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kurze Zeit.
Der Mensch sie selten sieht im Leben,
er ist nicht mehr dazu bereit.
Entengetue
Die Enten besuchen uns pünktlich halb sieben,
so dicke und zahme, ich lerne sie lieben.
Sie wohnen beim Nachbar seit mehreren Jahren
und meistens für uns ziemlich unsichtbar waren.
Sie legen ihm Eier, zusammen mit Hennen,
nicht wissend, dass Enten meist schwimmen auch können.
Als sie dann endlich das Wasser entdeckten,
sie damit die schlafende Schwimmlust erweckten.
Sie kommen geschwommen zu uns jetzt fast täglich,
am Anfang mit Vorsicht, ihr Blick etwas kläglich.
Nun ziehen sie forsch ihre schlingernden Bahnen.
Eine Zahmentengroßtat, ob sie es ahnen?
Ich sitze im Sessel, betrachte mit Ruhe,
ihr Putzen der Federn, das Entengetue.
Die Nähe zum Mensch ließ sie etwas entarten,
gut, dass sie nun ihre Schwimmkunst gewahrten.
Ich denke die Frage, doch könnt sie mir sparen:
'Vielleicht wärt ihr lieber Wildenten geblieben?'
Die Enten leis schnattern, ich werd´s nie erfahren.
Ich gehe und rufe: 'Bis morgen, halb sieben.'
Es lebt die Nacht
Der Sonne Tagwerk geht zu Ende,
die Schatten streuen ihre Macht.
Der Abend sich im Osten zeigt,
der weite Rest trägt noch sein Blau,
doch lässt es fallen, stetig, sacht.
In Himmelsbläue mischt sich Farbe,
ein Freudenfeuer sie entfacht.
Sein bunter Aufschrei sanft erlischt,
die Farben fliehen, gehn in Grau.
Der Abend stirbt, es lebt die Nacht.
Frühherbstabend
Ich schließe die Augen,
um besser zu sehn
die dämmernde Landschaft
der Elfen und Feen,
wie treibende Nebel
aus zwingendem Grund
ziehn über die Wiese
zum Schilfrand am See,
die bleichen Gesichter
im spiegelnden Rund,
die sterbenden Rosen
in nasskalter Pracht,
die mystischen Lichter
der kommenden Nacht.
Guten Appetit
Die Enten gehn im Wackelschritt
auf gradem Weg zur Blumenwiese;
sie fressen oft hier, kennen diese.
Ein kleines Lamm sieht zu, geht mit.
Ich höre Schnattern, Blöken, Hecheln,
schau ihnen zu mit stummem Lächeln
und wünsche 'Guten Appetit'.
Himmel im See
Ich schau auf "meinen" kleinen See:
Ich seh im See den Himmel.
Den Himmel ich dort unten seh,
mein See er ist im Himmel.
Der See mich fragt: "Was willst du sehn,
ich zeig dir was du willst.
Ich seh dich lächelnd vor mir stehn,
welch Sehnsucht du dir stillst?"
Die Antwort ist ein leises Flehn
an ihn, er fragte mich:
"Ich will in dir den Himmel sehn,
dann seh ich ihn u n d dich."
Im Frühling höre ich sie wieder
Amsel, du kamst nach Haus bereits im März,
dein Ankunftzwitschern gab dies kund.
Du kamst nicht wegen des Konzerts,
Heimweh ist der wahre Grund.
Du kamst zurück in deinen Wald,
hier wurdest du geboren.
Das Wetter war noch richtig kalt
und du wohl durchgefroren.
Wir sitzen beide, du und ich,
wartend auf die Sonnenstrahlen.
Mit unnütz Tun wir inniglich
vor unsrer Liebsten prahlen.
Doch geb ich zu, ganz ohne Zwang,
denn es ist gänzlich offenbar:
Dein herrlicher Reviergesang
ist bezaubernd, sonnenklar,
Dein Sommer ist ein Arbeitsreigen,
du fliegst, suchst Nahrung ohne Ruh.
Am Abend singst du von den Zweigen,
ich nehme Platz, hör freudig zu.
Im Herbst dann sammelst du die Deinen,
es verstummen eure Lieder.
Ich brauche nicht darüber weinen,
im Frühling höre ich sie wieder.
Kleine Fische
Ich töte keine Fische
aus meinem "Schwarzwald"-See,
schon gar nicht kleine Fische,
die ich dort lauern seh.
Sie warten auf was Gutes,
z. B. trocken Brot.
Sie warten guten Mutes
und leiden keine Not.
Ich komm am Wochenende,
dann stehen sie parat.
Ich nehm ein Weißbrotende
und schreite zu der Tat.
Sie holen ihre Freunde,
ein Schwarm kommt mit zurück.
Ich ihnen Zeichen sende:
"Ein jeder kriegt ein Stück."
Dann werfe ich im Bogen
Brotstückchen in den See.
Ein Spritzen, Flitzen, Toben
ich auf dem Wasser seh.
Ich weiß genau, sie freun sich,
doch sagen sie's nicht laut.
Ich spür's genau, ich freu mich,
es kitzelt auf der Haut.
Ich mag nicht dicke Fische
auf meinem Küchentisch.
Ich mag die kleinen Fische
im Ufergrasgebüsch.
Kurzzeitmieter
Das Vogelhäuschen ist nun leer
in der Birke Baumgeäst.
Der Vogelflug, so hin und her,
bis nächstes Jahr uns warten lässt.
Unsre Mieter sagen selten
wann sie kommen, wann sie ziehn.
