AU 2008 05 Sugarloaf Mountain - Page 2

Bild zeigt Willi Grigor
von Willi Grigor

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mit großen, reifen Früchten. Sie sahen aus wie übervolle Zwetschgenbäume. Wir blieben aber nicht lange, da wir uns verschwitzt und reif für eine Dusche fühlten.

Landgasthaus
Jeanette und Greg hatten uns auch von einem Gasthaus erzählt, das sehr beliebt ist, da es das einzige weit und breit ist. Es lag ziemlich einsam an einer Landstraße, vielleicht 10 km entfernt. Vor allem Axel und ich wollten unbedingt dorthin. Vielleicht handelte es sich ja um eine richtige Outback-Kneipe. Nach dem Duschen fuhren wir los, es wurde langsam dunkel. Wir hatten eine Wegbeschreibung, mussten aber dennoch an einem einsamen Haus anklopfen und fragen. So fanden wir bald das ”Hotel Meringanden”, ”the hearty country pub”. Es war größer als wir glaubten und voll mit Menschen zwischen 1 Monat und 90 Jahren, sowohl im großen Gastraum und im anschließenden Garten. Es war Samstag, ordentlich was los und sehr laut, aber nicht ungemütlich, ungefähr wie im "Uerige" in der Düsseldorfer Altstadt am Wochenende. Alle Leute im Umkreis von 10 km müssen sich hier verabredet haben. Man wies uns aber einen fast freien Tisch zu, wir waren schließlich von weit her. Gullan war nicht ganz so begeistert aber wir mussten ja etwas essen. Axel und ich gingen in die "Schwemme", wo die Leute standen und Bier tranken, und nahmen ein Glas auf die Schnelle. Das perlte und zischte wie bei Ditsche in der Hamburger Imbissstube! Zwei weitere nahmen wir mit zum Tisch.
An den Nachbartischen sahen wir, dass es sich hier um Portionen der Größenklasse XXL handelte. Axel und Cheron teilten sich ein Steak, Gullan und ich bestellten gebratenen Fisch. Isaac bekam eine Kinderportion, von der er nicht einmal die Hälfte aß. Er wollte lieber umherlaufen wie die anderen Kinder. Deshalb gingen wir nach dem Essen noch kurz in den Garten und fuhren dann zurück, um unsere Betten zu testen. In der schwarzen Nacht ohne künstliches Licht weit und breit sah man den unglaublichen südlichen Sternenhimmel, den ich in der kommenden Woche noch viele Male betrachten werde.

Am nächsten Tag nach dem Frühstück bestiegen ICA und ich unseren Hausberg Sugar Loaf Mountain. Gullan ging nicht mit, sie hatte Jeanette und Greg etwas von Schlangen erzählen gehört. Isaac war wie immer voller Energie und es war kein Problem für den Dreijährigen, den ziemlich steilen, vom Haus aus vielleicht 200 m hohen und mit großen Steinen übersäten Berg zu erklimmen, mit etwas Schubhilfe des Vaters. Schlangen sahen wir nicht. (Meine erste Schlange in Australien sollte ich erst kurz vor der Heimreise sehen.)
Am frühen Nachmittag fuhr die Juniorfamilie wieder nach Brisbane. Für uns sollte die kommende Woche gemächlich aber dennoch ereignisreich verlaufen.

Rund um den Berg
Wir wollten gleich unser Reich etwas näher erkunden und machten uns auf, den Berg zu umrunden. Es wurde ein gemütlicher Spaziergang von ungefähr einer Stunde. Überall sahen wir alte Zeugen aus der Zeit, als hier noch Schafzucht betrieben wurde. Alte Schuppen mit allen möglichen verrosteten Geräten, alten Fahrzeugen, landwirtschaftlichen Geräten und umgefallenen Windmühlen. Allein der Schrott auf diesem riesigen Gelände muss ein kleines Vermögen ausmachen.

