Nachdem die Sache mit Justin passiert ist, wollte natürlich kaum einer mehr mit mir reden. Ich war ein einsames, molliges Mädchen mit Komplexen. Ein hässliches Entlein. Ich chattete viel, denn da konnte ich einfach jede sein, die ich sein wollte. Besonders viel schrieb ich mit einem jungen aus meiner Nähe. Bei ihm war ich echt und wir führten tiefsinnige Gespräche. Er heisst Patrick und wird in meinem Lebensweg noch das ein oder andere mal vorkommen.
Eine Freundin aus meiner Kindheit kam mich am Wochenende besuchen, weil unsere Mütter befreundet waren. Sie überredete mich raus zu gehen. Ich wünschte ich wäre nicht gegangen. Wir liefen zu dem Skatepark, in dem ich früher schon gern meine Stunden verbrachte. Es dauerte nicht lang und wir lernten ein paar Halbamerikaner kennen. Wir hatten eine Menge Spaß und teilten den gleichen Humor. Als wir gingen tauschten wir noch unsere Handynummern aus.
Ich traf mich täglich mit Joe, Brian, David und Andy. Ich flüchtete gern von zu Hause, da kamen sie gerade recht. Anfangs war es eine normale Freundschaft. Joe und ich verliebten uns ineinander und kamen schliesslich zusammen. Es war wie die Anfänge der ersten Beziehungen eben laufen, knutschen, Händchen halten und das war’s auch schon.
Irgendwann ließ aber sein bester Freund Brian, psychisch gestörte Sätze von sich. Aus den Sätzen wurden Taten. Er verprügelte zwei Jungen mit einem Gürtel, auf offener Strasse und klaute ihnen ihre Roller. Er fuhr Auto ohne Führerschein und zwang mich mitzufahren. Er beklaute kleine Kinder. Die Liste kann ewig weiter geführt werden. Auch ich sollte zu einem seiner Opfer werden.
Wir waren alle bei Jenny, Brians Freundin. Wieder einmal hatte sein Psycho- ich eine Idee. Er nahm mir mit Gewalt mein Handy weg, er wusste ich hätte Angst Ärger zu Hause zu bekommen und würde bleiben bis er es mir wieder gab. Um es zurück zu bekommen sollte ich eine Aufgabe erfüllen. Er pinkelte in eine Flasche und ich sollte es trinken. Ich begann zu weinen und ihn anzuflehen, mir mein Handy zurück zu geben. Es vergingen Stunden und er hielt mir ununterbrochen diese Flasche vor mein Gesicht. Alle anderen saßen still da und schauten mich an. Als es immer später wurde nahm ich die Flasche in die Hand, ich musste ja um 22 Uhr zu Hause sein.
Ich fasste den Mut und setzte die Flasche an, doch schon als die Pisse meine Lippen berührte musste ich Kotzen. Brian fand das natürlich total lustig und Joe schaute mich nur mit so einem mitleidigem Blick an. Schliesslich erlöste Brian mich und ließ mich nach Hause, mein Handy behielt er allerdings.
Zu Hause angekommen bekam ich natürlich Ärger und mal wieder Hausarrest. Mein Stiefvater suchte die Clique und bedrohte Brian. Er schien Angst zu haben, denn er rückte das Handy raus und sagte es war nur Spass. Ich weiss nicht wie krank Brian wirklich war, er sagte mir mal immer wenn er so ist, wäre es nicht er, sondern Seamor. Vielleicht eine Art der Schizophrenie?
Natürlich wollte er sich rächen. Joe machte per Anruf mit mir Schluss. Darüber war ich nicht mal traurig, sondern irgendwie erleichtert. Er forderte alle Sachen zurück, die er mir schenkte und meinte ich solle sie Andy geben. Andy war immer korrekt zu mir und passte nicht in diese Clique. Er traf mich beim einkaufen und sagte ich solle nicht mehr raus gehen, wenn Brian mich sieht, würde er mich umbringen.
Nach meinem Hausarrest, traute ich mich wieder zum Skatepark und sie waren alle dort. Mein Adrenalin Spiegel stieg ins unermessliche. Doch niemand fasste mich an und niemand würdigte mich eines Blickes. Sie hatten Angst, dass mein Stiefvater wieder auftauchen würde. An diesem Tag verzieh ich meinem Stiefvater innerlich die Geschichte die von ihm handelte. Ich verkroch mich wieder zu Hause und flüchtete in die virtuelle Welt, denn nur dort war ich unantastbar.
To be Continued…