Else Lasker-Schüler
zur Person
(eigentlich Elisabeth Lasker-Schüler; geboren am 11. Februar 1869 in Elberfeld; gestorben am 22. Januar 1945 in Jerusalem)
Dem Elberfelder Kaufmann und Bankier Aron Schüler und seiner Ehefrau Jeanette, geborene Kissing (deren Vorfahren Juden in Spanien waren, bis Pablo von Elkan vor einem Pogrom aus Madrid flüchtete, sich in Kissingen niederließ und dementsprechend seinen Namen abwandelte) wurde am 11. Februar 1869 als 6. und letztes Kind eine Tochter geboren. Man gab ihr den Namen Elisabeth. Die heißgeliebte Mutter, literaturbegeistert, Goethe-Verehrerin, still und schwermütig ("Mein Herz blüht auf, wenn ich an meine Mutter denke") starb, als Else Lasker-Schüler 21 Jahre alt war. Ihr Vater folgte ein paar Jahre darauf. Inzwischen heiratete Else den Berliner Arzt Jonathan Berthold Lasker. 1899 wurde ihr einziger Sohn Paul geboren, der 1927 an Tuberkulose starb.
Nach der Scheidung von Lasker, um die Jahrhundertwende, ging Else Lasker-Schüler eine neue Verbindung mit dem 9 Jahre jüngeren Kunstschriftsteller, Redakteur und Komponisten Georg Lewin ein. Seitdem gab sie als ihr Geburtsjahr 1876 an. Sie gab ihrem Mann den Namen Herwarth Walden, so wie sie all ihren Freunden selbsterfundene Namen gab. Gottfried Benn war "Giselheer, der Barbar", Georg Trakl "Ritter aus Gold", Franz Werfel "Prinz von Prag" oder Johannes Holzmann "Senna Hoy" (die Umkehrung seines Vornamens).
Sie selbst schilderte 1920 ihren Lebenslauf für eine Anthologie so: "Ich bin in Theben (Ägypten) geboren, wenn ich auch in Elberfeld zur Welt kam, im Rheinland. Ich ging bis 11 Jahre zur Schule, wurde Robinson, und seitdem vegetiere ich."
Zu ihren Freunden gehörten u.a. Ernst Toller, Erich Mühsam, George Grosz, Oskar Kokoschka, Albert Einstein, Paul Zech und Richard Dehmel. Sie nahm sie als Bürger des von ihr gegründeten Phantasiereiches Theben auf, über das Else Lasker-Schüler selbst als "Prinz Jussuf" herrschte.
Im Berliner Cafe des Westens und im Romanischen Cafe spielte sich das gesamte Künstlerleben ab. Tilla Durieux (von der Lasker-Schüler in dem Gedicht "Die Schauspielerin" besungen) schreibt in ihrem Buch "Eine Tür steht offen", Hamburg 1954: "Im Cafe des Westens, dem Sammelplatz der talentierten und untalentierten Bohéme, konnte man die merkwürdigsten Erscheinungen sehen: Männer mit langen Haaren und Mädchen in eigenartiger Kleidung saßen hier stundenlang bei einer Schale schwarzen Kaffees. Unter Ihnen sah man die auffallende Else Lasker-Schüler. Sie war unbestreitbar ein großes Talent und illustrierte ihre Geschichten und Gedichte in ungewöhnlicher Weise ... Else war klein und schmächtig, von knabenhafter Gestalt mitkurzgeschnittenem Haar. Else, ewig verliebt, schrieb ihre merkwürdigen Gedichte, in denen sie die jeweils Erkorenen zu Göttern erhob und ihnen eine Rose oder einen Stern auf die recht ähnlich gezeichneten Köpfe malte."
Die Ehe mit Walden dauerte etwa 10 oder 11 Jahre, um dann auseinanderzugehen. Danach hatte Else Lasker-Schüler keine Wohnung mehr und lebte nur noch in Pensionen oder Hotels (z.B. das ehemalige Koschel, später "Sachsenhof" in der Moritzstraße am Nollendorfplatz). Sie legte alle Bürgerlichkeit ab und überließ sich einem ganz und gar ungebundenem Leben. Sie liebte es ihre Lyrik selbst vorzulesen und unternahm Vortragsreisen im In- und Ausland.
Jugendstil, Frauenbewegung und Ablehnung der konventionellen Kunst bereiteten den Grund für ihre frühen Gedichte, die ab 1899 in verschiedenen Zeitschriften erschienen. Als 1902 ihr erster Gedichtband "Styx" erschien, wurde sie von der fortschrottlichen Kritik als genial gepriesen, von der konservativen als geschmacklos angeprangert.
Das "Berliner Tageblatt", der "Berliner Börsenkurier", die "Frankfurter Zeitung" und später auch die "Neue Züricher Zeitung" veröffentlichten sie. 1919/20 erschien im Verlag Paul Cassirer eine 10bändige Gesamtausgabe ihrer Werke. Max Reinhardt inszenierte 1919 die Uraufführung des Schauspielers "Die Wupper", 1927 erschien das Stück in Berlin auf der Bühne, unter Jürgen Fehlings Regie. Zusammen mit Richard Billinger erhielt sie 1932 den Kleistpreis.
1933 wurde sie von Nazis mit einer Eisenstange niedergeschlagen und floh, verstört und geschockt, in die Schweiz. Da Else Lasker-Schüler mittellos auf der Parkbank nächtigte wurde sie in Zürich von der Sittenpolizei aufgegriffen und arrestiert. Als man erfuhr, wer sie war, organisierten die Schweizer Aufführungen, um ihr zu helfen.
1934 reiste sie zum ersten Mal nach Palästina, 1937 kam sie zum zweiten Mal nach Jerusalem. 1939 kam sie zum 3. mal. Es war ihre letzte Station. Sie war am Ende ihrer Kraft, müde und gehetzt. Am 22. Januar 1945 starb Else Lasker-Schüler an Angina pectoris und wurde am Ölberg begraben.
Erlebnisbericht: Carl Stern erinnert sich an Else Lasker-Schüler
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