Die Sommerfee

Bild von Magnus Deweil
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Jedes Jahr aufs Neue schwinden die kalten Tage des Winters. Wenn der Schnee schmilzt und das Grün der Wiesen zum Vorschein kommt, die ersten Schneeglöckchen ihre weißen Häupter aus dem Boden empor strecken, die kahlen Kronen der Bäume sich langsam vom Grünen überdecken lassen, weiß ein Jeder, dass der Frühling beginnt. Es ist etwas völlig natürliches. An keinem anderen Ding, kann man die Zeit besser sehen und fühlen. Bienen summen, die Vögel kehren zurück und singen aus vollstem Herzen. Nach und nach wird es wärmer, heller und sonniger. Das Blühen präsentiert sich in vollen Kräften und die Zeit zeigt ihre schönsten Farben. Neues Leben bedeckt die Welt. Dies alles geschieht aber nicht, weil wir uns den Sommer herbei wünschen. Dieser Ablauf, so natürlich er für uns auch sein mag, ist ein magischer Wandel. Bei genauerer Betrachtung dieses Geschehens könnte man meinen, es wäre von Zauberhand. Tatsächlich ist dies auch der Fall, wenn man es nur glaubt und um das Geheimnis der Sommerfee weiß. Die Sommerfee ist ein kleines Wesen, welches für uns Mensch unsichtbar, für die Natur und die Tiere aber durchaus erkennbar ist. Wo genau sie herkommt und wie und wann sie entstanden ist, ist bis zu diesem Tag auch für die weisesten Mystiker unter uns ein Rätsel. Manche sagen sie sei mit der Erde entstanden. Andere sind der Meinung sie sei durch das Weltall geflogen und fand unseren, damals noch im Schatten liegenden, leeren Planeten vor. Kurzer Hand hätte sie sich dazu entschlossen Farbe und Leben auf die Erde zu bringen. Wie dem auch sei, es bleibt unklar, eines kann man aber mit Sicherheit sagen, die Sommerfee gab es schon lange vor uns Menschen. Sie kommt jedes Jahr, nicht etwa genau zur selben Zeit. Manchmal etwas früher, manchmal etwas später. Wie ihr gerade der Sinn steht und wie sie es für richtig hält. Und mit ihr kommt die Wärme zurück. Der Schnee, der ihr selbst wohl zu eisig ist schmilzt mit ihrer strahlenden Wärme davon. Gekleidet in ein buntes Gewand aus Blättern und Blumen in allen erdenklichen Farben, flüstert sie den Bäumen einen geheimen Zauberspruch zu um sie aus ihrem Schlaf zu wecken. Dann flattert sie mit ihren zitronengelben Schmetterlingsflügeln weiter zum Himmel hinauf und gibt ihm Bescheid, dass er die Wolken nun zur Seite schieben und die Sonne durchlassen könne. Wieder zurück auf der Erde, verteilt sie, aus einem kleinen Lederbeutel Samen auf dem Boden, durch welche sich die Blumen und Sträucher erheben. Sie begrüßt sie wie alte Freunde, welche sie den ganzen Winter nicht mehr gesehen hat. Gleiches mit den Tieren, die sie liebevoll, wie eine Mutter aus ihrem tiefen Winterschlaf weckt. So begleitet die Sommerfee alle Pflanzen und Tiere durch die Monate, bis es wieder an der Zeit ist schlafen zu gehen. Den Winter über legt sich auch die Fee nieder und schlummert, bis es wieder an der Zeit ist aufzustehen und die kalte Zeit zu vertreiben. Doch so wie es hier geschildert ist war es nicht immer. Es gab eine Zeit, in der man meinen könnte, die Fee sei nicht aus ihrem Schlaf erwacht. Eine Zeit in der sie ganz aus der Welt verschwunden schien. Selbstverständlich war es nicht ihr Verschulden, denn schließlich liebte sie ihre Arbeit und fühlte sich, bei Betrachtung ihres jährlichen Werkes, immer wieder aufs Neue so glücklich, dass sie sich zufrieden in einen langen Schlaf träumen konnte. Anders als der Magierkönig Lastokes. Lastokes hasste die Fee. Weil er selbst sehr unglücklich und jähzornig war, konnte er es nicht leiden, wenn die Menschen auf Grund der Blüte und Sommerzeit ihrer Fröhlichkeit in allem was sie taten Ausdruck verliehen. Lastokes selbst lebte in einem dunklen Schloss, welches tief verborgen im Schattengebirge lag. Er verzauberte sein Reich mit einem Fluch, der jeden der es zu betreten versuchte, in tiefe Trauer stürzen lies. So tief, dass den Menschen die es durchschritten das Herz zu stein wurde. Und weil der Fluch das Herz versteinerte, wurden auch die Menschen selbst zu Stein, weil das Herz das Zentrum aller Lebewesen ist. Lastokes hatte kein Herz. Als er einst noch die Menschen um das ihrige beneidet hatte, verspürte er irgendwann nur noch Zorn. Das gesamte Schattengebirge war ein Kabinett aus Steinfiguren. Mit einer List, so trügerisch, dass sie nur vom dunklen Zauberer selbst sein konnte, lockte er die Sommerfee in sein Gebirge. Er schrieb ihr einen Brief, in dem er ihr größte Ehrfurcht zusprach. Er versicherte ihr, mit schwärzester Tinte geschrieben, dass er den Fluch aufgehoben und sich zum Guten verändert hätte. Der Sommer war im Gange und neigte sich schon fast wieder dem Ende, als Lastokes die Fee darum bat, auch über sein Reich den Sommer kommen zu lassen. Die Fee, deren größter Wunsch und längster Wunsch es war, auch dem Schattengebirge die Wärme und Farben des Lebens zu schenken, glaubte dem Zauberer. So flog sie über die strahlenden Landschaften hin zum Fuße des Berges, um dort mit ihrem Werk zu beginnen. Und als sie gerade ihren Lederbeutel mit den Samen hervorholte, überkam sie eine unheimliche Kälte. Sie ahnte die List des Zauberers. Sie ahnte ihr bevorstehendes Schicksal und das aller Wesen. Sie fühlte eine grausame, unerträgliche Traurigkeit in ihrem Herzen. Sie wurde kälter und sie wurde wie viele vor ihr schon, zu Stein. Ein kleiner Stein, in welchem ihr Abbild zu erkennen war. So lag sie, kalt und leblos am Fuße des Berges. Und mit ihrem Leid, hielt der Winter Einzug in die Welt. Die dunklen und kalten Tage überfielen das Land, wie sie es jedes Jahr taten. Die Menschen hielten es zunächst für natürlich, doch als es längst schon wieder hätte Frühling werden sollen, blieb die Finsternis. Zunächst wunderten sich die Leute, dann aber klagten sie. Sie wurden verbittert und traurig. Die Ernte blieb aus, da in gefrorenem Boden nichts wächst. Das Vieh der Bauern erfror und über die Menschen kam großes Leid. Im Königreich Levadoh, war die Not am größten, denn das Reich lag unter dem Schattengebirge. Der König selbst tat was er konnte, er suchte seine Bürger auf um ihnen Worte des Trostes zu

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02. Nov 2020

Wann legst du einmal den Griffel aus der Hand ?
HG Olaf

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