Tanka ✓ Gedichte, Erklärung und Aufbau

Das Windrosenherz
hing schräg im Abendrot,
bei kühlem…
Zerbrochenes Herz,
als der Schmerz dich baumwärts trug,…
An roten Tagen,
zwischen den zeitgenössischen Bildern
…
Den Wald begehen,
Wurzeln auf die Spur kommen
im Licht…
Unter der Brücke
liegt ein verzweifelter Mensch
mit…
Aus deinem Gleißen
Fließen meine Tränen in
den…
Sphärisch singender
Rauch in tiziantoten
Tonatonalen…
Worte dämmen bloß
den Instinkt im Intellekt
Pur zur…
Alles rückt näher
Gefährlich gefärbt die in
Farben…
Von ganzem Herzen
geh` ich meinen Weg
über 31 Moren…
Ach, schau der Frühling,
was sollen wir mit ihm machen…
Prisma der Liebe -
Himmelblau mit Wahrheit,
…
Bedenken erstorben
verfallen fatalistisch
im…
Dass derjenige
der schaut Dasselbe versteht
Einsehend…
So spazieren schwarz
und licht im Schattenspiel aus
…
Voller Verträumtheit
verwertender Ausdruck nur
Fassung…
Hemmungen in den
Stummheiten Gewesene
Wesen geneigt im…
Die Krabbenschar eilt
zum Versteck in den Steinen
Bis…
Der Stamm der Eiche
von Nebelwänden umklammert,
aus…
An kahlen Zweigen
Farbtupfer der Jahreszeit
die roten…
Im gespinstrigen
Gestern vermutete ich
Reste gewandet…
Gedanke um Gedanke
auf die Reise geschickt:
Treibgut…
Wie im Strömen mit
Gerissen angezogen
In Ekstase fällt…
Schöne goldene Sonne
vom Firmament zur
Bettkante der…
Still fliegen Wolken
darunter ein Vogelschwarm
…
Ein trotziger Fels:
der größte Friedhof der Welt,
Ort…
Als ich grad eben
aus der Haustür trat, trug ich
noch…
Kein Kontaktverbot!
Neun kleine Nilgansküken
flauschig…
Es klagte der Freund:
Ach, wer kein Zuhause hat,
kann…
Den kleinsten Fehler
übergroß darzustellen
ist…
Blätter und Knüppel
unterm Kastanienbaum
am frühen…
Trauermarsch ...
Ich mische mich unter die Trump-Wähler -…
Ich las in der Stadt
im Haus der toten Juden
über…
ob`s katerchen
ausgebüxt ist
oder mucken hat -
…
Die Sonne erstrahlt.
Der Sommerhimmel beginnt
sich…
Schatten sind, wo Licht
ist. Ernten kann nur, wer sät.…
Noch ist es Morgen –
doch ein welkes Buchenblatt
löst…
Ein bläulicher Schein
des Nachts im eisigen Sumpf –
es…
So schöne Worte,
die du mir auf Zettel schreibst,
mir…
Sein Gang wirkt staksig.
Hüpfend singt, rätscht und ruft er…
Ein alter Garten.
Das Mondlicht schimmert im Teich.
…
Wandel des Klimas
mit Wassernot und Hitze
ein…
Die Raaben schwärmen aus,
Nur wenn ich fliegen könnt!
…
Als er sie verließ,
um an die Front zu gehen,
sagte…
Schnee fällt im Mondlicht.
Still liegt der Koiteich vereist…
Einführung
Hinter einem erträumten Zauberspiegelein namens…
Über fremdes Land
kommt der nebulöse Kauz.
Verweilt…
Ein wachsamer Blick
über den Flügel zurück
Vorsicht…
Ein stiller Abend.
Sanft fallen die Schneeflocken
in…
Als Seiner Allmacht Hauch die Feder sich entwand
Ein…
Mondkinder flüstern
Geheimes - immer war's um
den…
Nebel steigen auf.
Rau erklingt der Krähe Ruf.
Dann…
Rosa Kirschblüte
zauberhaft gefärbt dein Kuss
birgt…
Nun naht schon der Herbst.
Bunt in Gelb und Rot und Braun…
Wie stürmische See,
die dich wild umherschleudert,
…
Ein rotes Signal setzt sie,
eine Hülse aus Metall,
…
Rübe zum Frühstück?
Der Papagei -
ein alter Hase -…
Den Muttern gilt Ehr.
Sie halten viel zusammen.
…
Mütze im Gesicht -
wütend stapft er
über sein…
Hund und zwei Katzen
sind Freunde wie Tagfalter
in…
1.
