Haiku ✓ Gedichte, Erklärung und Aufbau von Haikus

Durch deine Augen
Mondlicht in die Seele drang.
Die…
Der Wind pfeift leise
Mit der Stimme eines Vogels
Nach…
Windhauch -
ein Engelsflügel
streift meine Wange
Rosenblütengruß
Entfaltet mit süßem Duft
Den Sommer…
Goldene Blätter,
schweben lautlos herunter,
faulen im…
(Haiku mit Foto…
Du grüner Baumfuß
krallst dich tief in die Erde,
…
(HAIKU…
用我的勺在
吃饭从外壳的玉
甜蜜的蜂蜜
Mit meinem Löffel
Aus…
Totes Wurzelwerk
im grünen Moos ein Samen
…
Mit letzter Kraft
Zeigt Natur die schönste Seite
Und…
Flinker Eichkater!
Zieh doch den Winterpelz aus,
wenn…
Leuchtende Hagebutten
Nur schwach die Erinnerung
An…
Blitze und Donner
noch einmal dich spüren
vorm…
Aber die Meisen!
Eisiger Ost schreckt sie nicht,
…
Blühend das Leben
im Einklang schönster Natur
…
Frühlingserwachen
im Winter: mein Sommertraum
schon im…
Ein Sommerwölkchen
hält die Sonnenuhrzeit an –
... die…
Mittwoch ...
bleib
in deiner Mitte -
ruht die…
Weshalb schreist du so
Alter Mond
Ich hab dich längst…
Erstes Morgenrot
Meine Augen strahlen
im…
Nebel und Leben,
beides so undurchsichtig,
so…
Vom Vandalismus
kaputt, zerstört, verfallen -
Ausdruck…
Bunte Herbstastern
und blühende Dahlien,
schenkt uns…
Die Sonne streut Gold
über froststarre Äste.
Ihr…
Ein Windhauch schmeichelt,
er flüstert mir zu, leb‘ jetzt.…
Und da wachsen sie,
Pilze auf toten Ästen.
Ihr Garten…
der Bärlauch im Herbst
ich bräuchte zartes Gefühl
von…
Tropfen am Fenster
In der Ferne ein Donnern
Blätter…
Sonnenschein und Wind,
Hund rennt über weißen Sand,
…
Das Rotkehlchen schilt:
Eis auf der Vogeltränke!
Wart…
Ideen treffen mich
in der bewegten Stille.
Wandern…
云云和雨雨
你把春天卖给我
在月的光线
Wolken und Regen
Du…
Fahles Sonnenlicht
durchbricht die Wolkendecke,
bald…
Bäume stehen nackt
Kraniche ziehen gen Süden
Vorbei…
Sonntag -
das Gold
im Fluss der Woche ...
Winterwunderland
Es funkelt glitzert und strahlt
In…
Kleine Motten taumeln schaudernd quer aus dem Buchs;
sie…
Oh, Wolkenbilder
faszinieren mich stets neu.
Siehst du…
Wispernde Blätter
welch Geheimnis verbergt ihr?
Eine…
Die Welt von oben
Die Welt so weit –
Ein and‘rer…
PERLENMEER im Lenz
weiße Möwen tragen Sagen
von dem…
Hojas de oro
ya proyecta su sombra
será muy sombrío…
Über den Schatten
meiner Zweifel spring ich ans
Ufer…
tiefe Blicke – heiße Schwüre
gestohlene Herzen
…
Die Sonnenblume:
Zum Halt ist sie geworden
der zarten…
Hat Gott im Kirschbaum
die Nacht mit Luna verbracht?
…
Beißender Märzwind –
doch der Magnolienbaum
spitzt…
Die Schönheit des Seins,
ich will sie nochmals schauen,…
Asphaltader pocht.
Gemüter drängen ihr Blech.
Jeder…
Kinderlachen
an allen Tagen im Jahr
unbeschwert und…
V e r g i s s m e i n n i c h t -
das Perfekt sehnt sich…
Im Intercity – ich
mit entgleisten Zügen
in falscher…
Zwar wohl existent,
doch nicht wirklich lebendig; -
…
Morgendämmerung
schaut mich lang silbergrau an.
Die…
Krähengeschwader
Flog schreiend über mein Haus.
Es war…
Goldener Herbsttag
Die Bank am Wegesrand
Frisch…
Symbol unserer Zeit:
Disteln vor dunkler Mauer
im…
Pfirsichblütenschnee
Sanft verweht im Daseinshauch
…
Klassentreffen –
neben mir: die erste Liebe
zu nah am…
Der Nachtwind schmeichelt –
sanft erntet er Rosenduft –…
我采下着迷
第二个梅花自木
在热的黑夜
Gebannt pflücke ich
…
rosenduft -
ein meer gekennterter
liebesversprechen…
Die Knospe blüht auf.
Doch als rote Rose steht
Sie,…
Am langen Abend
wiegen Paare in Nestern
sich gemeinsam…
Der Buchenwald dampft
Leises Tröpfeln nach Regen
Nicht…
Zarte Kirschblüte
Zauberhaft gefärbt dein Kuss
…
Den letzten Apfel
reich mir, meine Liebste.
