Hi.
> Ich verliere die Lust, mir zum Thema Kopf zu machen.
So kann’s aber nie mehr was werden. Das war mit Benno das große Problem, dass du die geringste Lust nie hattest, ihm auf seine Probleme ein Echo zu geben. Momentan kann ich zwar mit dir fühlen.
> Gestern saß Monsieur im Sessel und verrenkte den Hals, um nicht winken zu müssen.
Erst sich ergeben, dann Süßholz raspeln, nun den Kopf verrenken? Alle scheinen in Missverständnissen zu kommunizieren, permanent.
> Du bist Spieler. Was soll man sagen?
Ich hab’s nur gut gemeint. Verstand euren Knatsch immer weniger, wollte einen Dialog in Gang bringen. Als Resultat bricht Benno mit mir den Kontakt ab und mit dir tut er sich weiter schwer. So wollte ich es nicht.
>> Es ist sein Plakat.
> Das mit Chaplin und dem Lederengel? Verstehe nicht, was schwul dran ist.
Die Missverständnisse! Anlässlich eines meiner Waisenhaus-Besuche (wegen Bücherspenden) traf ich auf einen Tisch mit Klüngel, von dem ich keinen kannte. Ich saß allein an der Bar und immerhin kam Herr Schattmeier heran und gab sich Mühe mit Smalltalk, den er doch auch nicht beherrscht. Ich erkundigte mich nach ihrem CSD-Motto. Wenn Schattmeier es nicht weiß, wer denn? „Warm mit Charme“, ich glaube, wir waren uns dieses Mal einig und fanden es alle beide Schrott.
Siggi stellte mir einen Plakatentwurf vor, den er (wie ich) nicht mochte. Schnell dachte ich, das hat bestimmt Benno verbrochen, und frage vorsichtshalber, ob es von Johannes stammt. Siggi, dem Johannes „das Konzept verkauft“ hatte (Siggi hatte jenes „Verkaufen“ nicht gefallen, so viel war zu merken), bestätigte, das Plakat wäre aus der Agentur von Johannes gekommen.
Es handelte sich um einen weißen Kreis, die Umgebung war braun-rot. Was laut Schattmeier die warme Farbe zu „Warm mit Charme“ wäre. Es sprach mich nicht an, irgendwie erinnerte es mich an Nazischmuckelemente. Offenbar ist das nur einer aus vielen Entwürfen gewesen. Inzwischen sah ich das Ding mit einer Gruppe nacktärschiger Männer, die ein Auto anschieben. Das ist auf jeden Fall von Benno. So middle of the road, süß macho, sexy schon, aber bitte nicht sexistisch, das passt voll zu Benno.
Das aber ausgewählte Plakat ist ja das, welches du meintest. Das hatte ich gar nicht gesehen, als ich mit Benno mailte. Er dachte, wir meinen dasselbe. Ich wollte fragen, ob sie die Originale benutzen dürfen, ohne Tantiemen zu zahlen. Der Typ sieht wie ein Chaplin in Unterhosen aus, ist aber Ralph Fiennes (nichts gegen den), dazu Uma Thurman mit ihrer Verkörperung von John Steed und Emma Peel, den Helden der Serie „The Avengers“, davon die moderne Kinoversion. Benno hat sich da schon was gedacht. „The Avengers“, keine schlechte TV-Serie in Bennos frühester Jugend, hieß in Deutschland „Mit Schirm (hat Chaplin in der Hand), Charme und Melone“ (hat er auf dem Kopf). Charme bezog sich auf Miss Emma Peel (damals Diana Rigg). Weder Mr. Steed noch Emma Peel waren homo. Na ja, er ein Dandy, sie Karatekämpferin in Lederhosen.
Es sollte sein Versuch sein, zwei Generationen anzusprechen. Benno kennt die alte Serie, die Jugend soll die moderne Verfilmung kennen. Die ist mehr oder weniger gefloppt. Es ist ein vergebliches Hinterherlaufen. Wie wenn Krücklein seinen Artikel „Nr. 5 lebt“ nennt, nach einem über zehn Jahre alten Film um einen lustigen Roboter. Wer hat die Anspielung verstanden?
> Lautschläger gab kund: Das Layout von „ups!“ finde er doof.
Ächz! Und wie ist dieses Layout? Wie das von „GAB“, „hinnerk“, „Siegessäule“, „sergej“, nicht wie das von „Box“, das ihm aber mehr zusagt?
Im Ernst, schon wieder Missverständnis! Dachte, du meinst Zeilen aus der erschienenen Ausgabe, ich verstand nicht, dass es um eine Mail ging. Hatte mich gewundert, dass du (wie Benno) ein neues Vulcano vor seinem Erscheinen kennst. An den Zeilen im erschienenen Heft konnte ich nämlich nichts entdecken, was irgendwen hätte beleidigen können. Deshalb nannte ich dich „empfindlich“, als ich Benno schrieb. Empfindlich wie doch er auch. Oder jener Anonyme, den Styla im „Vulcano“ angeblich fertig gemacht hätte, hätten Andreas (und noch wer) es nicht halb abgebogen. Dieser Ungenannte soll so aufgebracht gewesen sein, dass er mit dem Gedanken spielte, sich vom ehrenamtlichen Engagement zurückzuziehen. Benno unterstrich, bei diesem Manne handle es sich nicht um ihn.
> Johannes ist Notwendigkeit klar, für Benno ein Fassädchen aufzusetzen.
So in etwa kommt es bei mir an, als ob Benno mailt, ob ich auf die andere Straßenseite gehe, wenn wir uns jemals wieder begegnen. Ich treffe Benno aber nie! Ins „Lounge“ gehe ich nicht und nicht zu Waisenhaus- bzw. Tropica-Jubiläen.
Übrigens wohne ich in Heiligbrunnen. Nach „Vulcano“ sah ich Benno nur noch ein einziges Mal. Das war in der Bücherei vom Waisenhaus. Aber sie boykottiert er jetzt auch. Wir hatten über Monate gemailt. Das hat er mir dann gekündigt. Ich habe ihm zwar geschrieben, er aber schweigt. Was hätte ich an Gelegenheit, „Hanni“, wie er ihn zu meinem nicht geringen Entsetzen nannte, mit „Hanni“ wäre er in der Oper gewesen, also die Hanni zu treffen, dann mal über Benno zu tratschen und irgendwen als Fassadenmaxe zu entlarven?
>>>> ... sehnsuchtsvoll umgedreht
>> Das Geld fürs Taxi.
> In der Heia des Bübchens wäre Platz gewesen.
Wir hatten immer wieder nur Blicke gewechselt und kein Wort gesprochen. Ich bin mir nicht sicher, dass er das Verlangen hatte, mit mir zu schlafen. Immerhin bin ich Mitte vierzig, er etwa 19. Selbst wenn er wollte, hätte er es seinen Eltern noch verklickern müssen.
Wenn man Knall auf Fall Sex mit Unbekannten ansteuert, kann man ihn zwar mal haben, aber nachher ist es aus und vorbei. Ich kenne das von Sauna und Park. Ist ein Problem bei Puppys. Mehr als Sex will ich haben, kennen lernen, nahe kommen. Aber kennen lernen und nahe kommen will ich eigentlich nur denen, mit denen ich Sex haben will. Kennst du vielleicht.
So lang für heut.
Rolf