Essay Nr. 4 - Die Armen hoch

Bild von Klaus Mattes
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Soeben hat die Sozialdemokratische Partei Deutschlands in Gestalt ihres Vorsitzenden Sigmar Gabriel offiziell erstmals eingeräumt, dass es in Deutschland auch eine Armut gibt.

Eine Tauwetterperiode könnte morgen den alternativefreien Neoliberalismus wegzuschmelzen anfangen, falls die FAZ es nicht richtet.

Sigmar Gabriel auf dem SPD-Parteitag 2015:
„Wenn man die Armen gegen die Armen gegeneinander ausspielt, schiebt man den Brandsatz mitten in die Gesellschaft und das werden wir nicht zulassen.“

Bislang waren nur die Erkenntnisse des gewesenen Parteivorsitzenden Kurt Beck bekannt gewesen:
„Manche nennen es Unterschichten-Problem. ... Es gibt viel zu viele Menschen in Deutschland, die keinerlei Hoffnung mehr haben, den Aufstieg zu schaffen. Sie finden sich mit ihrer Situation ab. Sie haben sich materiell oft arrangiert und ebenso auch kulturell. ... Früher gab es in armen Familien, auch in meiner eigenen, das Streben der Eltern: Meine Kinder sollen es einmal besser haben! Es besteht die Gefahr, daß dieses Streben in Teilen der Gesellschaft verlorengeht.“

Die kommende Frage, die nunmehr beantwortet werden muss:
Wer hat die Armut dieser Armen jedoch herbeigeführt?

Eines heiteren Tages wird auch darüber so offen wie tabulos gesprochen werden können. So etwas gibt es nur hier bei uns. In keinem islamischen Land wäre solche Gesprächskultur auch nur denkbar.

Interne Verweise

Kommentare

21. Feb 2017

Kurt Beck, das war doch der, der über einem Obdachlosen eine Flasche Sekt geleert hat. Dieser Obdachlose oder so genannte 'arme Unterschichtler', wie die Politiker sich auszudrücken pflegen, ist dann wenige Jahre später an Krebs gestorben. Ich weiß noch, dass ich geweint habe (wohl hauptsächlich auch wegen der voran gegangenen, mir völlig unverständlichen Aktion des Kurt Beck), als ich die Meldung in der Zeitung las.

LG Annelie

25. Feb 2017

War das jetzt die aktuelle Fake-News, die letztlich Trump, Wilders, LePen, Erdogan, Strache oder Gauland bei ihrem Werk unterstützen soll? Man weiß das ja momentan nie und muss immer alles erst noch nachgoogeln!

Ich hatte die Geschichte, ich glaube, so von der Bild überliefert, in Erinnerung, ein Obdachloser mit ungewaschenem Langhaar, Ohrringen und Tattoos habe SPD-Chef (man weiß ja längst gar nicht mehr, dass er dieses tatsächlich mal gewesen ist) Kurt Beck wegen Hartz angepflaumt und Beck habe gesagt, er müsse sich nur waschen und ordentlich vorstellen, dann bekomme er auch Arbeit, drauf habe der Obdachlose gesagt, er komme demnächst bei ihm in Schale vorbei, habe diese getan und da dann habe Beck ihm einen heißen Tipp für eine Stelle gehabt und jetzt arbeite er wieder, also der Obdachlose. Nichts von Sekt, nichts von Tod.

Wenn man jetzt geschwind bei SPON nachliest, dann waren das tatsächlich Beck und Andrea Ypsilanti gemeinsam auf einem Weihnachtsmarkt, man weiß ja auch gar nicht mehr, wer Ypsilanti mal gewesen ist, Becks Memoiren heißen aber wirklich "Ein Leben als Sozilalist" oder so in etwa, Der Obdachlose wusch sich, ließ sich die Haare schneiden - und ob er eine Stelle fand, ist nicht von SPON überliefert, aber halt von Bild, was ja auch gut ist.

Der mit dem Sekt über den Obdachlosen war der Wirtschaftssenator von Bremen (drei Mal geraten, welches Parteibuch der wohl hatte) und gewesener Bankdirektor (ups, wahrscheinlich guter Stemibrück-Kumpel, Genosse darf man ja nicht mehr sagen). Dieser Sektausgießer ist im Anschluss ans Ausgießen aus seinem Amt gedrängt worden.

Mittlerweile muss man ja nur sagen, dass man dafür ist, dass die Leute nicht JETZT in Hartz IV kommen, sondern erst noch mal sechs Monate fürs Ohrringrausnehmen kriegen, dann wird man schon zum Merkel-gefährlichsten Mann des Landes. (Ansonsten ist ja, klar, gilt unisono in dieser Partei, für die Bild, für die FAZ, für das Land, für die Wähler, dass Hartz eine der besten Leistungen von Schröder gewesen ist, dass unser Land bis heute davon jeden Tag profitiert, dass es den Wohlstand gesichert und die Moderne vorangebracht hat.)

Da fällt mir gerade Ute Vogt ein, ich höre sie noch sprechen, im Südwestradio, ja, sie wüssten schon, dass Hartz nicht beliebt wäre, aber sie wären eben moderne Sozialdemokraten und da würden sie, ihrem Gewissen treu, immer nur das verantworten, was dem Ganzen auch diene und sich durchaus nicht vom Schielen auf Wählerstimmen davon abbringen lassen. Ute Vogt, die in der Bundeswehrmaschine zur Fußballeuropameisterschaft geflogen und sich das Benzin für ihr Motorradhobby vom Ministerium hat geben lassen. Was aus der geworden ist? Bitte das Googeln übernehmen!

25. Feb 2017

Das kann ich dir nicht sagen, Klaus ... was aus Ute Vogt geworden ist. Ich weiß aber definitiv, dass Beck eine Flasche Sekt über diesen Arbeitslosen bzw. Obdachlosen ausgeleert hat - für mich völlig unverständlich. Es hat mich gegruselt. Echt! Es ist auch richtig, dass er gesagt hat, der Arbeitslose solle sich waschen etc. zurechtmachen, dann bekäme auch er eine Arbeit. Dann las ich wenige Jahre, allerhöchstens zwei, drei Jahre später, dass genau dieser Arbeitslose mit dem Ohrring (?) an Krebs gestorben sei - wieder in Verbindung mit Kurt Beck, den ich schon vorher für zweifelhaft hielt. Mehr weiß ich nicht darüber. Jedenfalls hat mich die Aktion Becks (mit Foto, wie Beck es definitiv tat) sehr erschüttert. Ich habe das nicht in "Bild" gelesen, die ich nur dann lese, wenn alle anderen ausverkauft sind.

Habe soeben noch einmal recherchiert Becks wegen. Nun auch gelesen, dass es nicht Beck gewesen sein soll, der den Champagner über den Kopf des Arbeitslosen gegossen hat, sondern ein CDU-Politiker. Ich frage mich dann nur, wie das Foto entstanden ist, denn ich weiß, wusste, wie Beck aussieht, aussah. Es w a r Beck auf dem Foto - in Verbindung mit dem Spruch: Waschen etc., vorstellen. Werden auch Fotos manipuliert und veröffentlicht? - Nicht auszudenken!

LG Annelie