Gedicht h) Es ist uns kein Brot mehr

Bild von Klaus Mattes
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Es gibt mich nicht mehr und mir einen Ort.
Es gibt kein Wohnzimmer mehr, wo die Mutter das Brot kauft.
Und kein Bett, wo es donnert, wenn der Sohn seine Augen schließt.
Fliehen möchtest du gern die Uhren, die Zähne wartend.
Es gibt keine Schuppen hinterm Rand und in den Pfützen Wellen.
Stellt jedem Kind sein Heer auf und streckt die Arme hinaus!
Es ist ein Brot nicht und ihm wollten wir begegnen.
Wie Gras in den Pfoten.
Komm bitte her, du Brot!

Es gibt einen Fluss immer noch, der heißt Rheinschmeiß.
Wolken und Wolken und Wolken und Wolken und Wände und Türen
und einen schweren Fuß und sein Bett.
Es gibt neben diesem Haus keinen Kinderfuß,
überzogen mit Wolken, die ticken.
Kein Wohnzimmer, wo die Großmutter oral mit Nadeln flickt
zu Mustern verwaschen den Schal.
Möchtest du beißen den Hals unterm Schal und einen Soldaten am Ohr?

Es isst ein Brot und es isst die Wolke, bevor sie fliehen
Und es gibt sich mir oder dir.
Es gibt ein Stück jeder Frau und auch dem Kind
und dem Vater einen Soldaten in seine Hand.
Es gibt keinen Schuppen im Garten, wo der Vater mit dem Messer
zärtlich das Brot scheibet.

Einmal begegnen wir ein Stück dem Alten.
Wer hat hier noch Hunger?
Und so spricht er: „Gibt es mich?“
Und es gibt den Rest uns.
Es gibt den letzten Schnatter und das ist der Tod.

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[Anmerkung: Das Gedicht verarbeitet einige Eindrücke aus David Krauses Gedicht „wolken“ und mischt sie mit dem artverwandten „der schnitter“ von Ernst Jandl.]