Der Schauer von Meteoriten und seine Geheimnisse

Bild von dichterausPolen1
Bibliothek

Heute nach einer Blauen Stunde beginnt in der Nacht ein Schauer der Meteoriten. Ich stehe unter einer Erle in meinem Gehöft und bin ein berauschter Beobachter dessen. Die Sternschnuppen schenken mir Träumereien, die ich nur kenne und nicht enthüllen will. Gedanken, gegeben von farbigen Meteoriten, teile ich Ihnen, werte Leser, gerne mit. Diese Gedanken-Geheimnisse betreffen die Struktur und Funktion des Areopages, des höchsten Organs, der Erleuchteten, Illuminaten im achtzehnten Jahrhundert in Deutschland an. Sie sind jedoch erdacht. Es fallen exakt dreizehn Sternschnuppen auf die Erde, leise so wie ein Regenlein. Ich zähle sie traumhafterweise auf. Jede enthüllt ihr Zweisatz-Geheimnis, das ich kurz hernach niederschreibe, in meinem Heftchen. Ich werde ein erfüllter Meteoritezuschauer.

1. Erster himbeerroter Meteorit fällt ab. Die Anmutsgedanken entstehen. Ich schreibe: Der Areopag besteht aus 10 Mitgliedern, dem Rex, Priester, Magier, und sieben anderen, die von der Drei gewählt werden. Die Sieben müssen Dichter sein.
2. Zweiter rauchgrauer Riesenmeteorit fällt herab. Der Großmutsgedanken halber schreibe ich nieder: Die Areopagsmitglieder werden in Gelb gekleidet. Diese Farbe symbolisiert die aufgeklärte Wissenschaft.
3. Dritter blaugrüner Kleinmeteorit fällt hinab. Wegen der Gutmütigkeitsgedanken verfasse ich folgendes: Erstens innerhalb einer Sitzung wird ein Bericht durchgelesen. Er kommt von dem Rexe.
4. Vierter aschgrauer Zartmeteorit fällt hinunter. Der Einmütigkeitsgedanken wegen ich schreibend:
Zweitens werden Riten durch Einstimmigkeit eingeführt. Die Riten betreffen alle Grade der Erleuchteten an.
5. Fünftes blassgrünes Meteoritlein fällt herunter. Um der Gleichmutsgedanken willen bringe ich zu Papier das Folgende: Dann verabschiedet man mit Mehrheit (6) Erlasse. Einen Erlass bezieht sich auf die Struktur und Ordnung bei dem Geheimorden der Illuminaten.
6. Sechstes bronzegelbes Meteoritchen fällt hernieder. Den Frohmutsgedanken zulieb verfasse ich, was folgt: Am Ende der Sitzung wird das holdeste Gedicht aller Illuminaten gewählt, das binnen letztem Mond (Monat) verfasst ward. Dies Gedicht nimmt man in das Buch der Veilchen auf.
7. Siebte scharlachrote Sternschnuppe abgefallen. Den Schwermutsgedanken zuliebe kleide ich in Worte: Der Areopag tagt einmal im Monat. Die außerordentliche Sitzung wird im Januar zusätzlich berufen (sog. Tulpensitzung).
8. Achte kobaltblaue Riesensternschnuppe herabgefallen. Mit Rücksicht auf die Sanftmutsgedanken fasse ich in Worte: Bei einer Tulpensitzung wertet man zuerst Bericht vom Priester und vom Magier aus. Sie betreffen druidische Messen und magische Kräuter an.
9. Neuente blattgrüne Kleinsternschnuppe hinabgefallen. Dank den Freimutsgedanken lege ich nieder: Dann wird ein Reprochenbuch gelesen. Sie kommen von kontrollierenden Mitgliedern des Geheimbundes.
10. Zehnte zinnoberrote Sanftsternschnuppe hinuntergefallen. Mitsamt den Edelmutsgedanken schreibe ich auf: Das schönste Gedicht des Jahres wird ausgewählt und prämiert. Jedermann vom Orden kann seinen Vorschlag stellen.
11. Elfte maigrüne Zartsternschnuppe heruntergefallen. Mit den Lebensmutsgedanken fasst man ab: In der Tulpensitzung werden Goldene Abgaben eingeführt. Sie sind eine finanzielle Unterstützung für die besten Studenten unter den Mitgliedern.
12. Zwölftes braunschwarzes Sternschnüpplein herniedergefallen. Bei den Demutsgedanken fertige ich an: Ferner werden Silberne Abgaben festgestellt. Sie decken all Kosten des Ordens.
13. Dreizehntes indigo Sternschnüppchen liegt gerade drunten. Mithilfe von den Langmutsgedanken gilt ebbes aufzusetzen: Sodann verabschiedet man einen Purpurroten Tribut. Die Tributleistung ist ein Stipendium für beste Wissenschaftler im Rahmen des Ordens.

Nach alledem sammelt ein Elfenkönig alle, vom versonnenen Himmelsgezelt, gefallenen Meteorite bloß für sich, für das Seinige: zu philosophierende Schwärmerei-Zauberei.

Prosa in Kategorie: 
Thema / Klassifikation: