Tanka ✓ Gedichte, Erklärung und Aufbau

Die sechs Tanka Dichter

Die Literaturtheorie trennt das Tanka in zwei Teile. Der erste Teil, Oberstollen oder Aufgesang, kami no ku, umfasst 17 Silben; der zweite Teil, Unterstollen oder Abgesang, shimo no ku, weist zwei Zeilen mit je sieben Silben auf. Zwischen beiden Stollen liegt meistens eine Zäsur.

Oberstollen / Aufgesang / kami no ku:

5 xxxxx
7 xxxxxxx
5 xxxxx

Abgesang / shimo no ku:

7 xxxxxxx
7 xxxxxxx

empfohlene Tanka
von Margret Buerschaper
von Carl Heinz Kurz
von Margret Buerschaper
neue Tanka
von Pawel Markiewicz
von Thomas Brod
von Pawel Markiewicz
die schönsten Tanka
von Volker Harmgardt
von Volker Harmgardt
von Volker Harmgardt
Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Das Windrosenherz
hing schräg im Abendrot,
bei kühlem…

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Den Wald begehen,
Wurzeln auf die Spur kommen
im Licht…

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

An roten Tagen,
zwischen den zeitgenössischen Bildern

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Unter der Brücke
liegt ein verzweifelter Mensch
mit…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Alles rückt näher
Gefährlich gefärbt die in
Farben…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Aus deinem Gleißen
Fließen meine Tränen in
den…

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Zerbrochenes Herz,
als der Schmerz dich baumwärts trug,…

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Ach, schau der Frühling,
was sollen wir mit ihm machen…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Worte dämmen bloß
den Instinkt im Intellekt
Pur zur…

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Von ganzem Herzen
geh` ich meinen Weg
über 31 Moren…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Sphärisch singender
Rauch in tiziantoten
Tonatonalen…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Voller Verträumtheit
verwertender Ausdruck nur
Fassung…

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Prisma der Liebe -
Himmelblau mit Wahrheit,

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Bedenken erstorben
verfallen fatalistisch
im…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

So spazieren schwarz
und licht im Schattenspiel aus

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Der Stamm der Eiche
von Nebelwänden umklammert,
aus…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

An kahlen Zweigen
Farbtupfer der Jahreszeit
die roten…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Wie im Strömen mit
Gerissen angezogen
In Ekstase fällt…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Dass derjenige
der schaut Dasselbe versteht
Einsehend…

Tanka
von Volker Harmgardt
Bibliothek

Schöne goldene Sonne
vom Firmament zur
Bettkante der…

Tanka
von Andreas Brod
Bibliothek

Den kleinsten Fehler
übergroß darzustellen
ist…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Hemmungen in den
Stummheiten Gewesene
Wesen geneigt im…

Tanka
von Yvonne Zoll
Bibliothek

Im gespinstrigen
Gestern vermutete ich
Reste gewandet…

Tanka
von Jürgen Wagner
Bibliothek

Die Krabbenschar eilt
zum Versteck in den Steinen
Bis…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

Still fliegen Wolken
darunter ein Vogelschwarm

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

Drei Stare zwitschern
beim Sonnen auf kahlem Ast
trotz…

Tanka
von Carl Heinz Kurz
Bibliothek

Es klagte der Freund:
Ach, wer kein Zuhause hat,
kann…

Tanka
von Annelie Kelch
Bibliothek

Gedanke um Gedanke
auf die Reise geschickt:
Treibgut…

Tanka
von Annelie Kelch
Bibliothek

Als ich grad eben
aus der Haustür trat, trug ich
noch…

Tanka
von Carl Heinz Kurz
Bibliothek

Ein trotziger Fels:
der größte Friedhof der Welt,
Ort…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

Kein Kontaktverbot!
Neun kleine Nilgansküken
flauschig…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