Schmetterlingspärchen
Melancholie verzaubert
…
Schnee liegt um den See.
Am Ufer ein Schwanenpaar
das…
Am belebten Markt
verströmt er unverfroren,
starke…
Deute ich die Seele frei..
Und mich führet größte Hoffnung…
Hund liegt in dem Klee
darunter ein Kleevierblatt
er…
Der alte Milcheimer
wurd' einst mächtig geschüttelt
…
Mit dem All schwingend
Im grün und blauen Brokat
Ist…
Rauch
liegt überm Dorf
Nein, kein Flüchtlingslager…
Windig und wetterwendisch
tänzelt er mir über’n Weg.
…
Herbst in Moll -
vor dem Grand Hotel
steigt die Diva…
Krank die Seele, und schwach vor Wehen
in der Nacht!
…
In mörderischer Hitze
in Gesellschaft mit Felsen
und…
Schwer ist das Herz, und
schwer ist es - zu glauben,
…
die Tag- Nachtfalter
flattern hier und da immer
sie…
Seiten
Erklärung, Beispiele und Aufbau des traditionellen Tanka
Unter den Liedern des Kojiki und des Nihongi tauchen häufig 31silbige Gedichte auf, oft als Nachgesang eines Naga-uta, eines "Langgedichtes", die als Mijika-uta, sino-japanisch Tanka, "Kurzgedicht", oder auch einfach nur als Uta, das "Lied", bezeichnet wurden.
Blyth (1981, S. 103 ff) verwendet die Bezeichnung Waka, "japanisches Gedicht", in der Entstehungszeit so namentlich unterschieden vom Kanshi, dem "chinesischen Gedicht" (Debon 1984, S. 335) und Miner (1979, S. 375) definiert sie als Repräsentation japanischer Dichtung, "that is the major form of court poetry, and in particular Chōka and Tanka".
Die wachsende Liebe japanischer Autoren für die kurze Gedichtform ist das auffallendste Phänomen der japanischen Poesie überhaupt.
Das japanische Kurzgedicht verhält sich zu den übrigen lyrischen Gebilden der abendländischen Literaturen (sic!) wie eine Skizze zu einem ausführlichen Gemälde; sein Dichter zeigt sich als den (sic!) innigsten Geistesverwandten des japanischen Malers, der seine Gemälde auch nicht minutiös ausführt, sondern mit wenigen kühnen Strichen hinwirft. Die Übereinstimmung der dichterischen und malerischen Ideale ist kein bloßer Zufall; sie liegt tief in der geistigen Veranlagung des japanischen Volkes begründet, das, vielleicht aus Mangel bedeutender schöpferischer Kraft, darauf ausgeht, mit den kleinstmöglichen Mitteln etwas künstlerisch Vollkommenes zu schaffen. (Florenz 1905, S. 19)
Die Literaturtheorie trennt das Tanka in zwei Teile. Der erste Teil, Oberstollen oder Aufgesang, kami no ku, umfasst 17 Silben; der zweite Teil, Unterstollen oder Abgesang, shimo no ku, weist zwei Zeilen mit je sieben Silben auf. Zwischen beiden Stollen liegt meistens eine Zäsur.
Der formalen Reduzierung der Gedichte auf dieses Schema, das sich, wie noch näher zu erläutern sein wird, im 7. und 8. Jahrhundert durchsetzte, musste notgedrungen auch eine inhaltliche Erneuerung folgen.
Die Thematik blieb grundsätzlich erhalten: Naturbetrachtung und Jahreszeit, Liebesidylle und Liebesschmerz, Heimweh und Einsamkeit, Helden- und Kaiserlob und Götterverehrung, letztere zunehmend erweitert durch buddhistische Weltanschauung und Transzendenz. Jedoch ist der ausschweifenden, wortreichen Darstellung und der ausmalenden Phantasie, wie sie sich in den Langgedichten zeigt, kein Spielraum mehr vergönnt.
Oki-tsu-tori 5 Auf der Seevögel,
Kamo-doku shima ni 7 Der Möwen Ruhe-Eiland
Waga ineshi 5 Mit mir gelagert
Imo wa wasureji 7 Mein Gemahl vergess ich nie,
Yo no koto-goto ni 7 Wie oft sich die Welt erneuert!
(Ein frühes Tanka aus dem Kojiki I, 42(zit. nach Gundert 1929, S. 18)
[Auszüge aus "Das deutsche Kurzgedicht - in der Tradition japanischer Gedichtformen" ISBN 3 88996 144 4; Mit freundlicher Genehmigung von Margret Buerschaper]