Senryu ✓ Gedichte, Erklärung und Aufbau
Gen-Abhängigkeit?
Befreie dich durch Wissen!
Selbst…
Innere Freiheit
ist ein Gipfelerlebnis.
Hilft dir…
Les ich die Zeitung
wird mein Kragen eng und platzt.
…
Trag ich, was m a n trägt?
Oder such' ich, was mir steht?…
Mit Adam allein -
ohne World Wide Web, sex’n’ crime,
…
Ruinen ...
allein der Wind stochert -
im Verwesungstod…
Es gibt noch Hoffnung.
Solange es Träume gibt,
für…
Лишь на трёх струнах
Звучания балалайки
и русской души…
Nenn es Hilfseinsatz,
nenn es Abenteuer pur.
Nenn es…
Dürre im Gesicht,
hältst die leeren Hände hin.
Frost…
Haiku und Senryu geschüttelt
Oft tun Gestalten kund:
…
Tao umfängt mich.
Der Fluss trägt das Blatt. Wohin?
…
Sonntag -
Verschnaufen ...
nach dem langen Marsch…
am himmel blutrot
schickst du nachricht zur erde
die…
Mein Tanz mit Worten
hebt mich vom Boden ins All.
Ich…
Solidarität
als Religionsersatz.
Wird Gott lebendig?…
Nur in der Hölle
kann man den Himmel sehen
Gitterblick…
Nur der Moment zählt,
Vergangenheit und Zukunft
…
Omran (5) -
geborgen
aus Trümmern
Gesellschaft scheitert
dort wo man Bücher verbrennt
…
Du Himmelstürmer
greifst nach der Unendlichkeit.
Alles…
Europas Kultur,
nach Ende der Blütezeit,
praktisch…
Innere Landschaft
nun bist du in Licht getaucht.
Hab…
So fern die Heimat,
der Krieg – wir bleiben, wollen
…
Ferner Kontinent,
Uns Sorgt Alles, was du tust.
Wir…
Wer Schwerter schmiedet
sollte sorgsam bedenken
wem er…
Ich trudel durchs Feld,
find keinen Halt im Zweifel.
…
Wenn Angst das Licht schluckt,
die Sonne plötzlich Schwarz…
die dort haben’s noch
lachen im halse und bauch
werden…
Luftchampagnerquell
dringst in meine Zellen ein.
…
Du hast mehr verdient
als schöne Worte, die ins
…
Die Wucht der Ressentiments
hinterlässt keine Namen
…
Hoffnung stirbt zuletzt!
Glaube, der Berge versetzt,
…
Wie Martha grüßte ...
Echt ein Kapitel für sich -
Ich…
Massenimpfungen
schaffen endlich gesunde
Erwerbslose…
Gleiten weiß auf blau
aus den Wolken getropft
sanft…
Fremdlings Abendlied
wandelt ohne Haus und Heim
ins…
Die wahre Freundschaft
offenbart dir die Magie
…
Mein Aug fängt den Strahl.
Tief drinnen. Husch. Er ist fort…
Wir waren hungrig
Liebe bis zum Untergang
Siehst du…
Heute schon gelacht,
ans Herz gefasst, tief gefühlt,
…
Moslem, Jude, Christ,
wer Gott sucht, findet Freude!
…
Spurlos verschwunden -
ohne Abschied: heißt warten,
…
Glaube ist für mich
die kritischste Form eines
…
Denk an die Liebe
aus Gedanken wird die Tat
die…
Europa leuchtet.
Glanz verspricht das Paradies.
…
Himmelssohn umgeht
Weg der sinkenden Sterne
Kein…
Hungrig nach Tiefe
Was alle Götter verzückt
wächst…
Hat siebzehn Silben:
Ein Haiku - etwa nicht?! Und:
Wo…
Was ist, wenn Gott denkt?
Im Meer der Möglichkeiten
…
Rücksichtsvoll pflegen
wir unser Ich, baden es
im Meer…
Ja-Wort verweigernd,
Rückseite der Verpackung
heimlich…
Ersehnter Wunschtraum
darin unendlich schweben
…
Wir verlier’n die Welt,
wenn wir so weiter machen.
…
Zauberspuk in mir,
bist ebenso in allem.
Göttliche…
Ob groß oder klein
Stoffkrabben und Staubfänger
Schenk…
Hass flieht wie Schatten
vor dem Pfeil der Herzlichkeit…
Wir haben gelehrt
aber nie daraus gelernt
Fehler zu…
Wie die Zeit vergeht!
Zweites Erwachen findet
späten…
gemeinsam - einsam
Bund von Vaterländer, der
…
Idee der Freiheit
segelt aufs offene Meer -
auch da…
Freiheit für alle
Stacheldrahstpur endet rot
genähtes…
In deinen Augen
spiegeln sich meine Ängste
wohin führt…
Am hellichten Tag
bespitzeln sie Freund und Feind!
Wie…
Wer hoffnungsschwangernd,
mit Finger am Sonnenstrahl,
…
Geheimnis Weihnacht
überdauerst alle Zeit
als ein…
Schwein, du kluges Tier,
anders, als uns’re Mächt’gen,…
Two in One schmelzen
zu neuem Kern – Herzfusion.