Schnee…
Heimkehr -
Ein Vogelzug
schreibt sich ins Himmelsblau…
Sich kriechend schlängelnd
Bricht der Spross nasse Erde.…
Krokusblütenteppich -
Mönche knüpften einst
Gebet um…
der Weg des Geldes
sie folgt ihm Hüften schwingend
ich…
Mein Löwenzahn -
braucht keine
Wurzelbehandlung ...…
Schmetterlingstänzer
im flirrenden Frühlingshain.
Der…
Rauchschwalbenzwitschern
erzählt mir aus der Fremde;…
Seiten
古池や
蛙飛び込む
水の音
Der alte Weiher:
Ein Frosch springt hinein.
Oh! Das Geräusch des Wassers.
Matsuo Bashō (1644–1694)
Erklärung, Beispiele und Aufbau des Haiku
Für die Entstehung des Haiku scheinen zwei Tatsachen von grundlegender Bedeutung zu sein. In der Renga-Dichtung hatten sich schon im 12. Jahrhundert zwei inhaltlich differenzierte Richtungen herauskristallisiert (Blyth 9. A. 1984, S. 41):
There appeared in renga two schools which characterise other spheres Japanes culture, the serious and the playful. Some of the renga teachers favoured humour, wit and puns; their works were called kyōrenga, literally, "mad" renga, but meaning "light" renga, ... contrastet with poems of deep emotion and beauty as their objects.
Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Haiku, scherzhafte, verspielte Renga, durch ihre Hauptvertreter Sōkan (1465-1553) und Moritake (1473-1549) sehr populär (Blyth 9. A. 1984, S. 45).
Zum Zweiten scheint die durch regelhafte Vorschriften bedingte wachsende Bedeutung des Hokku ausschlaggebend. Das Bemühen um einen inhaltlich und sprachlich brillianten Start einer Gemeinschaftsdichtung führte dazu, dass die Hokku in ihrer Vollendung oft keiner Ergänzung bedurften und für sich allein als eigene Kurzgedichte bestehen konnten. Das trug zur Entwicklung des Haiku als selbstständiger Gedichtform bei.
Florenz (1905, S. 440) nennt die Bezeichnung "Haiku" für das dreizeilige Kurzgedicht einen Missstand. Sie ist zusammengefügt aus Haikai no Hokku, was soviel bedeutet wie ‚humoristischer Anfangsvers‘. Die Formbeschreibung ‚Anfangsvers‘ trifft auch heute noch zu, die humoristische Sinn- und Inhaltsdeutung, die der Name aufzwingt, verlor sich jedoch schon zur Zeit Bashōs.
Das Haiku ist das kürzeste, prägnanteste, beliebteste und weltweit bekannteste Kurzgedicht der japanischen Literatur.
Die drei Zeilen sind aufgeteilt in 5-7-5 Silben:
xxxxx
xxxxxxx
xxxxx
Hin und wieder kommen auch „unregelmäßige Silbengruppierungen“ (Florenz 1905, S. 439) vor, wie z.B. 5-5-7, 7-5-5 oder 5-9-5.
Der wachsende Zuspruch, den das Haiku erfuhr, war anfangs wohl bedingt durch die Komplizierung der anderen literarischen Formen. Die strengen technischen Regeln und die gequält künstlichen Anforderungen, die die Tanka-Dichtung mehr und mehr beherrschten, förderten das Streben nach Einfachheit und Natürlichkeit. So bildete das Haiku die vereinfachte und damit volkstümliche Alternative. Die Kissenwörter und das altklassische Vokabular traten zurück und weder der Thematik, noch der sprachlichen Ausdrucksform, die „Hohes und Niedriges, Ernstes und Scherzhaftes, Vulgäres und Profanes zuließ“ (Florenz 1905, S. 441), waren Beschränkungen auferlegt. Das führte zu einer Leichtigkeit und Allgemeinverständlichkeit, dass Gebildete und Ungebildete gleichermaßen in der Lage waren, Haiku in großer Menge zu schreiben.
Die Praxis änderte sich hundert Jahre später durch Bashō und seine Schule. Blyth (9. A. 1984, Vol. I. S. 59) begründet den Vorgang:
In the same way if haiku (in its potential form of haiku renga and hokku) had not fallen into vulgarity, mere wordplay, parody, unreal poeticality, excessive simplicity, sententiousness, and epigrammaticness, and even sometimes pantheism and religiosity, Bashō could never have resurrected it into something different form all these, yet not entirely excluding them. The work of Sōkan and Moritake was thus to bring down renga and hokku from the hight to which Sōgi had raised it, too far, to a level above which Bashō had to raise it, until it should become not too bright or good for human nature's dauly food.
[Auszüge aus "Das deutsche Kurzgedicht - in der Tradition japanischer Gedichtformen" ISBN 3 88996 144 4; Mit freundlicher Genehmigung von Margret Buerschaper]
Noch mehr zu Haiku-Regeln und modernen Haiku: im LiteratPro-Magazin