Für Vögel andre Regeln gelten
als für uns, die selten fliehn.
Sie kommen, wenn das Mahl gerichtet,
ziehen ein, vermehren sich.
Hat man die Brut im Flug gesichtet,
zogen sie aus, unweigerlich.
Liverudträume
Abfahrt zu Hause
in Richtung Stille
Ankunft zu Hause
Hüttenidylle
Einsamkeit, Ruhe
Zweisamkeit, lauschen
Nur kein Getue
hör Birken rauschen
Wochenendreisen
Sommer wie Winter
Seelenglücksschneisen
Enkel und Kinder
Lebensroutine
bald vierzig Jahre
Arbeitsschweißmiene
Leben, das wahre
Frühlingsgefühle
Vogelgesänge
Sommerluftschwüle
Biber-Schilfgänge
Herbstnebelschwaden
Dunst-, Farbenschleier
Kaltwasserbaden
Kühle Luft, freier
Eiswinterstarre
Spaß auf dem See
Frohes Geknarre
beim Gehen im Schnee
Liverudträume
Stimmungen schwanken
Schwindelnde Räume..
Abschiedsgedanken
Vogelschicksal
Der Vogel sieht nicht glücklich aus,
ihm fehlt das linke Bein.
Das Federkleid ist ganz zerzaust.
Kann er fliegen? Nein.
Langsam geh ich ihm entgegen.
Warum, was kann ich tun?
Was er braucht ist Gottes Segen,
bis dahin nur noch ruhn.
Ich seh von nah und weiß Bescheid:
Die Augen nur noch Scherben.
Der Vogel hüpft, mit Schwierigkeit,
in den Busch, zum Sterben.
Morgengebet
Die ersten Sonnenstrahlen
verwandeln Grau in Blau
und lassen hell erstrahlen
den Glanz im Morgentau.
Ein milder Hauch des Windes
streut Tagluft auf das Laub.
Es winken Blätterkinder
zum Morgengruß vom Baum.
Im See die Wanderwellen
durch Zauberhand entstehn.
Wie glitzernde Gesellen
im Morgenlicht sie gehn.
Und morgenfrische Töne
erquicken Herz und Ohr
und tragen hoch das Schöne
zum himmelblauen Tor.
Es ist ein mystisch Klingen,
wenn Wind durch Waldland weht,
es jauchzend will durchdringen,
als wollte er ihm singen,
dem Morgen ein Gebet.
Wildgänse
Ich seh ihn am Himmel, den fliegenden Zug,
von Süden her kommt er ins Land.
Ich höre das Schreien der Gänse im Flug,
sie haben ihr Ziel schon erkannt.
Zwei Wildgänse kommen zu uns an den See,
sie brüten auf ihm jedes Jahr.
Sie sind wie zwei Gäste, die gerne ich seh,
ein ruhiges Zuggänsepaar.
Sie ziehn übern See wie ein schwimmender Zug,
die Jungen geschützt in der Mitt'.
Sie nehmen den kürzesten Weg hin zum Gras,
Herr, lass sie doch leben, ich bitt'.
Sie pendeln zigmal auf dem See hin und her,
dem Wind und den Wellen zum Trotz.
Die Hechte sie mögen die Kleinen auch sehr,
besonders der langdicke Protz.
Nur selten ich seh eine Junggans im Flug,
es hilft nicht mein Bitten und Flehn.
Im Herbst sich formiert dann der Rückreisezug,
im Lenz wir ihn gern wieder sehn.
Zahn der Zeit
Ein kleines Haus, versteckt, verfallen,
der junge Wald hat es verschluckt.
Das fünfte schon ich find von allen.
Ich geh hinein, ein Rehlein guckt.
Der Zahn der Zeit war hier am Werke,
auf Dauer hält ihm gar nichts stand.
Zerstörend sein ist seine Stärke,
die Bretter riss er von der Wand.
Ich geh hinaus, dem Hell entgegen,
ein Lichtstrahl schmückt den Apfelbaum.
Ihn wird es eine Weile geben,
doch überleben wird er kaum.
Spuren im Wald
Man sieht im Wald noch schwache Spuren
aus einer Zeit nicht unbekannt.
Als Ochsenkarren hier noch fuhren,
war dieser Wald ein Ackerland.
Die Menschen wollten etwas ändern
- sie hatten einen neuen Plan -
und pflanzten Holz in Ackerländern.
Nicht alle mochten, was sie sah'n.
Die Tannen wuchsen und gedeihten,
der Laubbaum hatte kaum noch Platz.
Noch heute sich die Lager streiten:
Verloren, kriegten wir den Schatz?
Man sieht im Wald heut deutlich Spuren
von unsrer neuen, schnellen Zeit.
Wo früher Ochsenkarren fuhren,
der Holzernter "abholzen!" schreit.
Morgenidylle
Ein Morgen wie im Bilderbuch,
die Götter Stille säten.
Mir zeigen sich, mit Landgeruch,
Naturaktivitäten.
Auf dem Wasser ziehen Kreise,
Fische schnappen Kleingetier.
Eine Katze
© Willi Grigor, 2021
Kommentare
Friede den Hütten, Krieg den Palästen -
Dank den Birken - mit all ihren Ästen!
LG Axel
Wo Bäume, Birken, Linden
sich still zusammenfinden,
die schwersten Fragen schwinden,
die tief im Herzen ruhn.
Die Birke dankt Dir, Axel, mit all ihren Ästen.
LG
Willi
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