Bei dieser Kreis-Wanderung um den Bergkegel erkannten wir die Einzigartigkeit dieses Landbesitzes von 110 Hektar, in dem der Berg genau in der Mitte steht. Eine offene Aussicht wo man sich auch befindet bei dem Rundgang. Die Bergflanke ist oben steil, wird immer flacher und geht nach einigen Kilometern in die Ebene über. Es muss sich um einen uralten Vulkan handeln, der in Millionen von Jahren in die heutige Form erodierte.

Plötzlich sahen wir sieben ziemlich große Kängurus am Hang. Diese sahen uns aber auch und sprangen in großen Sätzen den Berg hinauf. Für ein Bild war es zu spät. Gegen Ende des Spaziergangs, kurz vor dem Haus, mussten wir in nahem Abstand die Kuhherde mit dem Bullen passieren. Ich wollte ihn so fotografieren, dass Gullan auch mit auf dem Bild ist. Aus irgend einem Grund hatte sie dazu keine Lust.

Diese Runde machte ich dann fast jeden Tag vor dem Frühstück, das vorbereitet war, wenn ich zurückkam. Am Abend war ich dann der Koch. Gleiche Routine wie zu Hause in der Schwedenhütte.
Danach setzte ich mich auf die kleine Bank neben dem Haus und genoss die Wärme, die Ruhe und die Aussicht. Überhängende Äste eines Baumes gaben einen angenehmen Halbschatten. Gullan saß lieber auf der Terrasse im Ganzschatten und las. Ich pendelte mehrmals zwischen Bank und Terrasse wo ich auf einer unbeqemen Liege las oder döste. Wir hatten eine große Auswahl an Büchern. Am meisten interessierten mich die, die mit der Entwicklungsgeschichte Australiens seit 1770 zu tun hatten. In diesem Jahr entdeckte und kartographierte James Cook die Ostküste Australiens.

Am nächsten Nachmittag fuhren wir nach Oakey zum Einkaufen. Wir hatten einen gepflegten, beigefarbenen Mercedes Jahrgang 1979 zur Verfügung. An den meisten Plätzen wo wir waren gehörte ein Auto mit zum Wohnungstausch, aber ich habe mich immer etwas Unwohl im Linksverkehr gefühlt. Deshalb benutzten wir das Auto nur im Notfall, d. h. zum Einkaufen, wenn das Einkaufszentrum für einen Spaziergang zu weit weg lag. Hier aber war ich ganz cool. Es war unwahrscheinlich, während der 10 Kilometer nach Oakey ein Auto zu treffen. Wir genossen die Fahrt durch die einsame, karge Landschaft. Wir hielten mehrmals an, um die Eindrücke aufzunehmen. Farbe sieht man nicht so oft in diesen Gegenden aber hier war der Wegesrand voll mit blauen Blumen.

In Oakey kauften wir ein, dass es für 3-4 Tage reichen sollte. Für das Abendessen habe ich Schweinefilet, Soße mit grünem Pfeffer und Dragon sowie Bratkartoffel und Salat und Rotwein dazu geplant.

Am frühen Abend fing ich an, das erste Festmahl hier in unserem nachbarlosen Reich zu bereiten. Es sollte ein richtiger Gegensatz zu dem übervollen Landgasthaus werden. Aber wir hatten ein kleines Problem. Das hatten wir immer, bevor wir mit der neuen Küche vertraut waren. Welche Geräte gibt es und wo stehen sie. Ich fand keine richtige Bratpfanne. Auf einem Arbeitstisch stand so etwas, das an eine Bratpfanne erinnerte aber das musste mit irgendeinem Kabel an die Steckdose angeschlossen werden. Ich fand kein passendes Kabel. Ich wollte schon irgendeinen Topf zum Fleischbraten nehmen, als das Telefon klingelte. Es war Jeanette. Sie wollten übermorgen

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© Willi Grigor, 2009 (Rev. 2017)

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