(Tanka mit Bild…

Tanka
von Carl Heinz Kurz
Bibliothek

Ich las in der Stadt
im Haus der toten Juden
über…

Tanka
von Wolfgang Luley
Bibliothek

ob`s katerchen
ausgebüxt ist
oder mucken hat -

Tanka
von Robert K. Staege
Bibliothek

Die Sonne erstrahlt.
Der Sommerhimmel beginnt
sich…

Tanka
von Margret Buerschaper
Bibliothek

Schatten sind, wo Licht
ist. Ernten kann nur, wer sät.…

Tanka
von Margret Buerschaper
Bibliothek

Noch ist es Morgen –
doch ein welkes Buchenblatt
löst…

Tanka
von Margret Buerschaper
Bibliothek

Blätter und Knüppel
unterm Kastanienbaum
am frühen…

Tanka
von Annelie Kelch
Bibliothek

Trauermarsch ...
Ich mische mich unter die Trump-Wähler -…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

Sein Gang wirkt staksig.
Hüpfend singt, rätscht und ruft er…

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

Einführung

Hinter einem erträumten Zauberspiegelein namens…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

Ein wachsamer Blick
über den Flügel zurück
Vorsicht…

Tanka
von Carl Heinz Kurz
Bibliothek

Als er sie verließ,
um an die Front zu gehen,
sagte…

Tanka
von Shiyamako JF
Bibliothek

Ein bläulicher Schein
des Nachts im eisigen Sumpf –
es…

Tanka
von Corinna Herntier
Bibliothek

So schöne Worte,
die du mir auf Zettel schreibst,
mir…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

Wandel des Klimas
mit Wassernot und Hitze
ein…

Tanka
von Peter Hort
Bibliothek

Die Raaben schwärmen aus,
Nur wenn ich fliegen könnt!

Tanka
von Heide Nöchel (noé)
Bibliothek

Mondkinder flüstern
Geheimes - immer war's um
den…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

Rosa Kirschblüte
zauberhaft gefärbt dein Kuss
birgt…

Tanka
von Robert K. Staege
Bibliothek

Nun naht schon der Herbst.
Bunt in Gelb und Rot und Braun…

Tanka
von Wolfgang Tietze
Bibliothek

Als Seiner Allmacht Hauch die Feder sich entwand
Ein…

Tanka
von Monika Laakes
Bibliothek

Ein rotes Signal setzt sie,
eine Hülse aus Metall,

Tanka
von Wolfgang Luley
Bibliothek

Rübe zum Frühstück?
Der Papagei -
ein alter Hase -…

Tanka
von Robert K. Staege
Bibliothek

Nebel steigen auf.
Rau erklingt der Krähe Ruf.
Dann…

Tanka
von Thomas Brod
Bibliothek

Den Muttern gilt Ehr.
Sie halten viel zusammen.

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

Hund und zwei Katzen
sind Freunde wie Tagfalter
in…

Tanka
von Peter Hort
Bibliothek

Deute ich die Seele frei..
Und mich führet größte Hoffnung…

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

1.
Schmetterlingspärchen
Melancholie verzaubert

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

die Katzen wartend
auf den befreundeten Hund
voll…

Tanka
von Shiyamako JF
Bibliothek

Über fremdes Land
kommt der nebulöse Kauz.
Verweilt…

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

die Katzen harren
auf befreundete Vögel
die schwarzen…

Tanka
von Annelie Kelch
Bibliothek

Mütze im Gesicht -
wütend stapft er
über sein…

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

Muckelige Tankas:

Einsamer Igel
traf eines Tages den…

Tanka
von Jürgen Wagner
Bibliothek

Mit dem All schwingend
Im grün und blauen Brokat
Ist…

Tanka
von Corinna Herntier
Bibliothek

Vereister Bachlauf
fließt unsichtbar durch Wechsel
von…

Tanka
von Annelie Kelch
Bibliothek

Rauch
liegt überm Dorf
Nein, kein Flüchtlingslager…

Tanka
von Monika Laakes
Bibliothek

Windig und wetterwendisch
tänzelt er mir über’n Weg.

Tanka
von Annelie Kelch
Bibliothek

Herbst in Moll -
vor dem Grand Hotel
steigt die Diva…

Tanka
von Jürgen Wagner
Bibliothek

In mörderischer Hitze
in Gesellschaft mit Felsen
und…

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

die Katzen warten
auf die Ratten die Freunde
umhüllt…

Tanka
von Jürgen Wagner
Bibliothek

Taktisch klug vesetzt
stehen die Stacheln bereit
gegen…

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

die Tag- Nachtfalter
flattern hier und da immer
sie…

Tanka
von Peter Hort
Bibliothek

Krank die Seele, und schwach vor Wehen
in der Nacht!

