Haiku ✓ Gedichte, Erklärung und Aufbau von Haikus

Herbstes Finale
ein Feuerwerk der Natur
die…
Du schöne Rose,
mit deinem leuchtenden Rot,
möchtest…
Abenddämmerung
Die Sonne schimmert im Meer
Erholt sich…
bleigrauer Himmel
eine einsame Amsel
singt…
Der Morgenröte
erfüllende Verheißung
erneuert die Welt…
Eine Bachfuge
perlt durch die hölzerne Zeit
und öffnet…
Kälte in der Luft.
Das Wachsen bahnt verborgen
die…
Im Dunkel der Nacht
tiefe Blicke treffen sich
Funken…
Gewitterstimmung.
Verdrängtes ringt mit dem Mut.
…
Jetzt spaziert in das War
Läuft wie über frisches Heu
…
Frühling im Leben
Dem Grün des Werdens vertrauen
…
Kinderlachen
schon blühen Herbstzeitlose
Wehmut macht…
Ziehende Wolken -
Gottes Lamm
und seine Jünger
…
Abendgruß
Bäume geben der Sonne
Ein stilles Geleit
Wortklang
12 Haiku
1
Worte
kommen aus dem…
Duftmoleküle –
Der Wind trägt sie
in den Sommertag…
Gewitterregen
alles plätschert vor sich hin
Richtung…
Gefallen auf Moos,
ein junges Blatt der Buche.
Der…
Der Wind des Lebens
beseelt, führt und nimmt dich mit
…
Atemlos
Im falschen Element
Gestrandet
Windgetriebene See,
auf Wellen reitet das Boot -
kein…
Silbernes Mondlicht
auf nassem Kopfsteinpflaster
leis…
Das Grauen geht um
Schwerlich sucht Gevatter Tod
…
Gedanken fließen
In der Stille des Tages
Wohin treiben…
Blütenträume
Recken sich trotzig
Ins Nass
Das Netz der Spinne
erzittert sacht im Luftzug
der…
Wellen und Meer
Sehnsucht nach dir wird wach
in einer…
Waterproofed ...
Das Make-up
Des Frühlings
Er will noch leben.
Seine Zweige himmelwärts,
so betet…
Kahl steht die Kirsche.
Ein Zweig bricht im Wintersturm,…
Unwiderstehlich
Dein Schnurren lässt mich träumen
…
Das Netz der Arten reißt -
Knoten für Knoten ...
…
Frühsommermorgen
Auf der Straße –
Himbeereis
K l a r e r B e r g k r i s t a l l
aus harter Erdkruste…
Wenn Sonne hinterm Regen siecht
Noch nach der Nacht birgt…
Garten Einsichten
Unbeirrt wirkt der Maulwurf
…
Die Amaryllis
Für mich ist sie die Schönste
An dunklen…
In finsterer Nacht
wenn der Spuk beginnt
lachst du am…
我于水井喝
在木兰花楚附近
一只黄莺唱
Ich trinke vom Brunnen…
Angst, Klimawandel,
Schreckensbilder überall -
und…
Blätter am Wegrand
Lassen Blüten vermissen
…
Gefroren schläft der See
Wälder thronen still und weiß…
In der Schlange vor dem Schalter -
Sie tastet
nach…
Die Vergangenheit
Begleitet dich auf dem Weg
Versöhn…
Hölderlins Grab.
In gefrorener Erde
ein Draht-…
Windhauch -
ein Engelsflügel
streift meine Wange
Rosenblütengruß
Entfaltet mit süßem Duft
Den Sommer…
So kurz das Leben:
Sturz eines Regentropfens
über mein…
Wo arabische
Hütten moderten, erstand
der…
Dunkel das Moor
auf Gräbern wird getanzt
bis zum…
Espenlaub singt leis
Wenn der Wind es sanft berührt
…
Morgenwind
verscheucht die Nachtwolken aus dem Tal
der…
Schwarzer Himmelglanz,
Keine Wolke vor dem Stern.
Und…
Frühmorgens -
noch zerknittert -
der Libelle Flügel…
Wasser der Erde
Glitzernder Panzer aus Eis
Umhüllt…
Durch deine Augen
Mondlicht in die Seele drang.
Die…
Bunter Blumenstrauß
euer Lachen klingt lange nach
…
Umbra
Das fremde Land eigen.
Vom Westen ein…
Sonnentauarme!
Die blauschillernde Fliege
wehrt sich…
Novemberstimmung
Morgens dunkel, abends auch
Es…
Windiger Alltag.
Kürzt Stunden zu Sekunden.
Jagst die…
Schwarze Wolken
ziehen über Länder, Meere.
Zeit des…
Blüten im Winter
zeigen innere Sonne,
erhellen den Tag…
狐狸又再次
渴望朝红色莲花
由于朝露溻
Der Fuchs schleicht erneut…
Des Winters Ankunft,
die Luft so frisch und frostig.
