Auszug aus dem Leben eines Mädchens (16)

Bild von nureineneue
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Ich war auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Sie musste ins Budget passen und am besten ein Zimmer mehr haben. Auf der Arbeit sprach sich herum, dass ich eine neue Bleibe brauchte. Eine Kollegin war mit jemandem befreundet, der einen Mieter für seine Eigentumswohnung suchte. Sie gab mir seine Nummer, damit ich gleich nach Feierabend anrufen konnte. Zu meiner Überraschung kam der Filialleiter in meiner Pause zu mir uns fragte ob ich nicht bei ihnen anfangen wollte. Also vom Security zur Einzelhandelskauffrau. Zu den anspruchsvolleren Aufgaben kämen noch 600 Euro mehr Gehalt als ich hatte dazu. Ohne zu zögern schrie ich „ja!“.

Es dauerte nicht lang und ich unterschrieb den Vertrag und die neue Wohnung wurde mir ebenfalls zugesagt. So viel Glück, das musste einen Haken haben. Doch trotz meiner Sorge, dass bald wieder eine Bombe platzen würde, genoss ich den kleinen Segen. Die neue Wohnung war ein bisschen größer als die von Liz. Sie waren sich vom Schnitt her ziemlich ähnlich, da sie sich im gleichen Block befanden. Das beste daran war, dass diese tolle Wohnung voll in mein Budget passte. Meine neuen Kollegen nahmen mich sehr herzlich auf und bei vielen Männern hatte ich sofort ein Stein im Brett. Die besten Voraussetzungen für meine Rache an diesen schwanzgesteuerten Pennern.

Mein erstes Date hatte ich mit Lenny. Lenny war wieder so ein Kerl, der voll von sich überzeugt war. Ein Mann der ziemlich grosse Töne spuckte und mit seinem Geld um sich schmiss. Das machte ihn dermaßen unattraktiv, dass ich noch mehr Hass schürte. Wir waren gemeinsam essen und oh Gott ging er mir auf die Nerven. Ich, ich, ich war alles was aus seinem Mund kam. Er gab mir nicht einmal die Möglichkeit ihm zu antworten. Lenny hörte sich einfach gern selbst reden und ich stocherte gelangweilt in meinem Teller herum.

Ich nahm Lenny mit zu mir, schmiss ihn auf mein Bett und machte mein Ding. Wenigstens hielt er für eine halbe Stunde den Mund. Eine Wohltat für meine Ohren, die den Klang von seiner Stimme so leid waren. Als wir fertig waren wollte er noch kuscheln. Ich lachte ihn aus und sagte, dass er sich jetzt anziehen könne. Diese ganzen zehn Minuten die er durchhielt, waren eine Lachnummer. Ich wollte das er abhaut, denn zu mehr brauchte ich ihn nicht. Er schrieb mir noch ein paar mal.

„ich dachte, du meinst es ernst.“
„willst du mich nicht wieder sehen ?“
„komm schon ich dachte wir beide würden was aufbauen können.“

Er bekam nie eine Antwort. So brach ich mein erstes Herz mit voller Absicht. Es sollte nicht das letzte gewesen sein. Ich traf mich fast täglich mit einem anderen und zog meine Nummer durch. Bei manchen dauerte es ein paar Tage länger bis ich sie abservierte, aber mein Ziel ihnen weh zu tun habe ich immer erreicht. Ich spielte dieses Spiel ein paar Wochen, bis ich merkte was ich da eigentlich tat. Ich verletzte Menschen, die mir nichts böses wollten, einfach so, nur zum Spaß und meiner Genugtuung.

Ich blickte in den Spiegel. Ich ekelte mich vor mir selbst, weil ich so eine egoistische dumme Schlampe war. Ein unmenschliches Stück Scheiße. Bei dem Freund meiner Mutter, machte ich damals bestimmt auch irgendwas, das für ihn wie eine Einladung war. Ich machte mich richtig nieder. Vor mir lag eine scharfe Rasierklinge, mit der ich normalerweise meine Augenbrauen in Form brachte. Ich nahm sie in die Hand und setzte sie auf meinem Arm an.
Ich fügte mir viele kleine Schnitte zu. Es war irgendwie angenehm im Gegensatz zu diesen quälenden Gedanken, die gegen mich selbst gerichtet waren. Der Schmerz lenkte mich einfach ab von meinen Schandtaten. Das Blut tropfte auf die Fliesen und ich war am überlegen ob mich meinem ekelhaften Dasein ein Ende setze.

Ich setzte links von meiner Pulsader an und drückte die Rasierklinge tief in mein Fleisch. In kurzen Abständen zog ich sie immer weiter nach rechts in Richtung meiner Ader, doch kurz vor meinem Ziel bekam ich kalte Füße und brach ab. Das Blut floss etwas stärker als bisher, ich war ja so mutig fester zu drücken. Ich lief mit meiner überströmten Hand zum Kühlschrank und holte den Sekt raus, den ich mit dem letzten meiner Opfer trank. Ich dachte alkoholisiert würde mir die Sache vielleicht leichter fallen. Wieder ging ich ins Bad und setzte auf dem anderen Arm an, wieder das gleiche Szenario wir vorher und wieder brach ich ab.

Ich stand auf blickte erneut in den Spiegel und beschimpfte mich. Nicht mal das würde ich auf die Reihe bekommen, es wäre so einfach und keiner würde mich vermissen. Aber nein, ich feige Sau konnte es nicht. Ich begann zu heulen, Verband mir die Arme und legte mich ins Bett, ich musste ja morgen wieder zur Arbeit. Im Bett ließ ich mir eine Ausrede einfallen. Jeder der fragen würde, würde ich erzählen, dass ich mich an einer kaputten Glastür von meinem Schrank schnitt, als ich ihn entsorgen wollte. Die Leute glaubten mir diesen Müll sogar. Selbst meine Mutter merkte nichts. Aber das war ja nichts neues, wieso sollte sie auch auf einmal Empathie entwickelt haben...

to be Continued...