Es wäre besser, wenn man „pfeift auf dem letzten Loch“ statt „aus dem letzten Loch“ schriebe. Das wäre idiomatisch. Oder idiotisch? Weiß gerade nicht.
Bemerkenswert ist doch auch, dass das Wort „Gefahr“ aus zwei Teilen, „geh“ und „fahr“, gebildet ist. Hier liegt der Hase im Pfeffer: Jemand muss aufbrechen und man gibt ihm einen trügerischen Rat: „Du musst es zu Fuß tun!“ Sagt aber auch: „Du steigst in den Zug!“ Viele sind so einem Rat gefolgt, mit einem Fuß auf dem Bahnsteig zwar noch geh-gangen, mit dem anderen in den fahr-enden Zug aber auch geklettert. Sie fielen herab, brachen sich was, wurden entzwei gerissen. Sie merkten nicht rechtzeitig, dass das Wort Gefahr anschauliches Bild dessen ist, was ihr entwächst. Gefahr ist, wie wenn du gehen und fahren zusammen willst.
Hat der auf den Idiotengebrauch des englischen Genitiv-Apostrophs hinweisende Blaumaul mal erwähnt, dass jeder Text, der die Vokabel „furios“ spazieren führt, in furioses Blabla verkommt? Was zuvörderst auf furiose Texte über Kulturelles zutrifft. Dort erscheint dieses Adjektiv mit furioser Verve, fast werfios.
„La La Land“ ist die furiose Feier einer Liebe in der Metropole der Engel. Emma Stone ist ... fabrios.“
Jeder Forenschreiber, jetzt folge ich Vlastik, hat sich in frühem Stadium mal einen Schatz überkommener Formeln angefuttert. Literatur ist, das so singt wie Hesse, Rilke, Fontane, Mann, Simenon, Christie, Simmel, Eschbach, Böll, Walser, Goethe. Sowie noch jene Bedeutenderen, die ich nicht gelesen habe: Cervantes, Baudelaire, Shakespeare, Homer, Boccaccio, Hemingway, Faulkner und Coelho. Jeder erlebt doch etwas in seinem kleinen Leben. Manche werden am Verlassen ihrer Wohnung gehindert wie beim „Würgeengel“.
Dann schneidet man es als Schnipsel heraus und wälzt es in einer Panade der Geistesvorgänger. Standing on the Shoulder of Giants, wie die gelehrigen Gallagher-Brüder dieses Verfahren nannten. Das Problem ist, dass uns Kälte und Gewissenlosigkeit abgehen, unsere eigene Lebensschnipsel als Funktionsteile in den größeren Plan einzupuzzeln, wie die Klassiker ihn verfolgten. Ich schlicht als ein redseliger Opportunist, der meinungsstark mal nach Mallorca jettete und Tässchen mit Bernhard trank.
Das Handicap der Foren-Schriftsteller ist, dass sie in Blindheit gegenüber allem, was in den Seelenblasen anderer, ihrer Leser, abläuft, in Unkenntnis, was formal von der Konkurrenz auf demselben Gebieten schon geleistet wurde, Woche um Woche vor sich hin werkeln.
Konstant inbegriffen ist dies bei Lyrik. Lyrik hat einen Bonus, dass sie kurz und knackig über tiefes Inneres spräche. Und den Anspruch erhebt, aus dem Inneren von uns allen zu reden. Ich denke zum Beispiel intensiv an jenen Novembersonntagnachmittagsspaziergang zusammen mit meinem Rollator unter den Platanen am Ufer. Jetzt schmeiße ich noch ein paar Stücke George, Rilke, Eich, Huchel dazu. Dunst, wohin, wandeln, Wandlung, führen. Fuhrmann, spann an, klar und kühl, Schritte, das Tal, ans Gemäuer der alten Steine wie trockenes Pinselgeräusch.
Bereits das Wort „Pinselgeräusch“ löst in jedem Leser die Vorstellung von etwas aus, was durch Zugabe eines präzisierenden Adjektivs kaum gewinnen könnte. Knurpelnde Pinselgeräusche, schabende Pinselgeräusche, linnene Pinselgebräuche, schmalziges Pinselrascheln, spritzende Pimmelgebräuche.
Ich erhalte toten Kitsch. Toten Kitsch. Toten Kitsch. Toten Kitsch. Ich erhalte meinen Personenschutz, indem ich das Poetische des Lebens verdichte, nicht das banale Drumsonst. Ich erhalte eine Aura, indem ich über Transzendenz im Erscheinenden schreibe, keine Dummheiten aufschreibe, nicht Witze reiße, nicht bloß spiele, nicht bolze, nicht rühre im Schmutz und Ähnliches.
Dir geht auf, was wir Schriftsteller tun?
