Auszug aus dem Leben eines Mädchens (12)

Bild von nureineneue
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Ich war im letzten Jahr meiner Ausbildung, in einer glücklichen Beziehung mit Chris und hatte auch noch Liz als Freundin gewonnen, auch wenn ihr wahres Gesicht ein Arschloch war, aber das sollte ich später merken. Ich war das erste mal, bis auf die Wohnsituation, zufrieden in meinem Leben. Selbst das kotzen hatte ich mir abgewöhnt. Wie ich erzählte war Liz auch meine Kollegin. Wir hatten oft Schicht zusammen und klauten wie die Raben. Eine weitere tolle Idee von Liz. Ich hab mich zu vielen Sachen anstiften lassen. Sie war eben mein Vorbild und was sie tat, war toll, egal was es war. Wir wurden dabei glücklicherweise nie erwischt.

Es war ein normaler Arbeitstag, wieder hatte ich Schicht mit meinem Idol. Ich räumte die Regale ein, als eine dunkle Stimme hinter mir ertönte. „Entschuldigung, können sie mir sagen wo die Waschnüsse sind?“, fragte der Mann. Ich drehte mich um, lächelte ihn an und führte ihn zu seinem gesuchten Produkt. Ich erinnere mich noch ganz genau wie dieser Mann aussah: Dunkelgraues, fettiges Haar zu einem Mittelscheitel gekämmt, eine getönte Brille auf der Nase, eine enge Lederhose hatte er an. Sein Ohr zierte ein Ring mit einem Kreuz dran. Er hatte ein faltiges Gesicht und ich schätzte ich auf Mitte 50.

Wir kamen kurz ins Gespräch, weil er mehr über die Waschnüsse erfahren wollte. Ich war sehr geschätzt für meine Freundlichkeit und die Zeit, die ich mir für unsere Kunden nahm. Ich erklärte ihm, wie umweltfreundlich Waschnüsse wären, allen möglichen Kram um sie attraktiv zu machen. So machen das gute Verkäufer. Nach ein paar Minuten, fühlte ich mich immer unwohler. Dieser Mann musterte mich von oben bis unten, als würde er mich gleich anspringen wollen. Ich versuchte mich aus dem Gespräch zu befreien und sagte ihm, ich müsse ins Lager um den Lieferanten rein zu lassen.

„Einen Moment!“, rief er mir hinterher. Ich drehte mich um und wartete auf sein Anliegen. Er fragte mich, ob er mich mal auf ein Eis einladen dürfte. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Ich fand seine Erscheinung irgendwie zum ekeln. Aber um ihn als Kunden nicht zu verlieren, versuchte ich charmant mich aus der Affaire zu ziehen: „Na klar, wenn sie eines holen, bringen sie doch meiner Kollegin auch gleich eins mit“, antwortete ich und verschwand hinter der Tür. Ich hatte bereits die Vorahnung, dass das nicht das letzte mal war das ich ihm begegnete.

Ich rief Liz vom internen Telefon an und fragte ob der Schmierlappen weg sei. Sie wusste sofort wen ich meinte. Er war gegangen. Der Rest unserer Spätschicht verlief ganz normal. Wir schlossen ab und gingen ins Büro um die Kasse abzurechnen. Als wir raus wollten, stand der Schmierlappen vor der verschlossenen Glastür. Ich ging direkt wieder rückwärts ins Büro. Wir hatten einen Security in dem Center. Ich rief ihn an und bat ihn den Mann zu fragen worauf er wartet. Ich wusste die Antwort bereits, er wartete auf mich. Mir ist das Herz in die Hose gerutscht. Liz fand das natürlich zum totlachen. In dem Moment begannen meine Zweifel an unserer Freundschaft.

Der Mann stand dort über eine Stunde und ich traute mich nicht raus. Irgendwann wurde Liz sauer, weil sie endlich nach Hause wollte. Sie machte keine Anstalten mir beizustehen. Sie war eben sich selbst am nächsten. Ich rief den Security nochmal an, ich flehte ihn an mich irgendwie unentdeckt an ihm vorbei zu bringen. Er war der einzige mit dem Schlüssel für die alarmgesicherte Hintertür. Endlich kam er um mich zu befreien und Liz und ich rannten einfach zu ihr ohne nach hinten zu blicken. Ich schlief sie Nacht bei ihr, weil ich Angst hatte nach Hause zu fahren. Es war dunkel und ich wäre allein gewesen, ohne zu wissen ob der Schmierlappen mir auflauert.

Am nächsten Tag trat ich normal meine Schicht an. Beim bearbeiten der Lieferung, merkte ich, dass jemand hinter mir stand. Da war er wieder. Ich drehte mich um und schaute ihm ängstlich in die Augen. Sein Blick war so voller Hass. Er überreichte mir wortlos eine weisse Rose und einen Brief, dann ging er. Mir schossen die Tränen in die Augen und ich musste mich erstmal setzen. Zitternd öffnete ich den Brief:

Liebe Verkäuferin,

sie sind etwas besonderes. Bei ihrem Anblick, spürte ich eine Erregung wie bei keiner Frau zu vor. Die weisse Rose ist nicht zufällig gewählt. Sie spiegelt ihre Reinheit wieder. Sie sind so unschuldig und ich wollte, sie dieser Unschuld berauben. Ich wollte sie anfassen und spüren. Ich weiss, dass sie gestern vor mir geflüchtet sind. Ich bin nicht der Typ für Vergewaltigungen, aber in meinen Gedanken Stelle ich mit ihnen an was ich will. Sie werden mich nie wieder sehen.

In liebe, Jerry.

Ich war so dermaßen angewidert. Den Rest meiner Ausbildung verbrachte ich in Angst, dass er mich irgendwann entführt. Ich litt unter Verfolgungswahn und sein Brief wiederholte sich auf jedem Heimweg in meinen Gedanken. Liz hatte absolut kein Verständnis dafür und meinte ich sei selbst Schuld, ich solle nicht immer so freundlich sein.

Am Wochenende erzählte ich Chris davon. wir sahen uns nur zwei Wochenenden im Monat, weil er unter der Woche in der Kaserne war und die anderen beiden Wochenenden unseren Freunden gehörten. Das aus seinem Mund die gleichen Worte wie aus Liz kommen würden hätte ich nicht erwartet. Doch, weil ich so verliebt war, glaubte ich Chris und wurde zu einem anderen Menschen..

To be Continued…