Tanka
von Pawel Markiewicz
Bibliothek

Über dem Dualismus im Tanka

Paweł Markiewicz

Der…

Tanka
von Jürgen Wagner
Bibliothek

Der alte Milcheimer
wurd' einst mächtig geschüttelt

Seiten

Erklärung, Beispiele und Aufbau des traditionellen Tanka

Unter den Liedern des Kojiki und des Nihongi tauchen häufig 31silbige Gedichte auf, oft als Nachgesang eines Naga-uta, eines "Langgedichtes", die als Mijika-uta, sino-japanisch Tanka, "Kurzgedicht", oder auch einfach nur als Uta, das "Lied", bezeichnet wurden.

Blyth (1981, S. 103 ff) verwendet die Bezeichnung Waka, "japanisches Gedicht", in der Entstehungszeit so namentlich unterschieden vom Kanshi, dem "chinesischen Gedicht" (Debon 1984, S. 335) und Miner (1979, S. 375) definiert sie als Repräsentation japanischer Dichtung, "that is the major form of court poetry, and in particular Chōka and Tanka".

Die wachsende Liebe japanischer Autoren für die kurze Gedichtform ist das auffallendste Phänomen der japanischen Poesie überhaupt.
Das japanische Kurzgedicht verhält sich zu den übrigen lyrischen Gebilden der abendländischen Literaturen (sic!) wie eine Skizze zu einem ausführlichen Gemälde; sein Dichter zeigt sich als den (sic!) innigsten Geistesverwandten des japanischen Malers, der seine Gemälde auch nicht minutiös ausführt, sondern mit wenigen kühnen Strichen hinwirft. Die Übereinstimmung der dichterischen und malerischen Ideale ist kein bloßer Zufall; sie liegt tief in der geistigen Veranlagung des japanischen Volkes begründet, das, vielleicht aus Mangel bedeutender schöpferischer Kraft, darauf ausgeht, mit den kleinstmöglichen Mitteln etwas künstlerisch Vollkommenes zu schaffen. (Florenz 1905, S. 19)

Die Literaturtheorie trennt das Tanka in zwei Teile. Der erste Teil, Oberstollen oder Aufgesang, kami no ku, umfasst 17 Silben; der zweite Teil, Unterstollen oder Abgesang, shimo no ku, weist zwei Zeilen mit je sieben Silben auf. Zwischen beiden Stollen liegt meistens eine Zäsur.

Der formalen Reduzierung der Gedichte auf dieses Schema, das sich, wie noch näher zu erläutern sein wird, im 7. und 8. Jahrhundert durchsetzte, musste notgedrungen auch eine inhaltliche Erneuerung folgen.

Die Thematik blieb grundsätzlich erhalten: Naturbetrachtung und Jahreszeit, Liebesidylle und Liebesschmerz, Heimweh und Einsamkeit, Helden- und Kaiserlob und Götterverehrung, letztere zunehmend erweitert durch buddhistische Weltanschauung und Transzendenz. Jedoch ist der ausschweifenden, wortreichen Darstellung und der ausmalenden Phantasie, wie sie sich in den Langgedichten zeigt, kein Spielraum mehr vergönnt.

Oki-tsu-tori  5 Auf der Seevögel,
Kamo-doku shima ni  7 Der Möwen Ruhe-Eiland
Waga ineshi 5 Mit mir gelagert

Imo wa wasureji 7 Mein Gemahl vergess ich nie,
Yo no koto-goto ni 7 Wie oft sich die Welt erneuert!

(Ein frühes Tanka aus dem Kojiki I, 42(zit. nach Gundert 1929, S. 18)

[Auszüge aus "Das deutsche Kurzgedicht - in der Tradition japanischer Gedichtformen" ISBN 3 88996 144 4; Mit freundlicher Genehmigung von Margret Buerschaper]