Kinderlachen

Bild von Daniel Büttrich
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Er habe für sein Leben mehr aus Kinderbüchern von Janosch und Otfried Preußler als durch seine Schulzeit gelernt, er habe aus tschechischen Kinderfilmen und Märchenfilmen mehr über das Menschsein erfahren als von seinen Lehrern, erzählte der Kinderbuchautor dem Herausgeber eines Literaturmagazins. Seine Eltern hätten ihm als Kind die Freiheit des Träumens gelassen. Sie hätten ihm aber nie gesagt, dass Träume ohne harte Arbeit dazu führten, dass die Träume den Träumenden lediglich selbst unterhielten und beinahe sinnlos seien. Als Erwachsener sei ihm folgerichtig zunächst alles kompliziert erschienen: Frauen, Freundschaften, Arbeitssuche. Er habe sich mit Gelegenheitstätigkeiten über Wasser gehalten. Gleichzeitig sei er an der Aufnahme zur Kunstakademie grandios gescheitert, weil er sich irrigerweise für einen Picasso gehalten hatte und tatsächlich ein durchschnittlich begabter Zeichner sei. Der Wendepunkt in seinem Leben sei die Geburt seines Sohnes gewesen. Er habe diesem kleinen Wesen Dinge erzählen wollen, die ihn erheiterten und fröhlich machten. Er habe sich an die Kinderbücher und Märchen aus seiner Kindheit erinnert und begonnen, für seinen Sohn Geschichten zu schreiben. Das Lachen seines Sohnes über seine Geschichten sei bald vom Lachen der Nachbarskinder, die zu Besuch waren, verstärkt worden. Mit zunehmendem Erfolg als Kinderbuchautor sei das Lachen der Kinder der Schulklasse seines Sohnes daraus geworden, kurz danach habe er Kinder vieler Schulen zum Lachen bringen können. Dieses unbefangene Kinderlachen habe ihm auch geholfen, prägende Erfahrungen der Einsamkeit aus der eigenen Kindheit zu vergessen.

Er sei dankbar. Schliesslich sei es die schönste Gabe eines Erwachsenen, Kinder zum Lachen zu bringen.

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