Wir streichen laufend was weg.
desinteressiert
werde ich nicht anklicken.
im Schlepptau
hinter
hinterher
trotten
gemächlich
grimmig, gelaunt
Die Bächtersbohl'sche Adjektivzählung und Inbezugsetzung zu relevanten Nomen ist müßig, da es sich um einen malerischen Beitrag handelt, in dem sowieso Farben aufscheinen. Ob ich „fettes Schwarz neben einem Hellbraun wie Babykacke“ per Adjektiven oder Nomen übermittele, macht kaum einen Unterschied.
(Für den Abdruck in Foren doppelte Absatzzeichen einhacken. In Büchern gibt es keine Leerzeilen, aber Einzüge am Anfang der Absätze, welche das Forum hier nicht featuret.)
Hm ... jaaa .. ist das gut? ... äh ... na, bisschen doch aber? ... oder ... etwa nicht ... Die Kommas stehen falsch, mehr sage ich nicht. Jedoch erweckt ein Text mit zwei Punkten gleich hintereinander nicht den Eindruck, vierundzwanzig Mal überarbeitet worden zu sein. Word drüber und die Stelle ist entdeckt.
Ein gelber Strohhut.
(Un chapeau de paille d'Italie)
Eigentlich ist jeder Strohhut, den man rein aufs Wort hin sich vorstellt, sowieso schon gelb. Ein graugestreifter Strohhut, wäre als Nachricht bedenkenswert, der gelbe ist Pleonasmus.
Erst mal Deutsch lernen, dann wiederkommen.
Ein informierendes, theoretisierendes, belehrendes, erbauendes, witzelndes, polemisierendes Schreiben, das, nebenbei, deinen Charakter, deinen Alltag, deine Affekte, Fehler, Enttäuschungen und Begierden ausblendet, um einen Grad von Gültigkeit zu erreichen, so ein Schreiben geht ja auch an. Konsequent zu Ende gedacht endet es nicht in Schöner Literatur, weder Dichtung noch Erzählung, sondern bei Unterrichtsmaterialien, Memoiren, Anekdoten, Historiografie, Rezensionen, Polemiken, in Journalismus oder Geisteswissenschaft. All dies ist legitim.
Interessant fand ich die Theorie, dass man die Buchstaben eines Textes kreuz und quer durcheinander tippen könnte, er würde dennoch verstanden. Also, falls man die Existenz von Wortzwischenräumen und deren ungefähre Verteilung über die Zeichenmenge beibehält. Im Arabischen werden nur Konsonanten aufnotiert. Jetzt sieht beispielsweise Durmstring wie ein Wort aus, das man verstehen würde, wenn es richtigrum geschrieben wäre. Sogar die Vokale sind dabei.
Ein Autor, der behauptet, ich bin mein eigener schärfster Kritiker, ist zum unter die Couch Kugeln. Schon froh, wenn sie zu sagen vermöchten, wo Diepholz liegt.
Arbeitstechnisch bünn ik all tid topp, glaube ich. Ich scheiße meine Scheiße weit in die Sommernacht des Mittdezembers und versuche, eine letztverbliebene Cognacflasche in den Bauch zu implementieren. Erinnerungen und Fotos von gewesenen Kindern kehren mit lachenden Zuckerschnuten wieder. Sie tanzen, johlen, rufen und malen sich ab hinter meinen kahlen Augen.
Kurz vor Tilt.
Ein fies' Gender Discriminis t'erwacht in dieser finster'n Nacht.
Interesse und Leidenschaften von Lesern sind über ihre Gefühle zu erringen. Die menschliche Empfindung, Erleben, Hoffen, Probieren, Enttäuschtwerden des inneren Menschen ist Wesen von Literatur. Doch es ist kein unverzichtbares Merkmal der Literatur, dass sie irgendetwas versteht.
Das Problem ist, dass, was zum 100. Mal gemacht wird, nicht mehr ist, was es beim ersten Mal sicher war. Das Problem ist, dass die Leute eher halb verstanden haben, was die Damaligen ihnen verpackt hatten. Dass sie nichts Neues wagen wollen, niemals irgendetwas riskieren möchten. Sie stellen sich weiter so dar vor einem Schnarcherpublikum anhand ihres Kleinstkunstgewerbes. Wie die Hobbyausstellung beim Professor Hrdlicka. Unehrlichkeit. Immer wollen sie das und das und das und das über sich nicht rauslassen, mehr die existenzialistischen Augenblicke, wie wir sie von Gottfried Benn haben: „Ach Rosenblatt weiß im Eise vertäut.“
Wenn wir gewesen sind, sind wir sogleich vergessen. Wären wir je nicht vergessen, dann wären wir grau, klein und furchtsam.
Der Punkt am Ende von Aussagesätzen in der direkten Rede vor Anführungszeichen (Ende) und Komma (, sagte Waltraud) entfällt grundsätzlich.
„War mal fällig“, kicherte Friedrich Janssen.
Wer A bis Z gesagt hat, der muss auch Sauberzülse sagen können.