…
Es grünt im Winter
der knorrige Buchenstamm
von…
Der Frühling hält langsam Einzug. Die Sonnenstrahlen werden…
Weiße Feenblüten
säumen zwinkernd meinen Weg.
…
Frühling -
staunen
und genießen
Ein Streifen aus Licht
auf einem sterbenden Ast.
…
Notiz am Dienstag, 07.03.2017 - mit Haiku
- Tag der…
Sommermorgenrot
die Perlentaucher an Bord
singend…
Fassungslos schau ich
den Primeln ins Buntgesicht:
…
Nachtfrost -
Das Schwanenhaus
wird zum Taubenschlag…
Der Wind pfeift leise
Mit der Stimme eines Vogels
Nach…
Seiten
古池や
蛙飛び込む
水の音
Der alte Weiher:
Ein Frosch springt hinein.
Oh! Das Geräusch des Wassers.
Matsuo Bashō (1644–1694)
Erklärung, Beispiele und Aufbau des Haiku
Für die Entstehung des Haiku scheinen zwei Tatsachen von grundlegender Bedeutung zu sein. In der Renga-Dichtung hatten sich schon im 12. Jahrhundert zwei inhaltlich differenzierte Richtungen herauskristallisiert (Blyth 9. A. 1984, S. 41):
There appeared in renga two schools which characterise other spheres Japanes culture, the serious and the playful. Some of the renga teachers favoured humour, wit and puns; their works were called kyōrenga, literally, "mad" renga, but meaning "light" renga, ... contrastet with poems of deep emotion and beauty as their objects.
Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Haiku, scherzhafte, verspielte Renga, durch ihre Hauptvertreter Sōkan (1465-1553) und Moritake (1473-1549) sehr populär (Blyth 9. A. 1984, S. 45).
Zum Zweiten scheint die durch regelhafte Vorschriften bedingte wachsende Bedeutung des Hokku ausschlaggebend. Das Bemühen um einen inhaltlich und sprachlich brillianten Start einer Gemeinschaftsdichtung führte dazu, dass die Hokku in ihrer Vollendung oft keiner Ergänzung bedurften und für sich allein als eigene Kurzgedichte bestehen konnten. Das trug zur Entwicklung des Haiku als selbstständiger Gedichtform bei.
Florenz (1905, S. 440) nennt die Bezeichnung "Haiku" für das dreizeilige Kurzgedicht einen Missstand. Sie ist zusammengefügt aus Haikai no Hokku, was soviel bedeutet wie ‚humoristischer Anfangsvers‘. Die Formbeschreibung ‚Anfangsvers‘ trifft auch heute noch zu, die humoristische Sinn- und Inhaltsdeutung, die der Name aufzwingt, verlor sich jedoch schon zur Zeit Bashōs.
Das Haiku ist das kürzeste, prägnanteste, beliebteste und weltweit bekannteste Kurzgedicht der japanischen Literatur.
Die drei Zeilen sind aufgeteilt in 5-7-5 Silben:
xxxxx
xxxxxxx
xxxxx
Hin und wieder kommen auch „unregelmäßige Silbengruppierungen“ (Florenz 1905, S. 439) vor, wie z.B. 5-5-7, 7-5-5 oder 5-9-5.
Der wachsende Zuspruch, den das Haiku erfuhr, war anfangs wohl bedingt durch die Komplizierung der anderen literarischen Formen. Die strengen technischen Regeln und die gequält künstlichen Anforderungen, die die Tanka-Dichtung mehr und mehr beherrschten, förderten das Streben nach Einfachheit und Natürlichkeit. So bildete das Haiku die vereinfachte und damit volkstümliche Alternative. Die Kissenwörter und das altklassische Vokabular traten zurück und weder der Thematik, noch der sprachlichen Ausdrucksform, die „Hohes und Niedriges, Ernstes und Scherzhaftes, Vulgäres und Profanes zuließ“ (Florenz 1905, S. 441), waren Beschränkungen auferlegt. Das führte zu einer Leichtigkeit und Allgemeinverständlichkeit, dass Gebildete und Ungebildete gleichermaßen in der Lage waren, Haiku in großer Menge zu schreiben.
Die Praxis änderte sich hundert Jahre später durch Bashō und seine Schule. Blyth (9. A. 1984, Vol. I. S. 59) begründet den Vorgang:
In the same way if haiku (in its potential form of haiku renga and hokku) had not fallen into vulgarity, mere wordplay, parody, unreal poeticality, excessive simplicity, sententiousness, and epigrammaticness, and even sometimes pantheism and religiosity, Bashō could never have resurrected it into something different form all these, yet not entirely excluding them. The work of Sōkan and Moritake was thus to bring down renga and hokku from the hight to which Sōgi had raised it, too far, to a level above which Bashō had to raise it, until it should become not too bright or good for human nature's dauly food.
[Auszüge aus "Das deutsche Kurzgedicht - in der Tradition japanischer Gedichtformen" ISBN 3 88996 144 4; Mit freundlicher Genehmigung von Margret Buerschaper]
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