Null…
Alternde Liebe
geht gemeinsam Hand in Hand
vertraute…
Die aus dem Herzen
Geflüchteten sind es - ein
Volk…
Ruhende Hände
auf silbernem Haar, fühlen
wachsendes…
Ihr Kinder des Lichts
lebt Glückstrahl aus Mutterherz
…
Das Schwert der Liebe
erwidert Ruf nach Frieden:
„…
Suche nicht den Sinn,
am Boden, der blutgetränkt
…
Die das Herz treffen
Stimme mit ein in ihr Lied
Finde…
Seiten
Erklärung, Aufbau und Beispiele des traditionellen Senryu (Senryū)
Debon (1984, S. 411) nennt die Senryu „Siebzehnzeiler, die keine ‚haiku‘ sind“. Die Darstellungen über Entstehung und Entwicklung sind widersprüchlich. Ich folge den grundlegenden Ausführungen Blyths.
Formel dem Haiku gleich, dreizeilig mit 17 Silben in der bekannten Aufteilung 5 - 7 - 5, steht seine inhaltliche Prägung in der Tradition des Renga und zwar in der Mindless-Form, dem mushin-renga, ‚herzloses Kettengedicht‘, das den humorvollen, witzigen und an Wortspielen reichen Stil bevorzugte und sich im Volk großer Beliebtheit erfreute (Blyth 9. A. 1984, Vol. I, S. 42). Es wurde in der umgekehrten Silbenfolge 7 - 7 / 5 - 7 - 5 von zwei Autoren geschrieben. Dabei galt es, den dreizeiligen Vers in unerwarteter und überaschender Weise an den vierzehnsilbigen Vordervers anzuschließen. Diese Form des mushin-rengas hieß maekuzuke „Vordervers-Anschluß“ (Debon 1984, S. 410).
Als Beispiel für das maekuzuke ein Gedicht von Sōkan:
Kirtaku mo ari
kiritaku mo nashi
Nusubito wo
toraete mireba
waga ko nari
Erschlagen könnt ich ihn
aber dann doch wieder nicht.
Erwischt wurde der Dieb
und als ich näher hinsah,
war es mein eigener Sohn.
Debon (1984, S. 411)
Der zweite Traditionsstrang, der das Senryu prägte, ist das kyōka, das ‚komische Waka‘, ‚Trollgedicht‘, oder auch kyōku, das ‚Trollvers‘ oder ‚verrückter Vers‘ – ein satirisches Hokku (Blyth 1960, S. 13).
Sōkan wa
doko e to hito no
tōtareba
chito yōji ari
anoyo e to ie
Should Poeple ask
Where Sōkan has gone
Then answer,
"He has gone on some business
To the next world."
Blyth (1960, S. 13)
In den 300 Jahren nach Sōkan sind ständig humoristische Gedichte geschrieben worden, in den letzten 100 Jahren vornehmlich in der Hokku-Form; sie waren jedoch kaum bekannt und auch wenig geachtet. Das änderte sich erst durch Karai Hachiemon (1718-1790).
Karai Hachiemon war offiziell ernannter Sammler und genoss als solcher ein hohes Ansehen. Weniger seinem eigenen dichterischen Talent als vielmehr seiner ausgiebigen Tätigkeit als kritischer Beurteiler und Selektor verdankte er seine Popularität. Diesem Umstand und der Vorliebe Karai Hachiemons für das kyōku ist es zuzuschreiben, dass diese Gedichtart entdeckt wurde und Berühmtheit erlangte.
...
Hachiemon begann seine Sammeltätigkeit 1757; der erste Teil der Anthologie erschien 1765; bis zu seinem Tode 1790 umfasste sie 24 Bände. Der ausführliche Titel lautet: ‚Imosegawa Yanagidaru‘, vom ersten Wort das Ende und vom zweiten der Anfang ergeben die japanische Lesart für Senryu, gawa-yanagi, das übersetzt Flußweide heißt. Diese Wortkombination wählte Hachiemon zum Pseudonym. Erst nach seinem Tod wurde der name auf die gedichtform übertragen.
Sein Lebenswerk und der Umstand, dass das Haiku sich inzwischen zu einer hochgeistigen Gedichtform gewandelt hatte, machten das Senryu ungeheuer populär, denn es bot jedermann die Möglichkeit literarischer Betätigung, der außer der formalen Begrenztheit keine Einschränkungen auferlegt waren.
Das Senryu lebt von „Hyperbolen, Metaphern, Personifizierungen, Kalauern und Verballhornungen; es liebt die respektlose Verspottung, die Travestie und die Parodie“ (Debon 1984, S. 412), versprachlicht Ironie, Satire und Dummheit, menschliche Schwächen, alltägliches Einerlei und banale Nichtigkeit. Der Sprachstil ist umgangssprachlich geprägt, liberal, niemals moralisierend oder anklagend, dafür spöttisch, ja zuweilen zynisch und anzüglich (Blyth 1960, S. 7):
Nusumi yori
kuretaru hana wa
ori-nikushi
It is more difficult
To break off a branch he is given
Than to steal one.
Blyth (1960, S. 166)
Wenn man einen Blütenzweig stiehlt, so nimmt man soviel, wie man haben möchte, aber wenn man ihn geschenkt bekommt, fürchtet man, unbescheiden zu sein und zuviel abzubrechen.
Dorobō no
kaeri ni marui
tsuki wo home
Yasharō
On the way back
From stealing,
He praises the round moon.
Blyth (1960, S. 221)
Dieses ist ein Beispiel dafür, dass das Senryu sich jeder moralisierenden Äußerung enthält. Der satirische Unterton ist sehr zart. Der Dieb hat durch den erfolgreichen Diebstahl alle seine Materiellen Wünsche erfüllt. Nun, auf dem Heimweg, erwacht seine geistige Natur, und er betrachtet den Vollmond mit ruhigem und friedlichen Sinn.
[Auszüge aus "Das deutsche Kurzgedicht - in der Tradition japanischer Gedichtformen" ISBN 3 88996 144 4; Mit freundlicher Genehmigung von Margret Buerschaper]