonnenscheibe und Gestirne nach Osten steuern. Irgendwann gelangen wir dann an die pontische Küste und bis dahin dürften unsere amphipolitischen Freunde aufgegeben haben. Bete zu Deinen lydonischen Göttern, dass uns nicht vorher das Wasser ausgeht! Übrigens wäre es jetzt an der Zeit, mir die berühmte Karte zu zeigen!“
„Das wird schlecht gehen, Danaer. Die Karte ist nämlich hier!“
Lächelnd deutete Pharnabessos auf seinen Kopf.
„Du glaubst doch nicht, dass unser glorreicher König so dumm ist, das kostbare Papyrus aufs Spiel zu setzen. Außerdem kommt ihr dann nicht auf dumme Gedanken! Aber was Du sagst, ist nicht wirklich erfreulich. Unser Weg wäre die pontische Küste entlang gewesen, bis wir eine starke Strömung ausmachen, die sie aus nördlicher Richtung trifft. Dann sollten wir mehrere Tage gegen den Strom rudern und würden dann unser Ziel erreichen!“
Ungläubig starrte der Kapitän den aufgezwungenen Passagier an.
„Bei den Göttern, das ist ja total bescheuert. Falls wir unterwegs nicht draufgehen, sollen wir also endlos vor der pontischen Küste kreuzen und dann einer Meeresströmung folgen? Es wäre weiser, die Sache aufzugeben und uns in Gefilde abzusetzen, die nicht zur Einflußsphäre Deines exzentrischen Königs gehören. Du und Deine Männer können als Söldner eine Menge Geld verdienen!“
Unwillig schüttelte der getreue Offizier des irren Königs sein kompaktes Haupt.
„Ich werde meinen König nicht verraten! Der Befehl des tollen Führers in seiner Wut ist heilig und solltet ihr alle dabei in die Unterwelt fahren. Wir siegen oder ihr sterbt! Haben wir uns verstanden?“
So viel Stupidität die Befehle eines offensichtlich Geisteskranken trotz sich bietender Alternativen so fanatisch auszuführen, hätte Alkastos nicht einmal den dümmsten Barbaren zugetraut, aber der Nauarch vernahm schon Legenden vom

Sollte eigentlich ne Kurzgeschichte werden, aber Inspiration und die Götter haben anderes beschlossen.
Allen einen schönen Pfingstmontag und bleibt gesund!
LG
JU

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